WM: Geoffrey Kirui gewinnt Marathon in London
Geoffrey Kirui ist der neue Marathon-Weltmeister. Der 24-jährige Kenianer, der im April bereits den Boston-Marathon gewonnen hatte, siegte bei den Titelkämpfen in London in 2:08:27 Stunden und feierte an der Themse den bisher größten Erfolg seiner Karriere.
Sieben Kilometer vor dem Ziel hatte Kirui den bis dahin führenden Äthiopier Tamirat Tola überholt. Der Dubai-Marathon-Sieger wurde Zweiter mit 2:09:49. Die Bronzemedaille gewann Alphonce Simbu (Tansania), der nach 2:09:51 über die Ziellinie auf der Tower Bridge lief.
Ein starkes Rennen zeigte bei relativ warmen Temperaturen um 20 Grad Celsius einmal mehr der Brite Callum Hawkins, der bei den Olympischen Spielen in Rio vor einem Jahr bereits mit Rang neun überrascht hatte. Der Schotte wurde nun in London Vierter und lief mit 2:10:17 Stunden sogar eine persönliche Bestzeit. Deutsche Läufer waren beim WM-Marathon nicht am Start.
Bei Meisterschaftsrennen gibt es im Gegensatz zu vielen der großen City-Marathonrennen keine Tempomacher. Entsprechend verhalten war das Anfangstempo beim WM-Rennen. Angeführt von Callum Hawkins passierte die große Läufergruppe die 10-km-Marke nach 31:35 Minuten - eine Zwischenzeit, die auf ein Ergebnis von 2:13 Stunden hinausläuft.
Auf dem viermal zu durchlaufenden Rundkurs an der Themse gab es dann einen entscheidenden Vorstoß kurz vor der Halbmarathonmarke. Hier setzten sich Tamirat Tola, Geoffrey Kirui und Gideon Kipketer (Kenia) ab. Sie liefen den 5-km-Abschnitt zwischen 20 und 25 km in schnellen 14:29 Minuten und hatten dadurch bereits einen Vorsprung von rund 100 Metern, der sich weiter vergrößerte. Kipketer konnte mit den beiden Konkurrenten jedoch nicht viel länger mithalten und fiel dann später noch auf Rang fünf zurück. Gar nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen konnte Daniel Wanjiru, der als aktueller Sieger des London-Marathons zu den großen Favoriten gezählt hatte. Der Kenianer musste sich am Ende mit Rang acht zufrieden geben.
Spannend war der Zweikampf zwischen Kirui und Tola, der bei seinem Sieg in Dubai im Januar mit 2:04:11 Stunden einen Streckenrekord und eine hochkarätige persönliche Bestzeit aufgestellt hatte. In London hatte der Äthiopier am Sonntag schon den Sieg vor Augen, nachdem er sich 10 km vor dem Ziel von Kirui abgesetzt hatte. Danach hatte Tola bereits einen Vorsprung von rund acht Sekunden auf Kirui. Doch der Äthiopier hatte sich mit der Tempoverschärfung übernommen. Sekunde um Sekunde holte Kirui wieder auf. Und bei 35 km übernahm er die Führung. Während Kirui zum Sieg lief, fiel Tola schnell entscheidend zurück und musste am Ende sogar noch um seine Silbermedaille fürchten. Denn von hinten kam Alphonce Simbu immer dichter heran. Am Ende fehlten dem Läufer aus Tansania nur zwei Sekunden zu Tola.
Ebenso wie Simbu hatte auch Callum Hawkins in der Schlussphase des Rennens noch Reserven. Kurz nach 30 km war er Achter, am Ende kam er bis auf Platz vier nach vorne. „Ich hatte den dritten Platz vor Augen, aber ich konnte nichts mehr machen - ich kam einfach nicht heran“, sagte Hawkins, der beste europäische Marathonläufer in diesem WM-Marathon. „Ich hoffe, dass ich in der Zukunft noch eine Medaille gewinnen kann.“
„Das ist der größte Moment meiner Karriere. Ich hatte nicht erwartet, dass ich Weltmeister werden würde. Ich hatte Respekt vor Tola, denn er hat so eine starke Bestzeit. Es war mein Plan, bis 35 Kilometer mitzulaufen und dann zu versuchen, zu attackieren“, sagte Geoffrey Kirui, der sich als Youngster zunächst über die 10.000-m-Distanz einen Namen gemacht hatte. 2011 lief er als 18-jähriger in Brüssel mit 26:55,73 Minuten eine Weltklasse-Bestzeit über diese Distanz. Doch es reichte nicht für Kirui, um sich gegen die enorm starke nationale Konkurrenz bei den Qualifikationen für eine WM oder für Olympische Spiele durchzusetzen. So wechselte Geoffrey Kirui frühzeitig zur Marathondistanz. Sein Debüt über die 42,195 km lief er im Frühjahr 2016 in Rotterdam, wo er als Dritter 2:07:23 Stunden erreichte. Im Herbst folgte eine Steigerung auf 2:06:27 in Amsterdam. Damals wurde er Siebenter. Dann siegte er in Boston und nun bei der WM in London.
Ergebnisse:
1. Geoffrey Kirui KEN 2:08:27
2. Tamirat Tola ETH 2:09:49
3. Alphonce Simbu TAN 2:09:51
4. Callum Hawkins GBR 2:10:17
5. Gideon Kipketer KEN 2:10:56
6. Daniele Meucci ITA 2:10:56
7. Yohanes Ghebregergis ERI 2:12:07
8. Daniel Wanjiru KEN 2:12:16
9. Yuki Kawauchi JPN 2:12:19
10. Kentaro Nakamoto JPN 2:12:41