Silvesterläufe
Gesa Krause und Marathon-Asse in Trier im Blickpunkt − Weltrekordjagd in Barcelona
An keinem Tag des Jahres nehmen so viele Menschen an Laufevents teil wie an Silvester. Natürlich sind auch die Asse aktiv: Unsere Vorschau von Trier über Barcelona und Bozen bis nach Peuerbach.
Der Bitburger 0,0%-Silvesterlauf in Trier ist der einzige hochklassig besetzte Silvesterlauf in Deutschland. Dort stehen am Dienstag eine Reihe von deutschen Top-Läufern im Mittelpunkt. Bei den Männern wird der neue deutsche Marathon-Rekordler Samuel Fitwi (2:04:56/Verein Silvesterlauf Trier) in einem Heimspiel auf den Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) treffen.
Beide liefen ebenso wie Nils Voigt (TV Wattenscheid), der auch in Trier startet, erst Anfang dieses Monats den Valencia-Marathon. „Das Rennen ist gerade mal viereinhalb Wochen her, und ich bin froh, dass ich seither in der Eifel ein bisschen zur Ruhe kommen konnte“, verrät der 28 Jahre alte Fitwi, der die nationale Bestmarke über die 42,195-Kiomeer-Distanz auf 2:04:56 Stunden verbesserte. Marathon-Europameister Richard Ringer rannte in Valencia in 2:05:46 persönliche Bestmarke und ist damit drittschnellster Deutscher der Geschichte.
Die Veranstalter haben die Strecke der Männer von acht auf fünf Kilometer verkürzt. Das könnte am Silvestertag dem 3.000-Meter-Hindernisläufer Karl Bebendorf (Dresdner SC) entgegenkommen. Zudem startet mit Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf) ein 5.000-m-Spezialist. Auf jeden Fall dürfte es am Silvestertag um 15:30 Uhr ein hochspannendes Rennen geben. „Das ist so etwas wie die Formel 1 des Laufens“, sagt Samuel Fitwi, der neue deutsche Marathonrekordler, über den Lauf seines Vereins in der über 2000 Jahre alten Römerstadt.
Den Kreis der Sieganwärter runden 5000-Meter-Olympiafinalist Mike Foppen (Niederlande) sowie ein Afrika-Trio mit den Kenianern Robert Kiprop Koech (All-African-Games-Gewinner von 2019) sowie Nehemiah Kipyegon (München-Marathonsieger 2024) und Emmanuel Mutabazi ab.
Gesa Krause erhält Trophäe als Läuferin des Jahres von Triers Oberbürgermeister
Die Frauen laufen in Trier traditionell die Fünf-Kilometer-Distanz. Hier startet die Belgierin Lisa Rooms als Titelverteidigerin. Je nachdem in welcher Form sie sich am Ende des Jahres befindet, könnte Hindernisläuferinnen Gesa Krause (Verein Silvesterlauf Trier) bei ihrem Heimspiel eine Rolle spielen im Kampf um den Sieg.
Für Gesa Krause ist der Trierer Silvesterlauf wie für die meisten der mehr als 2.700 Teilnehmenden traditionell ein Highlight zum Jahresabschluss. „Ich freue mich riesig auf die Euphorie am Hauptmarkt und eine stimmungsvolle Feier nach dem Wettkampf“, lässt die viermalige Olympiafinalistin im 3000-Meter-Hinderrnislauf wissen. „Der Silvesterlauf ist mein erster Wettkampf nach dem sehr intensiven Olympiajahr“, sagt Krause, deren großartiges Comeback nach der Geburt von Tochter Lola im April 2023 mit der Wahl zu Deutschlands Läuferin des Jahres 2024 belohnt wurde. Die Trophäe zur von laufen.de und German Road Races veranstalteten Wahl erhielt sie nun in Trier aus den Händen von Oberbürgermeister Wolfram Leibe, dem Schirmherrn des Silvesterlaufs seit 2015.
„Ich bin sehr gespannt, wie es nach der ersten Vorbereitungsphase auf das kommende Jahr schon so rollt“, fragt sich Krause. 2025 will die zweimalige Europameisterin und deutsche Rekordlerin über 3000 Meter Hindernis zunächst zweimal über die Halbmarathondistanz antreten (26. Januar in Sevilla und 6. April in Berlin), bevor sie sich wieder ihrer Spezialdistanz mit Blick auf die Weltmeisterschaften in Tokio (13. bis 21. September) widmen möchte.
Bei zehn Starts in Trier hat sie noch nie gewonnen. „Das wäre natürlich sehr wünschenswert“, sagte sie bei der Medienkonferenz am Tag vor dem Rennen. Vor einem Jahr ist sie – damals nur neun Monate nach der Geburt von Töchterchen Lola Tochter – persönliche Bestzeit für den Altstadt-Kurs in Trier gelaufen. „Das hat mich sehr überrascht, dass ich schon so gut mitmischen konnte. Und das ist auch der Plan für morgen, wie es dann ausgeht, wird sich zeigen.“ Ihre Vereins- und Trainingspartnerin Olivia Gürth, die in Paris bei ihrer ersten Olympiateilnahme unglücklich den Endlauf verpasst hatte, wurde über die Weihnachtstage von einer Grippe erwischt und muss auf einen Start beim Rennen ihres Vereins verzichten. Gespannt sein darf man was die Äthiopierin Amare Kassie bei ihrem ersten Start in Europa zeigt.
Barcelona: Beatrice Chebet peilt auch den zweiten Fünf-Kilomeer-Weltrekord an
Barcelona hat es schon mehrmals gezeigt: Selbst zu Silvester können noch Weltrekorde gelaufen werden. Am kommenden Dienstag starten die spanischen Veranstalter eine weitere Rekordjagd. Kenias Doppel-Olympiasiegerin Beatrice Chebet will bei dem Silvesterrennen die globale Bestzeit über 5 km angreifen und könnte damit für den läuferischen Höhepunkt am letzten Tag des Jahres 2024 sorgen.
Beatrice Chebet geht in Barcelona als Titelverteidigerin an den Start. Die 24-jährige Olympiasiegerin über 5.000 und 10.000 m, die zudem auch die aktuelle Crosslauf-Weltmeisterin ist, lief in der spanischen Küstenstadt bereits vor einem Jahr einen Weltrekord. Damals erreichte sie über die 5 km 14:13 Minuten. Nach wie vor ist dies der Weltrekord für reine Frauenrennen ohne männliche Tempomacher. Am Dienstag will Beatrice Chebet nun die globale Bestzeit für das gemischte Rennen angreifen, wobei sie sicherlich von männlichen „Hasen“ profitieren wird. Auch dieser Rekord, den ihre Landsfrau Agnes Ngetich im vergangenen Januar in Valencia aufstellte, steht bei 14:13. Seit einigen Jahren führt der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics bei den Straßenrennen jeweils zwei offizielle Weltrekorde bei den Frauen.
Unter normalen Umständen dürfte Beatrice Chebet in Barcelona kaum zu schlagen sein. Ihre stärksten Konkurrentinnen sind voraussichtlich zwei aufstrebende 19 Jahre alte Äthiopierinnen. Medina Eisa erreichte in diesem Jahr eine 5-km-Bestzeit von 14:38 und verbesserte sich über 5.000 m im September in Brüssel als Zweite auf starke 14:21,89. Beatrice Chebet gewann dieses Rennen und war dabei rund zwölf Sekunden schneller als Medina Eisa. Melknat Wudu (Bestzeit: 14:40) ist die zweite junge äthiopische Topläuferin, der in Barcelona eine starke Leistung zuzutrauen ist.
Bei den Männern soll über die 5-km-Distanz offenbar der Spanier Thierry Ndikumwenayo in den Mittelpunkt rücken. Hier ist ein Angriff auf den Europarekord geplant. Diese Bestzeit von 13:12 Minuten halten zurzeit der Franzose Jimmy Gressier und der Schweizer Dominic Lobalu gemeinsam. Lobalu hatte vor einem Jahr in Barcelona mit der Rekordzeit gewonnen.
Bozen: Nadia Battocletti soll das Jubiläum krönen
Ein großes Jubiläum feiert am Dienstag der Silvesterlauf in Bozen: Der „BOclassic“ wird in Südtirol zum 50. Mal gestartet. Das Rennen durch die beschauliche Innenstadt soll Europas neuer Laufstar Nadia Battocletti mit einem Heimsieg krönen. Die Italienerin hatte den „BOclassic“ bereits vor einem Jahr gewonnen. Danach begann ihr großer Aufstieg in die Weltelite. Zunächst wurde die 24-Jährige in Rom Doppel-Europameisterin (5.000 und 10.000 m), dann gewann sie bei den Olympischen Spielen sensationell die Silbermedaille über 10.000 m (nachdem sie zuvor bereits Vierte über 5.000 m war) und zum Abschluss wurde sie Anfang Dezember Crosslauf-Europameisterin.
Normalerweise dürfte Nadia Battocletti in Bozen kaum zu schlagen sein. Aber mit der erst 18-jährigen Aleshign Baweke hat sie eine starke Konkurrentin. Die Äthiopierin ist die Junioren-Weltmeisterin über 3.000 m. Eine gute Leistung ist auch der aus Kenia stammenden Türkin Yasemin Can zuzutrauen. Die frühere 5.000- und 10.000-m-Europameisterin, die auch mehrmals Cross-Europameisterin war, kam zuletzt allerdings nicht mehr an ihre besten Leistungen heran. Bei der Cross-EM in diesem Monat war sie Dritte. Auch die Vize-Europameisterin im Marathon von München 2022, Matea Parlov Kostro (Kroatien), steht auf der Startliste. Für sie sind die 5 km wahrscheinlich eher zu kurz, denn ihre Stärke liegt klar auf den langen Strecken.
Zu einem Dreikampf könnte es bei den Männern kommen, die am Dienstag 10 km laufen werden. Zum Favoriten-Trio zählt auch ein Italiener: Yemaneberhan Crippa hatte bei den Europameisterschaften in Rom im Sommer den Halbmarathon gewonnen. Er ist Italiens Landesrekordler über die 10-km-Distanz (27:08) und zeigte vor kurzem bei der Cross-EM mit Platz zwei starke Form. Yemaneberhan Crippa trifft unter anderen auf die stark einzuschätzenden Oscar Chelimo (Uganda) und Telahun Bekele (Äthiopien). Chelimo, der 5.000-m-WM-Dritte von 2022, hat den Silvesterlauf in Bozen bereits 2020 und 2022 gewonnen. Vor zwei Jahren verwies er dabei Yemaneberhan Crippa auf Platz zwei. Bekele hat eine 10-km-Bestzeit von 27:29 und zeigte in diesem Jahr starke Form über 5.000 m. Hier belegte er beim hochkarätigen Leichtathletik-Meeting in Brüssel Rang drei in 12:45,63 Minuten.
Peuerbach: Bremm startet als Titelverteidiger, Cheruiyot als Favorit
Reynold Cheruiyot ist der Mann, den es in Peuerbach zu schlagen gilt. Der junge Kenianer hatte 2022 bei den Junioren-Weltmeisterschaften den Titel im 1.500-m-Finale gewonnen und gehörte in diesem Jahr bei der Cross-WM zum siegreichen kenianischen Staffel-Team. Über 5 km hat er eine Bestzeit von 13:04 Minuten.
Im vergangenen Jahr hatte Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) überraschend das Silvesterrennen über die 6,8-km-Strecke gewonnen. Dabei setzte er sich mit einem starken Endspurt durch, was dieses Mal aufgrund des Startes von Reynold Cheruiyot sicherlich wesentlich schwieriger wird. „Ich hatte eine erfolgreiche Saison 2024 und freue mich auf den krönenden Abschluss beim Silvesterlauf in Peuerbach. Ich will die grandiose Stimmung auf der Zielgerade noch einmal erleben und habe deshalb frühzeitig meine Startzusage gegeben“, sagte Florian Bremm, der sich in diesem Jahr über 5.000 m auf 13:11,87 Minuten verbessert hatte. Die Österreicher hoffen auf gute Platzierungen von Andreas Vojta und Marathon-Rekordler Peter Herzog (2:10:06 Stunden).
Bei den Frauen kehrt die Titelverteidigerin und Streckenrekordlerin Edinah Jebitok als Favoritin nach Peuerbach zurück. Die Kenianerin erreichte vor einem Jahr eine Zeit von 15:27 Minuten über die 5,1-km-Strecke. Im ersten Teil dieses Jahres lief die 23-Jährige eine Reihe von guten Rennen. Über 5 km steigerte sie sich zum Beispiel auf 14:38 Minuten. Doch in den letzten Monaten ist Edinah Jebitok international nicht mehr gestartet, so dass ihre Form nicht einzuschätzen ist.
Ähnlich war es auch bei Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die nach dem harten olympischen Marathon im August noch nicht wieder in Topform war. Anfang Dezember belegte sie bei der Cross-EM Platz 32. Ihre Stärken liegen auf den längeren Distanzen. Doch je nach Konkurrenz könnte sie in Peuerbach eine gute Platzierung erreichen.