DM in Kassel: Gesa Krauses Lauf-Gala

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Deutschlands momentan international beste Läuferin hat sich bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel in toller Form präsentiert. Gesa-Felicitas Krause

Deutschlands momentan international beste Läuferin hat sich bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel in toller Form präsentiert. Gesa-Felicitas Krause setzte sich vor 13.500 Zuschauern im Auestadion über 3000 Meter Hindernis mit 9:31,00 Minuten durch. Schneller als die WM-Dritte war noch nie eine Deutsche Meisterin.

Die Normen für EM und Olympia hatte Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) im Vorfeld der Deutschen Meisterschaften in Kassel schon souverän abgehakt, hätte die Verteidigung des DM-Titels also ruhig und gelassen angehen können. Aber die WM-Dritte gab – vom Publikum ebenso getrieben wie gefeiert – eine eindrucksvolle Kostprobe ihres Könnens. Zwei Tage, nachdem sie sich in Stockholm (Schweden) über 1.500 Meter auf nasser Bahn auf 4:06,99 Minuten gesteigert hatte, legte die zierliche Hessin nun über ihre Spezialdisziplin los.

Vom Start weg setzte sich die 23-Jährige an die Spitze des 16-köpfigen Feldes und war auf dem ersten Drittel sogar so flott, dass der deutsche Rekord von Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus; 9:18,54 min) in Gefahr schien. 3:06,23 Minuten bei 1.000 Meter folgten 6:18,48 Minuten für die doppelte Distanz. Der auf der Zielgeraden stärker werdende Gegenwind kostete dann aber wichtige Körner. Dennoch: Noch nie holte eine Titelträgerin mit einer schnelleren Zeit den Deutschen Meisterschafttitel. In 9:31,00 Minuten verbesserte das 50-Kilo-Leichtgewicht ihren im Vorjahr ausgestellten Meisterschaftsrekord um 1,20 Sekunden.

13.500 feiern Gesa Krause

„Die Stimmung war grandios. Ich bin immer noch geflasht, wie die Zuschauer dabei waren. Das bin ich von Läufen nicht gewohnt!, sprach die Frankfurterin den 13.500 Zuschauern im Kasseler Auestadion ein Riesenlob aus. Angesichts der anstehenden internationalen Aufgaben gab sich der Schützling von Wolfgang Heinig optimistisch. „Ich werde bei der EM in Amsterdam alles daran setzen, um Gold über die Hindernisse zu erkämpfen. Mit der 1.500-Meter-Zeit habe ich gezeigt, dass ich gut gerüstet bin“, sagte Gesa Felicitas Krause.

In den kommenden Wochen will Deutschlands „Läuferin des Jahres“ noch deutlich schneller laufen als in Kassel. „Eine Zeit von unter 9:15 Minuten ist mein Ziel. Schließlich läuft die Weltklasse zwischen 9:05 und 9:10 Minuten“, sagte Krause im Interview mit dem „Bonner Generalanzeiger“. Dort zeigt sie sich auch erschüttert vom flächendeckenden Doping in Russland. Der russische Verband wurde am Freitag von den Olympischen Spielen in Rio ausgeschlossen.

 

Gesa Krause ist in Top-Form

Die Rio-Norm hatte auch Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TV) schon im DM-Vorfeld unterboten. Nun kann sie auch definitiv mit einem EM-Start planen. Die Deutsche Cross-Meisterin gewann in 9:46,58 Minuten mit einer starken Schlussrunde den Kampf um Silber. „Ich habe nicht so gut rein gefunden. Hinten heraus war ich froh, dass es wieder so gut lief wie in Prag. Ich bin super zufrieden mit dem zweiten Platz, auch mit der Zeit, ich habe die EM-Norm noch einmal bestätigt. Bei der Europameisterschaft ist das Finale mein Ziel“, so Maya Rehberg.

Mit einem couragierten Rennen und einem entschlossenen Antritt 300 Meter vor Schluss erkämpfte Sanaa Koubaa (TSV Bayer 04 Leverkusen) DM-Bronze. Wermutstropfen: In 9:48,07 Minuten preschte sie um sieben Hundertstel an der EM-Norm vorbei. „Es war mein erstes richtiges Rennen in dieser Saison, weil ich permanent krank war. Immer wenn es im Training richtig gut lief, hat es mich wieder erwischt und ich musste von vorn anfangen. Insofern bin ich froh, dass ich so gut mitmischen konnte und freue mich über die Medaille“, kommentierte die Athletin von Paul-Heinz Wellmann, die noch mit einem Olympia-Start liebäugelt. „Ich muss noch ein oder zwei Rennen machen. Und dafür habe ich noch ein bisschen Zeit“, so die EM-Teilnehmerin von 2012. Das aktuelle laufen.de-Cover-Model Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg; 9:48,28 min), die bereits EM- und Olympianorm erfüllt hat, musste in Kassel mit Platz vier zufrieden sein.

Fabienne Kohlmann macht Rio-Norm klar

Eine Klasse-Vorstellung über 800 Meter lieferte Fabienne Kohlmann ab. Die Läuferin von der LG Karlstadt/Gambach/Lohr nahm im Vorlauf die Beine in die Hand und rannte einsam vorneweg der Olympia-Norm entgegen. Aufgrund von hartnäckigen Achillessehnen-Beschwerden mit Verzug in die Saison gestartet, hatte der WM-Halbfinalistin bisher das passende Rennen für einen Angriff auf den Richtwert gefehlt. So entschied sie kurzerhand: „Ich habe in Kassel zwei Chancen, die will ich auf jeden Fall nutzen - und nicht erst auf das Finale warten."

In 2:00,49 Minuten blieb sie deutlich unter dem für Rio geforderten Wert von 2:01,50 Minuten. Zur deutschen Jahresbestzeit ihrer Trainingspartnerin Christina Hering (LG Stadtwerke München), der sie nach Zieleinlauf jubelnd in die Arme fiel, fehlten nur zwölf Hundertstel. Beide treffen am Sonntag im Finale aufeinander.