Berlin-Marathon: Gladys Cherono und Anna Hahner wollen sich zurückmelden

Berlin-Marathon: Gladys Cherono und Anna Hahner wollen sich zurückmelden

| Text: Jörg Wenig | Foto: SCC Events
Gladys Cherono aus Kenia und die deutsche Top-Läuferin Anna Hahner stehen im Frauenfeld des BMW Berlin-Marathons im Mittelpunkt des Interesses.

Gladys Cherono und Anna Hahner haben vor dem BMW Berlin-Marathon eines gemeinsam: Sie wollen sich am Sonntag zurückmelden - allerdings in ganz unterschiedlichen Leistungsbereichen. Für die Kenianerin geht es um eine Zeit im Bereich der Weltspitze, für die Deutsche um ein national gutes Ergebnis und möglichst das Unterbieten der deutschen Norm für die Europameisterschaften 2018.

Mit fünf Athletinnen, die Bestzeiten von unter 2:25 Stunden aufweisen, ist das Frauenfeld beim BMW Berlin-Marathon hochklassig besetzt. Drei der fünf Läuferinnen kommen aus Äthiopien, zwei aus Kenia. Angeführt wird das Berliner Weltklassefeld von der Kenianerin Gladys Cherono, der Berliner Siegerin von 2015. Sie gewann damals in der Weltklassezeit von 2:19:25 Stunden und kam bis auf 13 Sekunden an den inzwischen zwölf Jahre alten Streckenrekord der Japanerin Mizuki Noguchi heran (2:19:12). Die äthiopischen Mitfavoritinnen sind Amane Beriso (Zweite in Dubai 2016 in 2:20:48), Gulume Tollesa (Siegerin in Frankfurt 2015 mit 2:23:12) und Ruti Aga (Dritte in Berlin 2016 mit 2:24:41) sowie die Kenianerin Valary Aiyabei (Siegerin in Prag 2017 in 2:21:57), die alle vorne mitmischen wollen.

Gladys Cherono ist die einzige Athletin, die bereits unter 2:20 Stunden gelaufen ist und in Berlin gewonnen hat. Deswegen ist sie als Favoritin anzusehen. „Ich bin nach Berlin zurückgekommen, um meine Bestzeit anzugreifen“, sagt die 34-jährige Kenianerin. Vor zwei Jahren lief sie in Berlin übrigens die weltweit schnellste Marathonzeit auf einer rekordkonformen Strecke seit April 2012. Doch sie verpasste die mögliche Olympia-Qualifikation im Frühjahr 2016 aufgrund einer langwierigen Verletzung. „Ich konnte 2016 aufgrund eines Ermüdungsbruches keinen Marathon mehr laufen und hatte Angst, dass ich nie wieder eine Topform erreichen würde. Aber jetzt ist alles in Ordnung“, sagt Gladys Cherono.

Anna Hahner vor dem Comeback

Der BMW Berlin-Marathon wird für Anna Hahner der erste Start über die 42,195 km nach Olympia 2016 und einer langen Verletzungspause aufgrund eines Sehnenanrisses, den sie sich während des Rennens in Rio zuzog. Bei den Spielen kam sie als 81. ins Ziel. „Vor dem Start am Sonntag spüre ich keinen Druck. Den Druck hatte ich in der Vorbereitungsphase, als es darum ging, überhaupt gesund und fit die Marathonvorbereitung zu schaffen“, sagte Anna Hahner. Erst seit Juli konnte sie wieder richtig trainieren, so dass für eine Topform einiges an Grundlage fehlen dürfte. „Ich werde jetzt hier nicht auf 2:25 Stunden anlaufen, aber die EM-Norm habe ich schon im Kopf“, sagte Anna Hahner. Die Europameisterschaften finden 2018 in Berlin statt, die Norm wurde auf 2:32:00 Stunden festgelegt.

„Mein Ziel ist zunächst die Ziellinie. Wenn ich die gesund und lächelnd erreiche, dann wird sicher auch die Zeit stimmen“, sagte Anna Hahner, deren Zwillingsschwester Lisa am vergangenen Sonntag beim Kapstadt-Marathon vor der 25-km-Marke aufgeben musste. Noch ist nicht klar, was dazu führte, dass Lisa Hahner in Südafrika schwarz vor Augen wurde. Nur teilweise haben die Geschwister die Marathon-Vorbereitung zusammen absolviert, da Anna Hahner erst im Juli mit richtigem Training beginnen konnte.

Während Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg) kurzfristig aufgrund eines Infektes auf ihren Start verzichten musste, hat eine andere deutschsprachige Läuferin große Ambitionen: Maja Neuenschwander rannte in Berlin vor zwei Jahren mit 2:26:49 Stunden ihre Bestzeit. Die 37-jährige Schweizerin will diese am Sonntag unterbieten und hätte damit das EM-Ticket praktisch gebucht. „Wenn man in Berlin an den Start geht, muss man einfach die tollen Bedingungen nutzen und versuchen, eine Bestzeit zu erreichen“, sagte Maja Neuenschwander.