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BMW Berlin-Marathon
Grandioses Rennen von Fabienne Königstein und Hitze-Weltrekord für Sabastian Sawe

| von Jörg Wenig

Sabastian Sawe hat in Berlin mit Jahres-Weltbestzeit und einen Hitze-Weltrekord gewonnen. Mit Hendrik Pfeiffer, Fabienne Königstein und Domenika Mayer landeten drei Deutsche in den Top Ten.

Sabastian Sawe hat den BMW Berlin-Marathon mit einer Jahresweltbestzeit von 2:02:16 Stunden gewonnen und seine Position als derzeit schnellster Läufer der Welt mit einer eindrucksvollen Leistung bestätigt. Trotz sehr warmer Bedingungen mit Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius erreichte der Kenianer die neuntschnellste je gelaufene Zeit und einen „Warmwetter-Weltrekord“ - niemand ist bisher bei derartig hohen Temperaturen so schnell gelaufen wie Sabastian Sawe.

Entsprechend groß war der Vorsprung: Überraschend wurde der Japaner Akira Akasaki Zweiter in 2:06:15 vor Chimdessa Debele (Äthiopien), der nach 2:06:57 im Ziel am Brandenburger Tor war. Schnellster deutscher Läufer war Hendrik Pfeiffer (Düsseldorf Athletics), der als Achter in 2:09:14 die beste Platzierung eines deutschen Läufers im Männerrennen seit 1990 erreichte. Vor 35 Jahren war der damalige deutsche Rekordhalter Jörg Peter Dritter.

Bei den Frauen setzte sich in einem knappen Zieleinlauf Rosemary Wanjiru (Kenia) in 2:21:05 mit nur drei Sekunden Vorsprung vor Dera Dida durch. Dritte wurde Azmera Gebru (beide Äthiopien) mit 2:21:29. Hervorragende Platzierungen und persönliche Bestzeiten erreichten Fabienne Königstein (MTG Mannheim) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg). Königstein wurde Sechste in 2:22:17 und damit zur drittschnellsten deutschen Läuferin aller Zeiten. Mayer folgte als Achte mit 2:23:16. Damit ist sie jetzt die Nummer vier in der deutschen Alltime-Liste.

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Sabastian Sawe rennt 19 Kilometer allein in der Wärme

Im Männerrennen wollte Sabastian Sawe herausfinden, wie schnell er rennen kann. Der 30-Jährige lief in der ersten Hälfte des Rennens ein atemberaubendes Tempo. Geführt von Tempomachern passierte der Kenianer die 10-km-Marke nach 28:26 Minuten - dies deutete auf eine Zielzeit von knapp unter zwei Stunden hin. An der Halbmarathon-Marke lag Sabastian Sawe mit 60:16 Minuten genau auf Kurs für den Weltrekord von 2:00:35. Während der Titelverteidiger Milkesa Mengesha (Äthiopien) hier nicht mehr mithalten konnte und das Rennen später vorzeitig beendete, waren nach nur 23 Kilometern auch die Pacemaker am Ende ihrer Kräfte.

In der Wärme musste Sabastian Sawe nun alleine an der Spitze laufen und konnte das Tempo nicht ganz halten. Bei Kilometer 30 lag er mit einer Zwischenzeit von 1:26:06 Stunden noch auf Kurs für den Streckenrekord, den Eliud Kipchoge (Kenia) 2022 mit 2:01:09 aufgestellt hatte. Am Ende reichte es aber nicht für Rekorde. „Ich habe mein Bestes gegeben und freue mich sehr, dass ich das Rennen gewonnen habe. Es war hart in der Wärme“, sagte Sabastian Sawe, der nun nach Valencia und London auch seinen dritten Marathon gewonnen hat. „Das war eine unglaubliche Leistung von Sabastian bei diesen Bedingungen - ich kann ihm nur gratulieren“, sagte Race-Direktor Mark Milde.

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Hendrik Pfeiffer mit dem besten Rennen seiner Karriere

Eine Reihe von Topläufern bekamen bei der Wärme nach einem schnellen Beginn Probleme und gaben das Rennen auf. Dazu zählten auch Sebastian Hendel (Marathon Team Berlin) und Haftom Welday (TB Hamburg Eilbeck). Sehr gut hielt sich einmal mehr Hendrik Pfeiffer. Der 31-Jährige konnte zwar die angepeilte Zeit von unter 2:07:00 bei den Bedingungen nicht erreichen, machte aber dafür in der zweiten Hälfte etliche Plätze gut und wurde Achter. „Das war das beste Rennen meiner Karriere“, sagte Hendrik Pfeiffer. „Es war zu warm für die avisierte Zeit von unter 2:07:00 - das war natürlich mental schwierig, denn das war ja das Hauptziel für mich.“

Clever lief Johannes Motschmann (Marathon Team Berlin), der ein etwas zurückhaltenderes Tempo wählte und im letzten Teil des Rennens noch viele Plätze gutmachte. Als Elfter schrammte er mit 2:10:40 nur um eine Sekunde an seiner Bestzeit vorbei.

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Fabienne Königstein steigert sich um dreieinhalb Minuten

Das beste Rennen ihrer Karriere lief auch Fabienne Königstein, die sechste wurde. Acht Jahre nach ihrem Debüt in Berlin in 2:34:14 Stunden lief die 32-Jährige nun 2:22:17 und steigerte ihre zwei Jahre alte Bestzeit um rund dreieinhalb Minuten. „Ich freue mich riesig. Eigentlich kann ich in der Wärme nicht so gut laufen und hinten raus wurde es sehr schwierig, aber die Zuschauer haben mich vorangetrieben“, sagte Fabienne Königstein. Mit 2:23:16 lief auch Domenika Mayer als Achte einen persönlichen Rekord. „Ich bin etwas zu schnell angelaufen, und in der Wärme wurde es dann schwierig“, sagte die 34-Jährige, die sich in Berlin trotzdem um 31 Sekunden verbesserte.

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Rosemary Wanjiru rettet den Sieg völlig entkräftet ins Ziel

Die Frauen-Spitzengruppe war von Beginn an langsamer gelaufen als geplant. Vier Läuferinnen waren noch in der ersten Gruppe, als der Halbmarathon-Punkt nach 69:07 Minuten erreicht wurde. Kurz nach der 25-Kilometer-Marke setzte sich die favorisierte Rosemary Wanjiru ab und bei Kilometer 30 hatte sie bereits einen Vorsprung von 24 Sekunden. Doch am Ende war die Kenianerin derart entkräftet, dass sie das Rennen auf den letzten Metern fast noch verloren hätte. Dera Dida kam immer dichter heran, doch die Äthiopierin musste sich am Ende zum dritten Mal in diesem Jahr mit Rang zwei zufrieden geben. Auch in Dubai und Paris hatte Dida den Sieg nur um wenige Sekunden verpasst. Wanjiru siegte in 2:21:05, Dida lief 2:21:08. „Ich habe es gar nicht so wahrgenommen, dass es am Ende so knapp war. Ich werde weiter daran arbeiten, das nächste Mal zu gewinnen“, sagte Dera Dida.