Detailseite

Hannes Namberger im Interview
„Auf langen Trails kann Musik einen aus dem Loch holen“

| Text: Christian Ermert & Finn Lenzen | Fotos: Shokz

Hannes Namberger gehört zu den besten Trailläufern der Welt. Im Interview hat er uns verraten, wie er auch in harten Phasen motiviert bleibt und worauf es für ihn beim Laufen mit Kopfhörern ankommt.

Die Sonne brennt erbarmungslos auf die staubigen Pfade Kaliforniens, keine Wolke weit und breit, die Luft flimmert vor Hitze – das sind die Bedingungen bei einem der ältesten und härtesten Trailrennen der Welt: dem Western States Endurance Run über 100 Meilen in Kalifornien. Dieses Jahr hat einer der besten deutschen Trailläufer die 160 Kilometer durch die Berge der Sierra Nevada in Kalifornien erstmals in Angriff genommen.

Hannes Namberger gehörte zu den etwa 370 Läuferinnen und Läufer, die im berühmten Skiort Olympic Valley starteten. Ein historischer Ort, bekannt für die Austragung der olympischen Winterspiele 1960, damals noch unter dem Namen Squaw Valley. Das Ziel: die Kalifornische Kleinstadt Auburn – nach 100,2 Meilen und etwa 5000 Höhenmetern durch die Berge westlich des Lake Tahoe. Als wären das noch nicht genug Strapazen, gibt es ein Zeitlimit von 29:59:59 Stunden. Von dem war Hannes Namberger als Top-Athlet natürlich weit entfernt: Nach knapp 17 Stunden Dauerbelastung erreichte er das Ziel als starker Vierzehnter.

Noch stärker war er 2024 beim UTMB, dem Ultratrail rund um den Mont Blanc im französischen Chamonix über ebenfalls 160 Kilometer: Dort lief er auf den vierten Platz, nachdem er zuvor schon mit dem Lavaredo Ultratrail in den italienischen Dolomiten (122 km/5875 hm), dem Großglockner Trail in Österreich (37 km/1500 hm) und dem Eiger Ultratrail in der Schweiz (103 km/6542 hm) drei Trailklassiker gewonnen hatte.

Was das legendäre US-Rennen von europäischen Alpentrails unterscheidet, hat er uns genauso im Interview verraten, wie seine größte Motivation zum harten Training und worauf es für ihn ankommt, wenn er mit Musik oder Podcasts im Ohr läuft.

Das Terrain beim Western States ist weniger technisch als in den Alpen, aber die Hitze macht einem das Laufen extrem schwer."

Zwei Rennen, dieselbe Distanz - und doch völlig verschieden

Hannes, was ist der größte Unterschied zwischen dem Western States 100 in Kalifornien und dem legendären UTMB in Chamonix?

Hannes Namberger: Die beiden Rennen fühlen sich fast an wie zwei verschiedene Sportarten. Der UTMB führt über 100 Meilen mit rund 10.000 Höhenmetern durch hochalpines Gelände. Der Western States ist zwar ebenfalls 100 Meilen lang, hat aber „nur“ etwa 5000 Höhenmeter. Er ist dadurch deutlich lauflastiger und schneller. Das Terrain ist auch ein bisschen weniger technisch als in den Alpen, aber dafür macht einem die Hitze das Laufen extrem schwer. Beim UTMB hast du dagegen mit Kälte und vielen langen Anstiegen zu kämpfen. Und es gibt eine Pflichtausrüstung samt Stöcken, die du auf jeden Fall mitnehmen musst. Entsprechend muss man sich auf den UTMB ganz anders vorbereiten als auf den Western States. Ich lebe in den Alpen, das UTMB-Gelände habe ich quasi vor der Haustür. Für den Western States musste ich mich auf völlig andere Bedingungen einstellen – vor allem auf diese extremen Temperaturen.

Was ist dein großer Antrieb, all‘ das Training und diese stundenlangen Strapazen in den Rennen auf dich zu nehmen?

Hannes Namberger: Ich will immer besser werden in dem, was ich mache. Und ich glaube, als Läufer wird man nur besser, wenn man sich in verschiedenen Disziplinen weiterentwickelt. Straßenläufer trainieren auch nicht nur ihre Paradedisziplin. Wenn man immer nur dasselbe macht und immer nur demselben Rhythmus folgt, wird es irgendwann sehr einseitig. Gerade auf den Trails gibt es so viel zu entdecken und so viele Erfahrungen, die man machen kann. Wenn ich beim UTMB noch besser performen möchte, dann muss ich meine Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen verbessern: im Laufen, im Klettern, in technischem Terrain. Deshalb suche ich mir dieses Jahr bewusst sehr unterschiedliche Herausforderungen.

Mir geht es vor allem darum, noch mehr aus meinem Körper rauszuholen – und im besten Fall schneller zu sein als beim letzten Mal."

Hannes Namberger über sein Ziel für den nächsten UTMB

Du warst beim letztjährigen UTMB Mont Blanc Vierter – was ist denn das Ziel fürs nächste Jahr? Willst du gewinnen?

Hannes Namberger: Natürlich würde ich gern mal gewinnen, aber darauf konzentriere ich mich nicht. Mir geht es darum, noch mehr aus meinem Körper rauszuholen – und im besten Fall schneller zu sein als beim letzten Mal. Wobei man Zeiten bei solchen Rennen kaum vergleichen kann, weil so viel von den äußeren Bedingungen abhängt. Im letzten Jahr hatten wir perfekte Bedingungen, aber sobald es kälter oder wärmer wird, regnet oder schneit, ändert sich alles. Für mich zählt mehr, ob ich eine bessere Leistung als beim letzten Mal abrufen kann – unabhängig von Platzierung oder Zeit.

Wie bereitest du dich denn auf solche Ultra-Rennen vor? Läufst du nur im Gelände oder auch mal auf der Straße?

Hannes Namberger: Mittlerweile trainiere ich viel auf einfacherem Gelände, meistens auf Gravelroads. Höhenmeter sind immer dabei, aber trotzdem ist es mehr Laufen als Bergsteigen. Neben dem Lauftraining mache ich aber auch einige Einheiten auf dem Rad und Krafttraining. Insgesamt komme ich pro Woche auf etwa 150 bis 160 Laufkilometer und 16 bis 20 Trainingsstunden.

Trainierst du immer allein und wie motivierst du dich dabei für stundenlange Einheiten?

Hannes Namberger: 99 Prozent meiner Trainingseinheiten mache ich tatsächlich allein. Oft höre ich dabei einen Podcast oder Musik. Das lenkt einen ab und macht gerade die längeren Einheiten weniger einsam. Ich interessiere mich zum Beispiel sehr für Finanzen – da ist es perfekt, wenn man Informationen aus einem Podcast beim Laufen oder Radfahren aufnehmen kann. Aber es gibt auch Tage, da bin ich in einer neuen, aufregenden Umgebung unterwegs. Dann höre ich auch mal nichts und genieße einfach nur die Landschaft.

Oft höre ich beim Laufen einen Podcast oder Musik - das lenkt einen ab und macht gerade die längeren Einheiten weniger einsam."

Musik oder Podcasts sind häufige Begleiter in Hannes' Training

Beim Laufen spielt Musik für viele ja eine motivierende Rolle. Oft wird aber betont, wie wichtig es ist, Umgebungsgeräusche wahrzunehmen – zum Beispiel im Straßenverkehr. In der Natur besteht diese Gefahr nicht direkt. Ist es dir trotzdem wichtig, Außengeräusche beim Laufen zu hören?

Hannes Namberger: Ja, absolut. Gerade beim Trailrunning ist das für mich essenziell. Ich möchte meinen eigenen Schritt hören – das gibt mir ein direktes Feedback über meinen Laufstil. Die Bodenkontaktzeit sollte möglichst kurz sein, und wenn ich meinen Schritt nicht höre, fehlt mir dieses Körpergefühl. Gleiches gilt für die Atmung – man nimmt den eigenen Körper einfach viel bewusster wahr, wenn man sich selbst und die Umwelt hört. Ich benutzte deswegen die Knochenschall-Kopfhörer von Shokz. Bei denen wird der Ton nicht über das Trommelfell, sondern durch minimale Vibrationen über den Schädelknochen direkt ans Innenohr übertragen. Die Ohren bleiben so frei und offen für Umgebungsgeräusche. Das hat den Vorteil, dass ich alles um mich herum wahrnehme, aber eben auch die Musik klar und deutlich ist. Dadurch kann ich mich durch Musik oder Podcasts ablenken und trotzdem schnell auf die Umwelt, zum Beispiel ein Auto oder ein anderer Läufer, reagieren. Sogar Unterhalten funktioniert problemlos, ohne die Kopfhörer abnehmen zu müssen.

Ich möchte meinen eigenen Schritt hören – das gibt mir ein direktes Feedback über meinen Laufstil."

Hannes läuft mit offenem Ohr für die Umwelt - trotz Kopfhörern

Dürft ihr Trailrunner in Wettkämpfen denn Kopfhörer tragen? Im Straßenlauf ist das ja verboten…

Hannes Namberger: … oft ist das eine Grauzone. Bei vielen Rennen sind Kopfhörer zwar nicht ausdrücklich verboten, klassische In-Ears aber nicht gern gesehen – weil man dann nichts mehr von außen mitbekommt. Bei Shokz ist das im Grunde aber genau andersrum: Du bekommst ja alles mit, weil die Ohren eben frei bleiben. Wenn also jemand um Hilfe ruft oder überholen will, kann ich sofort reagieren. Bei den Rennen habe ich immer Kopfhörer dabei. Am Anfang genieße ich noch die Atmosphäre, aber wenn es später einsam wird oder ich in ein Motivationsloch falle, hilft mir Musik enorm.

Zum Abschluss noch die Frage: Wie schaffst du es überhaupt bei einem 100-Meiler über eine so lange Zeitspanne immer konzentriert zu bleiben – nicht zu stolpern oder hinzufallen?

Gute Frage. Ehrlich gesagt kann ich das gar nicht genau sagen, weil konzentriert ist man nicht immer zu 100 Prozent. Oft läuft es einfach automatisch. Man muss nicht mehr auf jeden Schritt bewusst achten. Ich habe das mittlerweile so oft gemacht, dass der Körper die Abläufe sehr gut kennt. Natürlich passiert es mal, dass man stolpert, aber in der Regel reagieren meine Beine dann ganz von selbst. Die Herausforderung ist eher den Fokus zu halten, wenn es hart wird. Du musst immer dranbleiben, auch wenn es mal nicht so gut läuft oder du eine schwere Phase hast. Als Ultratrail-Läufer bekommt man im Jahr nicht viele Chancen auf so ein Rennen – und die will und muss man nutzen. Musik auf den Ohren kann einem da aber auf jeden Fall in den schweren Phasen helfen. Und manchmal brauche ich sie sogar, um aus einem Motivationsloch wieder herauszukommen.

Anzeige

Top-Kopfhörer von Shokz mit Sonderrabatt auf laufen.de

Um den von Rosanna Buchauer und anderen Athleten so geschätzten Effekt Musik hören und trotzdem Umweltgeräusche wahrnehmen zu realisieren, nutzt Shokz bei seinen Laufkopfhörern die revolutionäre Knochenschall-Technologie. Bei Open-Ear-Kopfhörern bleibt der Gehörgang komplett frei. Bügel halten die Hörer am Ohr, der Sound wird mithilfe der speziellen Knochenschall-Technologie an die Hörorgane weitergeleitet.

Doch wie genau funktioniert diese Innovation bei Laufkopfhörern? Die Knochenschall-Technologie (Englisch: Bone-Conduction-Technology) nutzt Vibrationen, die durch die Wangenknochen gesendet werden, sodass der Schall vorbei am Trommelfell direkt ans Innenohr geleitet wird. Bei den klassischen Kopfhörern wird der Schall von Lautsprechern über die Luft ans Trommelfell übertragen. Die Knochenschall-Technologie wandelt dagegen den Schall in mechanische Schwingungen um, die über die Haut und das Schläfenbein an die Hörorgane übertragen werden. Dadurch ist eine klare Klangwiedergabe auch in lauten Umgebungen möglich. Gleichzeitig macht es die Ausbreitung von Schallwellen in der Luft überflüssig, wodurch die potenzielle Beeinträchtigung anderer Personen verringert wird.

Für Läufer und Läuferinnen hat Shokz bereits zwei spezielle Modelle für den Bereich Running auf den Markt gebracht. Den Laufkopfhörer Shokz OpenRun und die Weiterentwicklung Shokz OpenRun Pro. Darüber hinaus stellen wir die Modelle Shokz Open Fit sowie Shokz OpenSwim für die Nutzung im Wasser vor. Und das Beste: Als User*innen von laufen.de erhältst du einen Rabatt in Höhe von zehn Euro, wenn du während des Bestellprozesses den Code laufen10 eingibst.