Salomon Alpenstadt City&Trail
Hans-Peter Innerhofer pulverisiert den Streckenrekord und hält Marc Dürr in Schach

| von Norbert Hensen | Fotos: Philipp Reiter, Norbert Hensen

Beim Auftakt der Salomon Golden Trail National Series in Bad Reichenhall präsentieren sich die WM-Starter aus Österreich und Deutschland in Form. Innsbruck-Starter Marc Dürr überzeugt.

In wenigen Wochen finden die Berglauf- und Trailrunning-Weltmeisterschaften in Innsbruck und im Stubaital (6.6.-10.6.2023) statt. Und die besten Trailrunner der Welt setzen bei verschiedenen Trailevents erste Duftmarken in der noch jungen Saison. So wie beim Auftakt der Golden Trail National Series. Im Rahmen der Veranstaltung Salomon Alpenstadt City&Trail standen etliche europäische Top-Athleten mit WM-Ambitionen an der Startlinie zum Hochstaufen Trail über 18,7 Kilometer.

Nach nur 1:50:30 Stunden stand fest: Der Österreicher Hans-Peter Innerhofer hatte den besten Tag erwischt. Den Streckenrekord aus dem Vorjahr verbesserte er um rund 12 Minuten. Nur eine Minute nach dem schnellen Österreicher kam der deutsche WM-Starter Marc Dürr ins Ziel. Der 26-Jährige vom TV Hindelang, der auch Mitglied des Salomon Running Teams Germany ist, zeigte eine beeindruckende Leistung. Der vom Skibergsteigen kommende Dürr zeigte vor allem auf dem technisch extrem anspruchsvollen Abschnitt im Anstieg seine Stärke. Dritter wurde der Italiener Lukas Gasser in 1:54:01 Stunden.

Ein internationales Podium auch bei den Frauen: Lilly Becker (2:17:30 h) siegte vor der Italienerin Martina Bilora (2:17:35 h) und Marion Leiberich (2:18:11 h). Es folgten Claudia Rosegger aus Österreich und die Slowakin Katarina Lovrantova.

„Steinerner Jäger“ lässt auch die Profis Kraxeln

Rund 19 Kilometer und 1.350 Höhenmeter lagen vor den Athleten und Athletinnen. Nach dem Start ging es zunächst flach los, bis in den Ortsteil Nonn hinein. Dann ging es in den Aufstieg zur Padinger Alm, über den ausgesetzten und schwierigen Steig „Stoanane Jaga“ (Steinerner Jäger) zum Reichenhaller Haus und über den „Barthlmad“ wieder hinunter.

Die Bedingungen waren ideal, Sonnenschein und knapp über 20 Grad im Start-Bereich. Der der letzte Schnee am Gipfel war geschmolzen.

An der Padinger Alm führten nicht unerwartet die beiden österreichischen Zwillingsbrüder Hans-Peter Innerhofer (19:49 min) und Manuel Innerhofer (19:53 min), gefolgt von dem Deutschen Maximilian Zeuss (19:56 min). Bei den Damen passierten die Deutschen Marion Leiberich (23:31 min) und Anja Kobs (23:37 min) sowie die Italienerin Martina Bilora (23:43 min) als schnellste die erste Zeitmarke. Mitfavoritin Lisa Wimmer konnte verletzungsbedingt nicht am Rennen teilnehmen, war aber zum Anfeuern auf der Strecke.

Manuel Innerhofer steigt nach sechs Kilometer verletzt aus

Angekommen am Reichenhaller Haus hatte dann bei den Männern der deutsche Skibergsteiger Marc Dürr die Führung übernommen (1:08:28 h), aber Hans-Peter Innerhofer war ihm dicht auf den Fersen (1:08:31 h). Auf den Italiener Lukas Gasser konnten die beiden knapp zwei Minuten Vorsprung rauslaufen. Manuel Innerhofer musste das Rennen schon im Aufstieg wegen Krämpfen in den Oberschenkeln abbrechen. „Ich wollte im Hinblick auf die Trailrunning-WM in der Heimat nichts riskieren“, sagte der „jüngere“ der Innerhofer-Brüder. Manuel kam vor 27 Jahren drei Minuten nach Hans-Peter auf die Welt.

Bei den Damen konnte Marion Leiberich ihre Führung bergauf verteidigen und erreichte nach 1:24:47 Stunden das Reichenhaller Haus vor ihren Landsfrauen Lilly Becker (1:25:49 h) und Anja Kobs (1:26:32 h).

Leichtathlet Innerhofer im flachen stärker als Skibergsteiger Dürr

Nun ging es in den Downhill – vor allem bei etwas kürzeren Distanzen entscheiden sich hier die Rennen. Als Dürr und Innerhofer wieder die Padinger Alm erreichten, lagen sie Kopf an Kopf – nur eine Sekunde trennten die beiden. Dann aber drückte der Österreicher mächtig aufs Tempo. Der Leichtathlet Innerhofer, der die 10 km in rund 29 Minuten laufen kann, zog dem Skibergsteiger Dürr davon.

Nach sagenhaften 1:50:30 Stunden lief Hans-Peter Innerhofer (Salomon Running Team Austria) über die Ziellinie, angefeuert von zahlreichen Zuschauern und den Cheerleadern des TSV Bad Reichenhall. „Die Strecke ist technisch brutal anspruchsvoll, es freut mich sehr, dass es sich für mich ausgegangen ist“, so der Sieger im sympathisch-österreichen Dialekt. Marc Dürr blieb ein starker zweiter Platz (1:51:29 Stunden).

Innerhofer-Zwillinge bei der WM auf unterschiedlichen Distanzen

„Ich bin eigentlich noch in einer harten Trainingsphase, die wollte ich für das Rennen heute nicht unterbrechen“, sagte Hans-Peter Innerhofer. Für ihn zählt die Trail-WM im eigenen Land Anfang Juni. „Aber die Konkurrenz in Innsbruck wird brutal stark sein“, blickt der 27-Jährige voraus. In Innsbruck wird er im Short Trail über 44,6 Kilometer starten.

„Für mich ist die Distanz dort eigentlich etwas zu lang. Ich kommen von den kürzeren Strecken und freue mich, wenn ich Tempo machen kann“, so Innerhofer. Das technisch anspruchsvolle Rennen in Bad Reichenhall war für ihn mehr als ein Härtetest. „In Innsbruck wird es etwas weniger technisch sein als hier, zum Teil waren wir auf allen Vieren unterwegs“, lachte der Österreicher.

In Innsbruck wird auch sein Zwillingsbruder Manuel am Start sein. „Als mein Oberschenkel zugemacht hat, wusste ich, dass ich rausgehen muss“, sagte Manuel. „Ich wollte meine WM-Starts über die Vertical- und die Classic-Distanz nicht gefährden.“

(c) Philipp Reiter

Marc Dürr: „Habe bock auf die WM in Innsbruck“

Auch wenn es für Marc Dürr in Bad Reichenhall nicht fürs oberste Podest gereichte hat – einen „Sieg“ trug er dennoch davon. In der Wertung „schnellster Uphill“ siegte Dürr, für die Strecke von der Padinger Alm bis zum Reichenhaller Haus benötigte er 47:39 Minuten. Wenn es hoch geht, ist der Allgäuer aus Bad Hindelang ganz in seinem Element. Denn auch beim Ski-Bergsteigen gehört Dürr zur Nationalmannschaft. Im Winter gehört seine Liebe dem Bergsteigen auf zwei Latten, im Sommer nutzt er ein halbes Dutzend Trailrunning-Events, um seine Form zu halten. Dass er sich beim Ötzitrail für die WM in Innsbruck qualifizieren konnte, kam etwas überraschend. „Ich werde mein Bestes geben und habe auch richtig bock drauf“, so Dürr.

10-Kilometer-Citylauf beschließt das Rennwochenende

Der Hochstaufen Trail war in diesem Jahr erstmals Teil der Salomon Golden Trail National Series (GTNS), einer weltweit ausgetragenen Trailrunning-Wettkampf-Serie, die die weltbesten Athletinnen und Athleten auf eine internationale Bühne zusammenbringt. Der Alpenstadt City&Trail hat den Auftakt gemacht, die nächste Station der Serie ist der Salomon Zugspitz Ultratrail (ZUT) Mitte Juni. 292 Athletinnen und Athleten hatten für den Trailrun auf Bad Reichenhalls Hausberg gemeldet, darunter Athleten aus Italien, Tschechien, Argentinien, Neuseeland, Südafrika, Niederlande, Belgien, Spanien.

Wenige Stunden nach dem Trailrun starteten viele hundert Läuferinnen und Läufer bei einem 10-Kilometer-Rennen durchs Zentrum der Kurstadt.

Die nächsten Termine der GTNS-Rennen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

  • 16. Juni: Zugspitz Ultra Trail - 32 km / 1.535 Höhenmeter (D)
  • 01. Juli: Zermatt Marathon – 21 km / 1.000 Höhenmeter (CH)
  • 05. August: Pitz Alpine Glacier Trail – 28 km / 1.600 Höhenmeter (A)
  • 12. August: Sierre-Zinal – 31 km / 2.200 Höhenmeter (CH)
  • 09. September: Mayrhofen Ultraks – 30 km / 2.000 Höhenmeter (AT)

 

Trailrunning-Ausrüster Salomon hat die weltweite „Golden Trail Series“ ins Leben gerufen, die in der DACH-Region aus sieben äußerst anspruchsvollen Events besteht und mit einem großen Finale abgeschlossen wird. Insgesamt werden über 300.000 Euro an Preisgeld ausgeschüttet. Das Besondere ist, dass es nur eine Kategorie für Frauen und Männer gibt, alle Läuferinnen und Läufer werden gleichbehandelt, müssen die gleichen Anforderungen erfüllen und die gleiche Distanz laufen.

Die drei besten Läuferinnen und Läufer der "Golden Trail National Series" erhalten eine Einladung zum großen Finale der "Golden Trail World Series" am 19. Oktober beim "Il Golfo dell’Isola Trail Race" in Italien. Voraussetzung ist die Teilnahme an zwei der insgesamt sechs Wettkämpfen der Welt-Serie und am jeweiligen Landesfinale der nationalen Serie.