Auf dem Weg nach Tokio
Hindernisläufer Karl Bebendorf: „Langfristig will ich den deutschen Rekord angreifen“

| Text: Franziska Dietz/Christian Ermert | Fotos: Norbert Wilhelmi, Imago (Fotostand)

Wir stellen deutsche Läufer vor, die gute Chancen haben, dieses Jahr bei Olympia in Tokio an den Start zu gehen. Heute: Karl Bebendorf, der 2019 und 2020 Deutscher Meister im Hindernislauf war.

Eine Corona-Erkrankung hat einen der besten deutschen Hindernisläufer der vergangenen Jahre kurz vor Weihnachten in seinen Olympia-Vorbereitungen zurückgeworfen: Karl Bebendorf erkrankte in der Adventszeit an Covid-19, wie die Sächsische Zeitung als erste berichtet hatte. Eigentlich hatte der 24-Jährige gemeinsam mit seinem Trainer Dietmar Jarosch ein Trainingslager in Kienbaum vor den Toren Berlins geplant. Um das Leistungszentrum nutzen zu können, ist allerdings ein Corona-Test notwendig.

Und der fiel bei dem Läufer vom Dresdner SC 1898 positiv aus, nachdem er bereits vorher Erkältungssymptome gezeigt hatte. Das Trainingslager fiel aus und später beklagte er auch den Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Bis heute kann sich der Dresdner nicht erklären, wo er sich infiziert haben könnte. Seine sozialen Kontakte habe er auf ein Minimum reduziert und auch sonst habe er sich an die gültige Corona-Regeln gehalten. „Künftig werde ich meine persönlichen Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verschärfen“, sagt er, „Corona fand ich nicht so geil.“

Deutscher Rekord als Fernziel

Nach der überstandenen Erkrankung hält er an seinen Plänen für das Olympiajahr 2021 fest. „Ich will auf jeden Fall in Tokio dabei sein, wenn die Spiele trotz der Pandemie dort stattfinden können“, sagt der Athlet, der schon mit drei Jahren als Fußballer aktiv war, bevor er sich an der Sportschule in Dresden für die Leichtathletik entschied. „Vor allem will ich die Form, die ich vergangenes Jahr schon hatte, endlich auch in entsprechende Zeiten umwandeln. 2020 hatte ich diese Chance wegen Corona ja nicht.“ Im vergangenen Jahr hat er nur ein Rennen absolviert, weil die die Leichtathletik-Saison größtenteils wegen Corona ausgefallen ist. In Braunschweig wurde er zwar zum zweiten Mal in Folge Deutscher Meister über 3000 Meter Hindernis, aber am Ende eines taktischen Rennens standen nur 8:42,43 Minuten zu Buche.

Damit war er weit entfernt von seiner Bestzeit, die er mit 8:27,52 Minuten 2019 aufgestellt hatte. Aber auch diese Zeit bildet längst nicht das Potenzial ab, das Karl Bebendorf für sich selbst erkannt hat. Obwohl er sich damit bereits für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar) qualifizieren konnte, wo für ihn im Vorlauf Endstation war. „Langfristig spiele ich schon mit dem Gedanken, den deutschen Rekord anzugreifen“, erklärt er. Die Marke steht seit 1999 bei 8:09,48 Minuten und wird von Damian Kallabis gehalten, der allerdings in den 90er-Jahren wegen der Einnahme des Blutverdünners HES unter Epo-Dopingverdacht geraten war.

Optimale Bedingungen dank Bundeswehr

Seit vergangenen Herbst hat Karl Bebendorf als Sportsoldat optimale Bedingungen, um seine großen sportlichen Ziele mit zweimal täglichem Training zu erreichen. Bis dahin war er als Kundenberater für eine Krankenkasse tätig. „Die AOK hat mich zwar auch unterstützt, aber ich habe eben neben 25 bis 30 Stunden Arbeit zweimal am Tag trainiert. Das war oft sehr stressig und die Regeneration kam zu kurz.“ Das ist jetzt anders. Seit September ist der Läufer bei der Bundeswehr in der Sportfördergruppe. „Ich übe meinen Sport nun hauptberuflich aus“, sagt er.

Und dazu gehört eben ein Pensum von bis zu 110 Laufkilometern pro Woche. Hinzu kommen zahlreiche Einheiten auf dem Rad oder im Schwimmbad sowie Physiotherapie. Für einen Läufer seiner Klasse ist das noch nicht mal außergewöhnlich viel. „Ich bin eher derjenige, der weniger trainiert“, sagt Karl Bebendorf. „Das kann aber auch ein Vorteil sein, weil ich noch Reserven habe. Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich schon verheizt wurde, um auf mein jetziges Level zu kommen.“

Sehr aktiv auf Instagram

Daneben investiert Karl Bebendorf viel Zeit in Instagram (karl.beb), wo er fast 5000 Follower hat. Dieses Engagement ist mittlerweile für die meisten Profisportler aus wirtschaftlichen Gründen zwingend notwendig, wie der Läufer erklärt: „Mit Leistung alleine ist es schwierig, Kooperationspartner zu finden. Es sei denn, man ist ein Jahrhunderttalent, sodass die Menschen einem alleine deshalb folgen. Solange ich dies aber noch nicht bin, muss ich selbst tätig werden.“ Ihm macht es aber auch Spaß, seine Follower an seinem Training und seinem Leben teilhaben zu lassen. „Bei mir gibt es keine klare Grenze zwischen Beruf und Privatleben. Meine Follower wollen sehen, wie ich trainiere, was ich mir koche oder wie ich meine Freizeit verbringe. Berufliches und Privates vermischt sich eben.“

Dabei läuft er fast immer allein oder sein Trainer Dietmar Jarosch unterstützt ihn. Einer Trainingsgruppe gehört er nicht an. Obwohl – so ganz stimmt das nicht mehr mit dem immer alleine unterwegs sein. Karl Bebendorf hat sich gemeinsam mit seiner Freundin einen kleinen Labrador zugelegt. Und seitdem steht nach dem Mittagessen und zwischen der ersten und zweiten Trainingseinheit des Tages ein weiterer Punkt auf dem Stundenplan: ein Spaziergang mit dem Hund. Und die Bilder davon kommen natürlich auch auf Instagram besonders gut an.