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Ibuprofen & Co. im Sport
Warum Schmerzmittel so gefährlich sind

| Text: Dr. Stefan Graf | Foto: Adobe Stock/Sasha Brazhnik

Viele Hobbyläuferinnen und -läufer nehmen regelmäßig Schmerzmittel ein, um Trainings- und Wettkampfbelastungen zu meistern. Warum Schmerzmittel wie Ibuprofen im Sport gefährlich sind, liest du hier.

Auch im Breitensport werden Schmerzmittel missbraucht. Paracetamol oder Ibuprofen im Sport – das Problem ist lange bekannt. Leider ist die Laufszene ganz vorne mit dabei. Bereits 2009 hat Prof. Kay Brune von der Universität Erlangen Nürnberg Ergebnisse von Befragungsstudien publiziert, in denen über 60 Prozent der Teilnehmenden am Bonner Marathon angaben, regelmäßig Schmerzmittel einzunehmen, um sich den Trainings- und Wettkampfbelastungen gewachsen zu fühlen.

Folgestudien zeigen: Gebessert hat sich bis heute nichts. Gesundheitliche Langzeitrisiken werden dabei verdrängt. Beliebt sind freiverkäufliche Schmerzmittel wie die sogenannten „Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)“. Dazu zählen Ibuprofen, Diclofenac (Voltaren) und Aspirin.

Ibuprofen im Sport: Zu viel Ehrgeiz schadet

Sie lindern Schmerzen, wirken entzündungshemmend und abschwellend. Ein Segen für Schmerzpatientinnen und -patienten, aber nicht für Läuferinnen und Läufer, die vom Ehrgeiz verblendet sind und die mit der regelmäßigen, nicht ärztlich kontrollierten Einnahme, die körpereigenen Warnsignale unterdrücken und damit dramatische Spätfolgen riskieren.

Beim häufigen Einsatz bereiten NSAR oft Magen-Darm-Probleme und erhöhen die Blutungsneigung, bevor ernsthafte Schädigungen der Nieren eintreten. Doch statt dem Schmerzmittelmissbrauch zu entsagen, greifen viele dieser Läuferinnen und Läufer dann zum nicht minder populären Paracetamol, das aufgrund eines anderen Wirkmechanismus nicht die NSAR-typischen Nebenwirkungen zeigt.

Warum auch Paracetamol problematisch ist

Unbelehrbare verleitet das zur Paracetamol-Dauereinnahme, mitunter auch in höherer Dosis. Das wiederum birgt hohe Risiken, da Paracetamol über einen besonderen Mechanismus von der Leber entgiftet werden muss. Wird deren maximale Detoxkapazität überschritten, droht eine Form der Lebervergiftung (Paracetamol-Intoxikation), die zum Absterben von Leberzellen und im Worst Case zum tödlichen Leberversagen führt.

2024 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf eine weitere, dringend in den Beipackzettel aufzunehmende Gefahr hingewiesen. Es geht um eine Anhäufung von Paracetamol-Abbauprodukten, die zu einem lebensbedrohlichen Absinken des Blut-pH-Wertes („Übersäuerung“) führen können.

Diese in der Fachsprache „High Anion Gap Metabolic Acidosis (HAGMA)“ genannte Gefahrensituation betrifft zwar vorwiegend vorerkrankte oder mangelernährte Personen, doch auch gesunde, sportlich aktive Paracetamol-Dauerkonsumentinnen und -konsumenten „laufen“ im wahrsten Wortsinn Gefahr. Fehlende Wahrnehmung von Nebenwirkungen schützt nicht vor dramatischen Langzeitschäden.

Der gute Rat: Wer glaubt ohne Schmerzmittel keine sportliche Erfüllung zu finden, sollte dringend seine Ziele überdenken. Ein lebenslanger Organschaden oder vorzeitiges Ableben wird durch keine Bestzeit oder Goldmedaille aufgewogen.