Anna Hahner: „Plötzlich hat jemand den Stecker gezogen“

Anna Hahner: „Plötzlich hat jemand den Stecker gezogen“

| Norbert Hensen | Foto: Norbert Wilhelmi

Das Lächeln wirkte am Ende ein bisschen gequält. Anna Hahner hatte Probleme, das Tempo zu halten, wirkte alles andere als locker. In 2:30:19 Stunden verfehlte die Läuferin die beiden großen Ziele. Ihre persönliche Bestzeit (2:26:44 h) aus dem Vorjahr verpasste sie um rund dreieinhalb Minuten, die Olympia-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (2:28:30 h) um knapp zwei Minuten. Wir haben Anna nach dem Rennen gefragt, warum der 27. September 2015 nicht ihr Tag war.

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2014 erlebten die Zuschauer eine Anna Hahner, die gefühlte 42 Kilometer lang lächelte. Warum lief es heute nicht so rund wie vor einem Jahr?
Anna Hahner: Rational kann ich das noch nicht erklären. Die Vorbereitung lief super, auch in der Woche in Berlin habe ich mich sehr gut gefühlt. Als ich heute Morgen an der Startlinie stand, war ich mir sicher, dass es eine Bestzeit werden kann. Bis zur Halbmarathon-Marke habe ich mich wirklich klasse gefühlt. Warum die Beine plötzlich so schwer wurden, kann ich noch nicht sagen. An den Bedingungen hat es auf jeden Fall nicht gelegen. Die Zuschauer waren wieder mal gigantisch.

Wann hast du gespürt, dass es nicht rund läuft?
Anna Hahner: Es ging schon bei Kilometer 25 los. Die Beine wurden schwerer, ich konnte das Tempo einfach nicht mehr halten. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand den Stecker gezogen. Auf die Olympianorm hatte ich zunächst ja noch einen Puffer, ich wollte unbedingt noch unter 2:28:30 Stunden bleiben, aber hinten raus ging es einfach nicht mehr.

Deine Durchgangszeit beim Halbmarathon (1:13:12 Stunden) war schneller als deine offizielle Bestzeit. Musst du im Nachhinein sagen, dass es vielleicht zu schnell war?
Anna Hahner: Ich bin sehr kontrolliert gelaufen, habe auch nicht überzogen. Daran lag es nicht, wir müssen jetzt in Ruhe analysieren, woran es gelegen haben könnte.

Dieter Baumann, Co-Kommentator des Rennens bei der ARD, meinte, dass du deine Unterdistanzleistungen noch deutlich verbessern kannst. Wie stehst du dazu?
Anna Hahner: Ich muss dazu sagen, dass wir ihm Training großen Wert auf die Entwicklung der Grundschnelligkeit legen. Sicherlich haben wir noch Potenzial, schneller zu werden und das auch im Wettkampf zu zeigen. Klar, ein größerer Puffer zum Marathontempo ist ein Vorteil – daran arbeiten wir.

Du und auch Lisa habt das große Ziel, im nächsten Jahr in Rio zu starten. Wie geht das Projekt Olympia 2016 nun weiter?
Anna Hahner: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist unser großer Traum – daran halten wir natürlich fest. Jetzt wünsche ich mir, dass Lisa in Frankfurt vorlegt und die Norm schafft. Ich werde dann im nächsten Frühjahr nachziehen. Ich weiß ja, dass ich die Norm laufen kann. Wir müssen nun in Ruhe Plan B schmieden. Wann und wo das Rennen sein wird, kann ich aber noch nicht sagen.