Jana Sussmann: Coverläuferin im Porträt

| Text: Anja Herrlitz | Fotos: David Daub
Jana Susmann läuft auf dem Cover der aktuellen laufen.de. Hier lernst du die Hamburgerin kennen, die diesen Sommer bei Olympia starten will.

Sie gehört zu Deutschlands besten Hindernisläuferinnen. Trotzdem entspricht Jana Sussmann nicht dem Bild der Sportlerin, der es immer nur ums Kilometer sammeln geht: Die Hamburgerin will sich dieses Jahr für EM und Olympia qualifizieren. Laufen ist trotzdem nicht das einzige in ihrem Leben.

Zwischen Uni, Muffins und Olympia

Manchmal fängt Jana Sussmann noch um Mitternacht an zu backen. Einfach weil sie Lust dazu hat. Eine Profi-Läuferin backt Süßes? Und das mitten in der Nacht? Warum nicht, für Jana Sussmann kein Problem. Beim Backen kann die 25-Jährige abschalten. „Backen ist für mich das, was für andere Yoga ist“, erzählt sie lachend bei Kaffee und Muffin. Wenn man Jana Sussmann trifft, wird einem eines schnell klar: Sie entspricht so gar nicht dem Klischee des Profi-Sportlers, dessen einziges Hobby es ist, seine gelaufenen Kilometer genau zu dokumentieren und auszuwerten.

Jana Sussmann gehört zu Deutschlands besten Hindernisläuferinnen. Sie war schon bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften dabei und will sich dieses Jahr für Olympische Spiele und Europameisterschaften qualifizieren. Laufen ist ihr deshalb natürlich wichtig. Aber es ist nicht der einzige Lebensinhalt der sympathischen Läuferin, die immer ein Lachen auf den Lippen zu haben scheint. Und deswegen besteht ein ganz normaler Tag im Leben der Jana Sussmann auch nicht nur aus Laufen und Regeneration. Nach einem lockeren Lauf am Morgen und anschließendem Frühstück geht es für sie nicht auf die Massageliege beim Physiotherapeuten, sondern in die Uni, bevor sie nachmittags noch einmal trainiert und zweimal in der Woche abends noch einen Studentenjob hat. Dann liest sie in der Sportredaktion der Bildzeitung Korrektur.

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Nur Sport? Jana Sussmann reicht das nicht

Nur Sport? Das wäre nichts für Jana Sussmann. Sie liebt die geistige Abwechslung, die ihr das Studium bietet. Nachdem sie 2013 ihre Ausbildung zur Bankkauffrau abgeschlossen hatte, begann sie in Hamburg an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Medien & Information zu studieren. Auch wenn sie die Chance hätte, die Studienbelastung zu reduzieren und das Studium zu strecken, um mehr Zeit für das Training zu haben – Jana Sussmann studiert lieber Vollzeit und zieht ihr Studium in Regelstudienzeit durch. Mit dem Sport kann sie das gut vereinbaren, und zwar aus einem ganz einfachen Grund. „Das ist das beste Studium, das mir passieren konnte. Ich finde alle Fächer cool, lernen ist für mich kein Zwang, sondern ich mache es richtig gerne“, erzählt sie begeistert. Nach dem Ende ihres Studiums will sie als Journalistin arbeiten.

Bevor sich Jana Sussmann ab dem Herbst aber mit ihrer Abschlussarbeit an der Uni beschäftigt, steht im Sommer erst einmal der Sport im Fokus. Und das gleich mit zwei absoluten Highlights: den Europameisterschaften in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio. Bei beiden will die 1,67 Meter große Läuferin am Start sein. Dass die Norm für die Olympischen Spiele dabei vor kurzem von 9:39 auf 9:45 Minuten etwas abgeschwächt wurde, sieht Jana Sussmann nicht unbedingt als Erleichterung. „Kurz habe ich mich darüber gefreut, zumal ich die 9:45 Minuten ja schon zweimal gelaufen bin“, blickt sie zurück. Bei 9:43,28 Minuten steht ihre Bestleistung seit knapp fünf Jahren.

Aber schon im nächsten Moment war ihr klar: „Das werden jetzt natürlich mehrere Läuferinnen schaffen.“ Die WM-Dritte Gesa Krause hat sie ganz fest auf der Rechnung. Daneben gibt es aber auch noch eine Handvoll anderer Hindernisläuferinnen, denen sie diese Zeit zutraut. Allerdings dürfen nur jeweils drei zu EM und Olympia. Deswegen steht für Jana Sussmann fest: „Ich finde es gut, dass die Norm nach all den Dopingfällen gesenkt wurde, aber für mich ändert sich dadurch nichts. Ich will auf jeden Fall Bestzeit laufen und unter 9:40 Minuten bleiben.“ Am 22. Mai plant sie im Rahmen des Run Fun Days in Hamburg einen ersten Angriff auf die Vorgabe.

Jana Sussmanns Lieblingsschuh

Nike Free RN Flyknit

Der RN Flyknit zählt zu den drei neuen Free-Modellen, die Nike dieses Frühjahr fürs Laufen an den Start bringt. Sie alle verbindet eine neue Technologie, mit der Nike neuen Forschungsergebnissen Rechnung trägt: Der Fuß wird beim Aufsatz auf dem Boden sowohl beim Laufen als auch im Fitnesstraining beim Hüpfen und Springen bis zu einer ganzen Größe länger und bis zu zwei breiter.

Um dem Fuß diese natürliche Bewegung optimal zu ermöglichen, haben die Nike-Designer eine ganz neue Mittelsohle für die Free-Modelle entwickelt. Dreieckige Strukturen („Tristar-Form“) mit zahlreichen Kerben sorgen dafür, dass sich der Schuh allen Bewegungen des Fußes anpasst.

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Erst Europameisterschaften, dann Olympische Spiele

Doch nicht nur Olympia im August bewegt Jana Sussmann – die Europameisterschaften Anfang Juli sind ihr genauso wichtig. „Dort will ich auf jeden Fall in den Endlauf. Wenn bei der EM alles gut klappt, dann klappt es in Rio hoffentlich noch besser!“ Um im Sommer so fit zu sein wie noch nie, war Jana Sussmann im Winter gleich zweimal im Höhentrainingslager: Im November dreieinhalb Wochen im US-amerikanischen Flagstaff und im Januar und Februar für drei Wochen in Dullstroom in Südafrika, jeweils auf rund 2100 Metern Höhe. Ein drittes Höhentrainingslager in Flagstaff im März brach sie nach wenigen Tagen ab, weil sie krank wurde. Stattdessen trainierte sie daheim in Hamburg.

Dass die Mühen in den Trainingslagern Früchte tragen, davon ist sie überzeugt. Direkt nach dem Trainingslager in Südafrika verbesserte sie ihre Bestleistung über 3000 Meter in der Halle um mehr als acht Sekunden. „Ich fühle mich auf jeden Fall so gut wie noch nie“, meint sie. „Vor allem auch, weil ich verletzungsfrei geblieben bin.“ Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Nachdem sie 2011 ihre Bestzeit gelaufen war, litt sie im Jahr danach an Atemproblemen, deren Ursache nie gefunden wurde. 2013 bremste sie zu Beginn der Saison ein Knochenödem aus. Die Folge: Pause und keine Rennen im Sommer. 2014 dann wieder ein gutes Jahr mit Zeiten nah an der Bestleistung, 2015 absolvierte sie ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum und legte den Fokus mehr auf ihre Ausbildung als auf den Sport.

Jana Sussmann hat gelernt, mit Rückschlägen zu leben und das Beste aus der Situation zu machen. Als sie 2013 drei Monate gar nicht laufen konnte, nutzte sie die Zeit für ihren Umzug aus der kleinen Stadt Winsen an der Luhe nach Hamburg, erkundete ihre neue Heimat, traf sich mit Freunden und lernte schwedisch. „Im Nachhinein muss ich sagen, es war eine richtig gute Zeit.“

Doch dieses Jahr soll es auf der Laufbahn wieder richtig schnell werden. Um noch besser zu werden, trainiert sie aber nicht unbedingt viel mehr. „Meine Devise lautet Qualität vor Quantität. Meine Trainerin Beate Conrad lacht schon immer, weil ich versuche, möglichst viele Kilometer zu sparen. Zum Beispiel beim Ein- und Auslaufen“, erzählt Jana Sussmann. „Ich laufe am liebsten wenig und dafür schnell. Ich weiß, dass im Winter auch lange Läufe sein müssen, aber ich finde die einfach langweilig. Ich mache es natürlich ohne Gemurre, wenn es auf dem Plan steht. Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich am liebsten immer wenig und schnell laufen.“

Auch wenn Studium und Training viel Zeit beanspruchen, Zeit für Freunde und Familie schaufelt sich Jana Sussmann trotzdem immer wieder frei, das ist ihr wichtig. Und wenn es nur mal zwei Stunden zwischendurch für Kaffee und Schnacken sind. „Da lege ich auch ganz viel Wert drauf, dass das nicht zu kurz kommt.“ Dann geht es meistens auch nicht ums Thema Laufen, „ich muss da nicht dauernd drüber reden“, meint sie lachend.

Auch daheim bei ihrer Familie steht Sport nicht im Mittelpunkt. Dann ist Jana Sussmann einfach Jana Sussmann. Eine von drei Töchtern. Zwillingsschwester Kim lief früher auch und die jüngere Schwester Lea macht es noch heute. Der Papa fuhr die Schwestern früher zu Crossläufen. Heute reden sie aber über andere Dinge, vor allem, wenn die ganze Verwandtschaft zusammen ist. Auf stolze 26 Mann kommen sie dann bei Familienfesten, viele von ihnen wohnen noch heute in einer Straße im 700-Einwohner-Dorf Tönnhausen. „Meine Familie ist mir sehr wichtig, noch wichtiger als mein Sport“, betont Jana Sussmann. Vielleicht sollte ihre Familie deshalb schon mal zwei Sommertrips nach Amsterdam und Rio planen, um anzufeuern, wenn es für Jana Sussmann auf der Rundbahn mit den Hindernissen ernst wird. Den Belohnungskuchen für danach kann sie sich ja selbst backen.