Jana Sussmann zeigt, wie glücklich und selbstbewusst laufen macht

REWE Women's Run Hamburg
Jana Sussmann zeigt, wie glücklich und selbstbewusst laufen macht

| von Tom Rottenberg

Am 11. Juni wird der erste REWE Women’s Run in Hamburg gestartet. Er soll und will Frauen Lust aufs Laufen machen. Die ehemalige Spitzenläuferin Jana Sussmann ist das Gesicht des neuen Events.

Mit dem Begriff „Botschafterin“ muss sich Jana Sussmann noch anfreunden. Auch, weil „Botschafterin“ so ernst und schwerfällig klingt, und Jana Sussmann zu jenen Menschen gehört, die oft und gern lachen. Ganz abgesehen davon, dass die Hamburgerin ziemlich das Gegenteil von dem ist, was man mit „schwerfällig“ assoziieren mag: Sussmann war bis vor wenigen Jahren eine der besten Bahn-Läuferinnen Deutschlands. Ihr Spezialdisziplinen waren der Cross- und der Hindernislauf. Über 3000 Meter Hindernis war sie 2011 Deutsche Meisterin. Und auch wenn sie heute „nur“ noch für sich und bei Läufen mit Trainingsgruppen in die Laufschuhe schlüpft: Nein, nach dem, was man sich unter einer „Botschafterin“ vorstellt, klingt das wahrlich wirklich.

Trotzdem ist der Titel nicht falsch. Und auf die Funktion und die Rolle, die damit einhergeht, ist Jana Sussmann stolz: Die 32-jährige ist das Gesicht des REWE Women’s Run - des Hamburger Frauenlaufes. Der findet am 11. Juni statt, wird von den Macherinnen den Machern des Haspa Marathon Hamburg ausgerichtet – und soll auf einer ebenso schönen wie schnellen Strecke Frauen und Mädchen zum Laufen animieren und motivieren: Auf einer für den Autoverkehr an diesem Tag gesperrten Strecke geht es da wahlweise fünf oder zehn Kilometer durch die Innenstadt und die Binnen- und die Außenalster entlang. Kompetitiv-rasant oder just for fun.

„Eine Traumstrecke“, sagt Jana Sussmann – und betont, dass allein die Tatsache, dass es diesen Lauf auf dieser Strecke gibt, für sie Grund genug gewesen wäre, die Einladung als Gesicht, Testimonial oder Schirmherrin (um die „Botschafterin“ zu vermeiden) zu firmieren, „als riesengroßes Kompliment mit Stolz und Freude anzunehmen.“ Dazu kommt, dass Distanz und Strecke ganz nach Sussmanns Geschmack sind: Jana Sussmann liebt die - vergleichsweise – kurzen, aber dafür umso schnelleren Läufen: Zwischen 3000 Meter und 10.000 Metern fühlt sich am wohlsten – Marathon oder Halbmarathon, gibt sie offen zu, „sind nicht meins: Aber das ist ja das Schöne am Laufen, dass da jede und jeder Distanzen und Disziplinen findet, die individuell perfekt passen.“

Also Läufe, bei denen man – oder frau - sich entweder rennend „die Kante“ geben kann, oder einfach „Joggen schnuppert“ und schaut, wie es sich anfühlt, frei, sicher und ungehindert durch eine Stadt zu laufen, die sich an diesem Tag (hoffentlich) auch vom Wetter her von ihrer schönsten und sympathischsten Seite zeigt. Aber vor allem: Wo das Laufen einfach Spaß macht.

Doch da ist noch etwas. Und das ist Sussmann wichtig: Die Zielgruppe. Frauen nämlich. Frauen und Mädchen zum Laufen zu animieren, ihnen zu sagen und zu zeigen, dass Laufen nicht nur gesund ist und Freude macht, „ist mir wichtig: Es geht um ein Wir-Gefühl, um eine Form von Gemeinschaft – und auch darum, daraus Kraft und Selbstbewusstsein, zu schöpfen.“ Nur fürs Laufen? Nein: „Es ist ja immer noch so, dass sich viele Frauen vieles noch immer nicht zutrauen. Oder ihnen vieles nicht zugetraut wird. Wer da zum ersten Mal – und mit anderen – fünf Kilometer läuft und dabei auch noch Spaß hat, erkennt etwas ganz Wichtiges: ‚Du kannst, was du willst. Und du darfst und sollst wollen.’“

Der REWE Women's Run soll ein Mutmacher sein

Das gelte natürlich auch für den Mut zur Teilnahme an weiteren Laufwettbewerben. Da steigt der Frauenanteil in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich, aber die Regel „Je länger die Distanz, umso geringer der Anteil der Frauen“ gilt in Europa immer noch. In den USA aber kommen bei vielen Halb- und mittlerweile auch manchen Marathonläufen ebenso viele Frauen wie Männer ins Ziel.

Darauf, dass es nicht immer selbstverständlich war, dass Frauen überhaupt antreten dürfen, gilt es deshalb gerade bei Läufen wie dem REWE Women’s Run hinzuweisen: Als Kathrine Switzer 1967 in Boston als erste Frau weltweit mit einer nur durch einen Trick ergatterten Startnummer den Marathon lief, war das ein Skandal. Der Renndirektor versuchte sogar, sie mit Gewalt von der Strecke zu bugsieren. Und wer derlei heute für eine überkommene Groteske der Sportgeschichte hält, irrt: In Ländern wie dem Iran dürfen Frauen, wenn überhaupt, nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen. Umso wichtiger, so Hamburgs Lauf-Botschafterin, sei es, in freien und gleichberechtigten Gesellschaften Zeichen zu setzen.

Jana Sussmann bietet auch Vorbereitungsläufe auf den REWE Women's Run an

Darum soll der REWE Women’s Run nicht nur einmal stattfinden, sondern zur Hamburger Institution werden. Am besten jedes Jahr – mit einer eigenen Community drumherum. Etwa organisierten, fixen Trainingsläufen (der nächste mit Jana findet übrigens am 25. Mai statt) und Begleitevents. An eins denkt Jana Sussmann schon jetzt gern zurück: Den Koch-Workshop im REWE-Nord Headquarter Anfang April: „Das hat richtig Spaß gemacht.“

Wohin all das führen kann und soll, weiß die Women’s Run-Botschafterin genau – und zeigt nach Wien: Dort lud die Lehrerin Ilse Dippmann vor mittlerweile 35 Jahren zum ersten Frauenlauf und joggte dann mit knapp 400 Frauen durch einen Park. Heute laufen in Wien am 4. Juni über 35.000 Frauen eine fünf oder zehn Kilometer Runde – und trainieren dafür das ganze Jahr über bei (gratis) Lauftreffs. Und auch wenn Jana Sussmann und Ilse Dippmann einander noch nie begegnet sind, wissen beide: „Was Wien kann, schafft Hamburg auch.“