© imago images/Camera4

Uta Pippig im Interview
„Junge Menschen in eine hoffnungsvolle Zukunft begleiten“

| Interview: Christian Ermert

Uta Pippig wurde 2021 von German Road Races und laufen.de für ihr Lebenswerk geehrt, zu dem sieben Marathon-Siege in Berlin, Boston und New York gehören. Hier verrät sie, wie es ihr heute geht.

Uta, womit verbringst du heute vor allem deine Zeit?
Uta Pippig: Mit meiner Familie und vielen Stunden Fitness, allein oder mit Freunden. Ich bin gerne in der Natur. Wandern und Laufen gehören zum Tagesprogramm. Oder ich kümmere mich um den Garten. Manchmal halte ich das mit meiner Kamera fest, folge dem Licht, das macht mir Freude. Beruflich betreue und berate ich Läuferinnen und Läufer. Nach der Corona-Pause werde ich im kommenden Jahr wieder meine Motivations- und Fitnessseminare aufnehmen. Auch habe ich seit einigen Jahren eine Kolumne in der Tageszeitung „Die Welt“, die ich sehr gerne schreibe. Die meiste Zeit beansprucht aber meine Stiftung „Take The Magic Step“.

Kannst du kurz erklären, was „Take The Magic Step“ ist?
Uta Pippig: „Take The Magic Step“ ist eine Stiftung, die ich mit meinem Geschäftspartner Michael Reger vor circa 15 Jahren gegründet habe. Wir unterstützen in den USA und Deutschland in erster Linie Charity-Organisationen, die sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmern. So begleiten wir die jungen Menschen auf ihrem hoffnungsvollen Weg in die Zukunft. Aktuell liegt mir das Projekt „Run for Children“ besonders am Herzen. Es ist eine Charity-Aktion im Rahmen des BMW Berlin-Marathon, bei der sich Läuferinnen und Läufer mit einer Spende einen der begehrten Startplätze sichern können. Wir sind guter Hoffnung, damit Läufer zu erreichen, die so die Organisation „Children for a Better World“ unterstützen möchten.

„Wenn ich bei Laufevent vor Ort bin, will ich Menschen inspirieren“

Man muss aber keinen Marathon laufen, um „Take The Magic Step“ zu unterstützen, oder?
Uta Pippig: Nein, unter dem Titel „Take The Magic Step“ bieten wir auch unser Fitness- und Gesundheitsprogramm an. Für uns ist der „magische Schritt“ der erste Schritt aus der Tür, der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Gesundheit, Fitness und Glück. Das kann für jeden einzelnen im Detail etwas anderes bedeuten: Das erste Mal fünf Kilometer laufen. Das eigene Fitness-Programm um eine Stunde pro Woche erweitern. Den Weg zu einem lang angepeilten Ziel endlich besser planen. Oder die Gesundheit mehr in den Vordergrund stellen. Wir wollen die Menschen dabei inspirieren: Durch unsere Webseite und meine Seminare, aber auch durch mein Vor-Ort-Sein bei Laufevents. Uns kommt es auf die Vermittlung von fundiertem Wissen an. Wir wollen, dass die Menschen ihre Lebensgewohnheiten für mehr Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden verändern. Aber behutsam – Schritt für Schritt. Dafür steht „Take The Magic Step“. Und das haben wir in Form einer Stiftung organisiert, so dass die Einnahmen nach Abzug der Kosten als Spenden direkt und ohne Abzug Kindern zugutekommen, die auf diese Unterstützung angewiesen sind.

Deine Stiftung ist in den USA ansässig. Lebst du heute mehr in den USA oder in Berlin?
Uta Pippig: In beiden Ländern habe ich einen Teil meiner Familie und viele Freunde. In den kommenden Jahren werde ich mehr Zeit in Berlin verbringen, das hängt unter anderem mit den karitativen Projekten zusammen.

Was bedeutet dir Laufen heute?
Uta Pippig: Unglaublich viel. Es ist Teil meiner Lebensphilosophie, meines Lebens. Ich fühle mich frei, genieße die Bewegung und kann dabei entspannen. Heute laufe ich ohne Druck, entscheide selbst, ob ich etwas ambitionierter laufen möchte. Einssein mit der Natur, den Sonnenuntergang beobachten und der Magie des Lichtes folgen – das ist es, was mir Freude macht.

Wenn du auf deine Karriere im Hochleistungssport zurückblickst: Was nimmst du von jener Zeit in deine Zukunft mit?
Uta Pippig: Die Spannung vor und während eines Wettkampfs. Die totale Verausgabung. Und das alles mit anderen zu teilen. Die Energieübertragung von den Zuschauern an den Laufstrecken war unbeschreiblich, sie trägt mich bis heute. Ich möchte in meinen jetzigen Aufgabenfeldern auch jungen Athleten so viel wie möglich von dem, was ich erfahren habe, mit auf ihren Weg geben. Dazu gehören natürlich Informationen über das richtige Training. Aber es gibt auch viele andere Fragen, auf die junge Athleten Antworten suchen: Wie ist es zu schaffen, mit dem Druck des Leistungssports zurechtzukommen? Wie erreicht man mentalen Fokus? Das sind meine Stärken und die möchte ich mit jungen Athletinnen und Athleten teilen.