Jungfrau-Marathon: Fantastische Bergwelt entschädigt für Schmerzen

Jungfrau-Marathon: Fantastische Bergwelt entschädigt für Schmerzen

| Andrea Löw I Fotos: Veranstalter
Er wird auch der „schönste Marathon der Welt“ genannt. Warum? Andrea Löw war für laufen.de beim Jungfrau-Marathon in der Schweiz dabei und berichtet

Er wird auch der „schönste Marathon der Welt“ genannt. Warum? Das haben die Läufer des 23. Jungfrau-Marathons in der Schweiz eindrucksvoll erfahren. Bei spätsommerlichem Wetter mit herrlichem Sonnenschein genossen sie die traumhafte Kulisse des Berner Oberlands. Andrea Löw war für laufen.de bei dem Rennen dabei und ist noch immer total begeistert.

Jungfrau-Marathon_2015
Einige Höhenmeter galt es zu bewältigen.
Die erste Hälfte von Interlaken über Wilderswil und Zweilütschinen nach Lauterbrunnen ist dabei weitgehend flach – es sind nur knappe 300 Höhenmeter zu überwinden. Tolle Stimmung herrscht in den Orten, die wir durchlaufen. Die Menschen feiern ihre Läufer. Immer wieder gibt es auch Musik auf der Strecke, bis hin zu einem Dudelsackspieler und Hornbläsern später hoch oben auf dem Berg.

Nach einer kleinen „Ehrenrunde“ hinter Lauterbrunnen wird es bei Kilometer 25 ernst. Es geht aufwärts, und zwar steil. Passend zum deutlich verlangsamten Tempo melden die Schilder nun nicht mehr jeden Kilometer, sondern alle zurückgelegten 250 Meter. Auch ein viertel Kilometer kann sich, je nach Steigung, ziemlich ziehen. Doch auch in der zweiten Rennhälfte gibt es immer wieder laufbare Abschnitte, außerdem wird das Panorama mit jedem zurückgelegten Meter gigantischer. Eiger, Mönch, Jungfrau vor strahlend blauem Himmel stets im Blick, schrauben sich die gut 4000 Läufer (das Rennen war nach drei Wochen ausverkauft) aus 60 Nationen nach oben.

So groß können die Schmerzen gar nicht werden, dass man das hier oben nicht einfach nur genießt. Finde ich zumindest – manch einer hat inzwischen jedoch schon einen recht leidenden Gesichtsausdruck. Natürlich schmerzen die Waden irgendwann - besonders bei Läufern, die zwar Marathon-, aber weniger Bergerfahrung haben. Mein Freund murmelt irgendwann hinter mir: „Lieber Gott, gib mir ein flaches Stück, ich frag nie wieder was.“

 

Als der vorher breite Wanderweg endlich gegen Ende zu einem schmalen Trail wird, der uns hoch zum Eigergletscher führt, staut sich das Läuferfeld leider etwas. Zu schwer sind bei einigen die Beine bei Kilometer 40, als dass sie hier noch flink hinaufkämen. Stopp and Go am Ende eines Marathons – das ist auch für mich eine neue Erfahrung. Doch auch hier ist die Kulisse zu wunderbar, um sich wirklich zu ärgern.

Nach der Moräne geht es kurz bergab, dann kommt der letzte Aufstieg zum mit gut 2200 Metern höchsten Punkt des Rennens. Hier oben klatschen einige der vielen netten Helfer uns Läufer ab, und dann ist klar: Wir haben es geschafft! Den letzten Kilometer können wir nur noch rollen lassen, denn es geht bergab. Alle Anstrengungen sind plötzlich vergessen, bei einem solch wunderbaren letzten Kilometer. Endorphine im Überfluss!

Jungfrau-Marathon_2015

Im Ziel auf der Kleinen Scheidegg werden wir mit einer Medaille, einem Finisher-Shirt von Asics – seit diesem Jahr neuer Sponsor des Jungfrau-Marathons – und einer großen Tafel Schweizer Schokolade belohnt. Und natürlich wieder mit einem Wahnsinns-Blick. Im Finisher-Shirt sitzen wir noch lange oben in der Sonne und starren in die atemberaubende Bergwelt – und sind einfach nur happy.

Überhaupt ist der Jungfrau-Marathon fantastisch organisiert. Wechselkleidung wird auf die Große Scheidegg transportiert, 1700 Helfer betreuen die Athleten. Die Verpflegungsstellen konnte ich nicht mehr zählen, ich kam jedenfalls trotz der warmen Temperaturen gar nicht dazu, Durst zu verspüren. An den Verpflegungspunkten waren immer auch Masseure im Einsatz, die bei Bedarf den müden Beinen etwas Erleichterung verschafft haben. Am Abend nach der Siegerehrung feiern die Athleten bei der Finisher-Party mit Live-Musik. Bei diesem Event stimmt alles – nur laufen muss man selbst: hoch und weit und wunderschön!

Gewonnen haben Shaban Mustafa aus Bulgarien und Aline Camboulives aus Frankreich. Weitere Infos und alle Ergebnisse findet ihr hier!