Konstanze Klosterhalfen: „Das Beste geben, um noch besser zu werden“
Mit sechs Jahren machte Konstanze Klosterhalfen ihr erstes Rennen. Sie schaffte es nicht aufs Podium. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie irgendwann mal die Beste sein und ganz oben stehen will. Am liebsten schon bei der Leichtathletik-EM in Berlin, wo sie am Sonntag (12. August) über 5000 Meter antritt.
Mit sechs Jahren machte Konstanze Klosterhalfen ihr erstes Rennen. Sie schaffte es nicht aufs Podium. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie irgendwann mal die Beste sein und ganz oben stehen will. Am liebsten schon bei der Leichtathletik-EM in Berlin, wo sie am Sonntag (12. August) über 5000 Meter antritt. In unserem Interview spricht die so zerbrechlich wirkende Läuferin mit der riesigen inneren Stärke über ihre EM-Aussichten in Berlin, über ihre große Liebe zum Laufen und darüber, wie gut ihr Ballett tut.
A portrait of speed: Konstanze Klosterhalfen
Konstanze, du trittst bei der EM im Berliner Olympiastadion über 5.000 Meter an, nicht über 1.500 Meter, die bislang deine Spezialstrecke waren. Ist das eine Entscheidung des Herzens oder der Vernunft?
Konstanze Klosterhalfen: Ich bin schon noch 1.500-Meter-Läuferin. Die Strecke macht mir Spaß. Das Tempo ist höher, die Strecke kürzer. Aber ich laufe eigentlich auch alle anderen Strecken gern.
Mit welchen Zielen startest du in das Finale über 5.000 Meter am letzten EM-Tag im Olympiastadion?
Konstanze Klosterhalfen: Ich kann schwer einschätzen, wo ich wirklich stehe. Eigentlich ist es schon spät in der Saison, aber für mich ist es noch früh. Ich will einfach meine Leistung abrufen, wenn es gilt. Und dann schaue ich, was rauskommt.
Der späte Saisoneinstieg war einer Verletzung geschuldet. Was hat dich gebremst?
Konstanze Klosterhalfen: Eine Kniereizung. Ich habe das Problem aus dem Trainingslager im April mitgebracht. Es war hart, als die Saison losging und ich nicht laufen konnte. Während die ersten Wettkämpfe stattfanden, habe ich noch im Wasser trainiert. Als ich dann wieder laufen konnte, musste ich erst mal akzeptieren, dass das Training zunächst auf einem anderen Niveau stattfand als ein Jahr zuvor. Wichtig ist, dennoch immer an sich zu glauben und auf sein Team zu vertrauen.
Das klingt nach einem sehr geduldigen und ruhigen Umgang mit der Verletzung. Aber jeder Läufer weiß, wie schwer es ist, Verletzungspausen hinzunehmen …
Konstanze Klosterhalfen: … es war auch für mich sehr schlimm. Ich war ungeduldiger als es jetzt klingt. Anfangs bin ich leider noch mit Schmerzen gelaufen, bis es gar nicht mehr ging. Aber die Zeit hat mir noch mal mehr gezeigt, dass Laufen meine Leidenschaft ist. Dass ich das Richtige mache. Es war hart, aber umso schöner ist es, jetzt wieder alles geben zu können.
Wie hast du die Verletzung wieder in den Griff bekommen?
Konstanze Klosterhalfen: Mit einem Super-Team um mich, bei dem ich mich auch noch mal bedanken möchte. Die Arzt- und Physiotherapie-Praxis in Köln hat mir sehr geholfen. Ich war fast jeden Tag dort. Wichtig war auch die Unterstützung meiner Familie und anderer Menschen, die mir immer Mut zugesprochen haben und gesagt haben: Das wird wieder! Das ist in so einer Situation wichtig.
Und wie hast du die Verletzungspause im Training überbrückt?
Konstanze Klosterhalfen: Eine Zeitlang habe ich nur Tempoläufe gemacht und bin dazwischen geschwommen. Kraulen ging eigentlich die ganze Zeit. Ich habe nie länger als drei Tage am Stück ganz pausiert.
Laufen ist deine Leidenschaft. Was liebst du daran genau?
Konstanze Klosterhalfen: Das Lauftraining ist toll, weil es so abwechslungsreich ist. Bei Dauerläufen kommst du in den Flow und kannst die Natur genießen. Wenn es bei Tempoläufen härter wird, geht es darum, den Fokus zu finden. Beides finde ich cool. Das ist für mich die Faszination des Laufens.
Ist das, was du beim Laufen erlebst, das viel beschworene Runner’s High?
Konstanze Klosterhalfen: Ich weiß nicht, ob man das als Runner‘s High definieren kann. Aber es ist einfach ein tolles Gefühl, bei hohem Tempo seinen Fokus zu finden und ganz im Laufen aufzugehen. Fast noch besser fühlt es sich aber danach an, wenn man geschafft hat, was man sich vorgenommen hat.
Neben dem Laufen machst du auch Ballett ...
Konstanze Klosterhalfen: ... ja. ich gehe jede Woche für eine Stunde in eine Tanzschule. Damit habe ich angefangen, als ich vier Jahre alt war. Und jetzt ist es nicht nur mental eine schöne Abwechslung zum Laufen, sondern auch ein gutes Ergänzungstraining. Es ist gut für die Beweglichkeit und schult Gleichgewicht und Balance.
Was treibt dich stärker an: Der Wille, Rennen zu gewinnen? Oder der Wunsch nach neuen Bestzeiten?
Konstanze Klosterhalfen: Am liebsten möchte ich Rennen gewinnen und dabei neuen Bestzeiten laufen. Aber das ist nicht meine einzige Motivation. Mir macht das Laufen und das Training auch einfach Spaß. Sich immer wieder hinzustellen und sein Bestes zu geben, um noch besser zu werden – dafür mache ich das Ganze.
2017 hast du gleich drei magische Grenzen geknackt: 800 Meter unter zwei Minuten. 1500 Meter unter vier Minuten und 5000 Meter unter 15 Minuten …
Konstanze Klosterhalfen: … ja, das hat ganz gut geklappt.
Wird es jetzt schwieriger, sich neue Zeitziele zu setzen?
Konstanze Klosterhalfen: Nein, ich setze mir keine Grenzen und will noch schneller laufen. Ich probiere einfach, mich weiter zu verbessern.
Was sind deine größten Stärken?
Konstanze Klosterhalfen: Meine Ausdauer, mein Wille, alles zu geben, und meine Konzentration aufs Training. Und dass ich dabei die Lockerheit nicht verliere. Man sollte auch als Hochleistungssportler nie vergessen, dass man das aus Freude am Laufen macht.
Woher kommen diese Eigenschaften?
Konstanze Klosterhalfen: Ich habe schon immer versucht, das, was ich mache, gut zu machen. Nur die Ziele wurden immer größer. Als Kind war es mal mein Ziel, fünf Minuten am Stück zu laufen. Als das nicht auf Anhieb geklappt hat, wollte ich es unbedingt schaffen und habe immer weiter geübt. Ich habe einen gewissen Ehrgeiz und eine gewisse Disziplin einfach in mir.
Du giltst als größtes deutsches Lauftalent – für manche seit Menschengedenken. Spürst du den Druck von außen?
Konstanze Klosterhalfen: Ich merke schon, dass die Aufmerksamkeit größer ist. Es wird hingeschaut, wie ich laufe. Ich halte das aber so gut es geht von mir fern. Ich freue mich, andere zu begeistern, indem ich laufe. Aber der Druck kommt nur von mir selbst. Meine eigenen Erwartungen an mich selbst sind die größten.
Trotz der großen Bandbreite an Laufleistungen – siehst du noch Schwächen bei dir selbst?
An meiner Schnelligkeit kann ich noch arbeiten und mein Schlussspurt ist auch noch verbesserungsfähig. Und Athletik ist für mich ein großes Thema im Training. Wir haben jetzt auch spezielle Übungen eingebaut, um das Krafttraining noch spezifischer zu gestalten.
Beim Laufen liegt das große Geld auf der Straße. Planst du für die Zukunft auch Starts im Halbmarathon oder Marathon?
Konstanze Klosterhalfen: In naher Zukunft nicht. Ich fühle mich auf der Bahn sehr wohl und die Strecken im Straßenlauf sind mir auch noch zu lang. Was in Zukunft passiert, muss man mal abwarten.
Findest du beim Laufen das große Glück?
Konstanze Klosterhalfen: Ich bin froh und glücklich, dass ich das so machen kann, wie ich es mache. Laufen macht einen großen Teil meines Lebens aus, aber Familie und Freunde ist mir auch sehr wichtig. Und natürlich Gesundheit – ohne die geht ja auch im Sport nichts.
Die deutschen Läuferinnen und Läufer stehen aktuell so gut da wie lange nicht mehr. Was glaubst du, woran das liegt?
Konstanze Klosterhalfen: Wir sind ein junges Team aus Trainern und Athleten. Wir motivieren uns gegenseitig. Und die Medaille von Gesa Krause 2015 bei den Weltmeisterschaften über 3000 Meter Hindernis hat uns gezeigt, was international möglich ist – sogar wenn Kenianerinnen im Rennen sind.
Dein Heimtrainer Sebastian Weiß zählt auch zur ganz jungen Generation der DLV-Trainer. Wie würdest du die Zusammenarbeit mit ihm beschreiben?
Konstanze Klosterhalfen: Vor allem als vertrauensvoll. Er hat eine sehr ruhige Art, trifft Entscheidungen sehr überlegt. Das passt ganz gut zu mir.