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Silvesterläufe
Konstanze Klosterhalfen glänzt in Köln

| von Jörg Wenig

Während in Deutschland nur in Hannover und Köln Silvesterläufe mit leistungssportlicher Relevanz stattfanden, wurden bei den großen Rennen im Ausland sogar Weltrekorde aufgestellt.

Bei den pandemiebedingt stark reduzierten Silvesterläufen in Deutschland hat Konstanze Klosterhalfen für das beste Ergebnis einer deutschen Läuferin gesorgt: Beim Rennen des TuS Köln lief die WM-Dritte von 2019 über 5.000 Meter allen davon. Die Läuferin vom TSV Bayer Leverkusen stürmte zu einer hochklassigen 10-km-Bestzeit von 31:10 Minuten. Dies war nicht nur Streckenrekord sondern auch die schnellste Zeit des Tages. Denn der Sieger des Männerrennens, Björn Juschka (LAV Stadtwerke Tübingen), lief 31:48 Minuten.

Die 24-jährige Konstanze Klosterhalfen zeigte damit einmal mehr ihr enormes Potenzial über die Langstrecken - und dies in einer Jahreszeit, in der sie sicherlich nicht in bestmöglicher Form ist. In der Liste der schnellsten deutschen 10-km-Läuferinnen aller Zeiten schob sie sich am Silvestertag mit dieser persönlichen Bestzeit auf Rang drei. Den deutschen Rekord hält Melat Kejeta (Laufteam Kassel) mit 30:47. Irina Mikitenko war 2008 bereits eine Zeit von 30:57 gelaufen.

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Hannover: Zwei 19-Jährige bei den Männern und den Frauen vorn

Von den traditionell leistungssportlich relevanten Silvesterläufen in Deutschland blieb in diesem Jahr einzig das Rennen in Hannover übrig. Die anderen Top-Läufe wurden aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. In Hannover hatten die Veranstalter von „Eichels Event“, die auch den Hannover-Marathon veranstalten, ein entsprechendes Hygienekonzept umgesetzt, um das Rennen veranstalten zu können. Über mehrere Stunden hinweg starteten dort rund 500 Läufer in Kleingruppen - normalerweise sind es ein paar tausend. Die schnellsten Zeiten über die 6-km-Strecke um den Maschsee erreichten zwei 19-Jährige: Philipp Tabert (Eintracht Hannover) lief eine Zeit von 18:31 Minuten, Jasmina Stahl (Hannover 96) war nach 20:15 im Ziel.

Barcelona: Zwei Weltrekorde über die Fünf-Kilometer-Distanz

Im Ausland werden inzwischen selbst bei den Silvesterläufen Weltrekorde aufgestellt: Bei dem Rennen in Barcelona - einer Veranstaltung die spitzensportlich bisher nicht besonders in Erscheinung getreten war - fielen am Freitag gleich beide Bestmarken über 5 km. Während der Äthiopier Berihu Aregawi eine Zeit von 12:49 Minuten erreichte, lief seine Landsfrau Ejegayehu Taye nach 14:19 ins Ziel.

Berihu Aregawi profitierte lediglich während der Anfangsphase des Rennes von einem Pacemaker. Danach lief der Äthiopier, der im Sommer das Diamond League-Finale über 5.000 m in Zürich gewonnen hatte, alleine an der Spitze. Mit einer Zeit von 12:49 Minuten hatte der erst 20-Jährige im Ziel den bisherigen Weltrekord um zwei Sekunden unterboten. Joshua Cheptegei (Uganda) war im Februar 12:51 gelaufen.

Im Frauenrennen übernahm Ejegayehu Taye frühzeitig die Führung und stellte schließlich mit 14:19 Minuten ebenfalls einen Weltrekord auf. Die erst 21-jährige Läuferin ist damit zehn Sekunden schneller als die Nummer zwei in der ewigen Bestenliste: Ihre Landsfrau Senbere Teferi war im September in Herzogenaurach 14:29 gelaufen. Teferi ist mit dieser Zeit nach wie vor die Weltrekordlerin für reine Frauenrennen (also ohne männliche Tempomacher). Bei den Frauen werden für die Straßenläufe zwei Weltrekorde geführt. Den bisherigen Rekord für gemischte Rennen hielt Beatrice Chepkoech (Kenia) mit 14:43.

Sao Paulo: Afrikanische Sieger beim Klassiker in Brasilien

Afrikas Weltklasseläufer waren bei der 96. Auflage des Silvesterlaufes von Sao Paulo nicht zu schlagen. Über die 15-km-Distanz setzte sich beim ältesten Silvesterlauf der Welt Belay Bezabh klar durch. Der Äthiopier gewann das Rennen in 44:54 Minuten vor dem Brasilianer Daniel Nascimento (45:09) und Hector Flores (Bolivien/45:15). Als Vierter folgte Elisha Rotich (Kenia) mit 46:26.

Im Rennen der Frauen triumphierte Sandrafelis Tuei bereits zum zweiten Mal nach 2018 in Sao Paulo. Die Kenianerin gewann dieses Mal in 50:06 Minuten und war damit 13 Sekunden schneller als vor drei Jahren. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Yenenesh Dinkesa (Äthiopien) und Jenifer do Nascimento (Brasilien).

Madrid: Der erste spanische Heimsieg seit 2003 und positiver Corona-Test

Erstmals seit dem Jahr 2003 gab es beim hochkarätigen 10-km-Silvesterlauf in Madrid einen spanischen Sieger. Gegen die Schluss-Offensive von Mohamed Katir waren die Konkurrenten chancenlos. Der Spanier gewann in 27:45 vor Rodrigue Kwizera (Burundi/27:55), Nassim Hassaous (Spanien/28:05) und dem Kenianer Shadrack Koech (28:16). „Es ist toll, ein solch prestigeträchtiges Rennen gewonnen zu haben“, sagte Mohamed Katir.

Bei den Frauen mussten die Veranstalter den kurzfristigen Ausfall der Topläuferin hinnehmen: Hellen Obiri wurde positiv auf Corona getestet. Kenias zweimalige 5.000-m-Weltmeisterin konnte dadurch nicht starten. In einem sehr schnellen Rennen setzte sich die äthiopische Marathonläuferin Degitu Azemiraw in 30:26 Minuten durch. Ihr folgten Edinah Jebitok (Kenia/30:44), Lonah Salpeter (Israel/31:14) und Ayel Likina (Äthioipen/31:30).

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Bozen: Streckenrekord und 17 Corona-Fälle unter den Top-Athleten

Mit einem Streckenrekord krönte Dawit Seyaum den Silvesterlauf in Bozen, der erstmals seit 2019 wieder in der beschaulichen Innenstadt stattfand. Vor einem Jahr musste das Rennen aufgrund der Corona-Pandemie auf eine Kart-Rennbahn ausweichen. Die Äthiopierin Seyaum gewann das 5-km-Rennen in 15:22 Minuten. Über 10 km siegte ihr Landsmann Tadese Worku, der auch unter dem Namen Gebresilase bekannt ist, in 28:18 Minuten. Die einzige deutsche Eliteläuferin die in Südtirol an den Start ging, war Rabea Schöneborn. Die Berlinerin der LG Nord belegte Rang neun in 16:44 Minuten.

Der Bozener Silvesterlauf ist meist das bestbesetzte Rennen weltweit zum Jahresabschluss. In diesem Jahr allerdings mussten die Veranst alter kurzfristig den Ausfall von 17 Topathleten aufgrund positiver Corona-Tests hinnehmen. Das betraf damit rund die Hälfte des gesamten Elitefeldes.

Vor dem Startschuss für das Frauenrennen wurde in Bozen mit einer Schweigeminute an Agnes Tirop erinnert. Die kenianische Weltklasseläuferin, die 2017 in Bozen den bisherigen Streckenrekord von 15:30 Minuten aufgestellt hatte, war im Oktober in ihrem Haus in Kenia einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen.

Für Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin) war das Tempo im vorderen Bereich des Feldes erwartungsgemäß deutlich zu schnell. Sie lief eine Zeit von 16:44 Minuten und belegte damit Rang neun. „Die Strecke ist aufgrund der vielen Kurven und Kopfsteinpflaster-Passagen sicher nicht die schnellste, das kam mir nicht entgegen. Aber es hat Spaß gemacht, aus dem Training heraus hier zu laufen“, sagte Rabea Schöneborn.