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Leichtathletik-EM
Konstanze Klosterhalfen triumphiert über 5.000 Meter

| von Jörg Wenig und Alexandra Dersch

Konstanze Klosterhalfen hat in München überraschend das EM-Finale über 5.000 m gewonnen und ist die erste deutsche Läuferin in der EM-Geschichte, die über diese Distanz triumphierte.

Damit feierte die 25-jährige Läuferin, die für Bayer Leverkusen startet, nur drei Tage nach ihrem vierten Platz im 10.000-m-Finale den bisher größten Sieg ihrer Karriere. Vor drei Jahren hatte Konstanze Klosterhalfen bei den Weltmeisterschaften in Doha bereits die Bronzemedaille über 5.000 m gewonnen, was rein sportlich gesehen noch höher zu bewerten ist. In München siegte sie angefeuert von einer stattlichen Kulisse im Olympiastadion in 14:50,47 Minuten vor der 10.000-m-Siegerin Yasemin Can (Türkei/14:56,91) und Eilish McColgan (Großbritannien/14:59,34), die über die 10.000 m Silber gewonnen hatte.

Und nebenbei hat sie auch deutsche Leichtathletik-Geschichte geschrieben, denn nie zuvor hat eine deutsche Frau über 5.000 Meter bei einer EM eine Medaille gewonnen. „Ich kann es nicht fassen, mir fehlen die Worte“, sprudelte die Leverkusenerin kurz darauf ins TV-Mikrofon. Ein deutsches Lauf-Märchen. Auch über die 3.000-m-Strecke, die die Frauen bei der EM zwischen 1974 und 1994 gelaufen waren, kam nie eine deutsche Läuferin unter die ersten drei.

Dabei war bis kurz vor dem Rennen nicht klar, ob Konstanze Klosterhalfen überhaupt an den Start gehen würde. Die Saison war hart gewesen, eine Corona-Infektion hatte sie zusätzlich geschwächt, über 10.000 Meter hatte sie sich bei dieser EM dennoch einiges ausgerechnet, war aber nicht über Platz vier hinaus gekommen. „Ich wollte für mich und die Leute hier laufen“, sagte sie.

Sara Benfarès (LC Rehlingen) lief auf Rang elf in einer persönlichen Bestzeit von 15:20,94 während Alina Reh (SCC Berlin) das Rennen ebenso aufgab wie die Titel-Mitfavoritin Karoline Grovdal (Norwegen).

Nach einem sehr verhaltenen Beginn im 5.000-m-Finale waren es die Favoritinnen Karoline Grovdal und Yasemin Can, die sich an die Spitze setzten und das Tempo verschärften. Hinter den beiden liefen Konstanze Klosterhalfen und Eilish McColgan. Wie schon im 10.000-m-Finale löste sich dann rund 2.500 Meter vor dem Ziel Yasemin Can von ihren Konkurrentinnen.

Während die norwegische Crosslauf-Europameisterin Karolin Grovdal kurz darauf das Rennen offenbar aufgrund einer Muskelverletzung aufgab, konnten Konstanze Klosterhalfen und Eilish McColgan den Abstand zur führenden Türkin zumindest konstant halten. Nach und nach kam das Duo dann wieder dichter an Yasemin Can heran, die dieses Mal das Tempo nicht halten konnte. Gut zwei Runden vor Schluss hatte Konstanze Klosterhalfen die Lücke geschlossen, während Eilish McColgan etwas zurückgefallen war. 600 Meter vor dem Ziel überholte sie die Türkin und lief, getragen vom Publikum, der Goldmedaille entgegen.

„Das kam völlig überraschend. Ich habe nie damit gerechnet und nicht einmal an eine Medaille gedacht - ich kann es nicht glauben“, sagte Konstanze Klosterhalfen, die sich im Juni mit Corona infiziert hatte und dann bei der WM noch lange nicht in Topform war. Dort schied sie im 5.000-m-Vorlauf aus und trat über 10.000 m nicht an. Kurz vor der EM zeigte Konstanze Klosterhalfen dann aufsteigende Form, doch im 10.000-m-Rennen reichte das noch nicht, um am Ende in den Medaillenkampf eingreifen zu können.

„Vielleicht“, mutmaßte sie schon am Montagabend, „ist es zurzeit für mich über 5.000 Meter einfacher.“ Dennoch stand sie kurz davor auf das 5.000-m-Rennen zu verzichten, „denn mein Trainer sagte, mach lieber eine Pause“. „Aber ich wollte in München auch die 5.000 Meter laufen“, sagte Konstanze Klosterhalfen, die dann überraschend zur Nachfolgerin von Sifan Hassan wurde. Die holländische Olympiasiegerin, mit der sie zeitweilig zusammen trainiert, hatte auf Starts bei der EM verzichtet.

Jakob Ingebrigtsen feiert zum zweiten Mal Doppelsieg über 1.500 und 5.000 Meter

Zum zweiten Mal nach 2018 hatte Jakob Ingebrigtsen bei den Europameisterschaften kurz zuvor sowohl die 5.000 als auch die 1.500 m gewonnen. Zwei Tage nach seinem Sieg über die Langstrecke rannte der Norweger ebenso souverän auch zum Mittelstrecken-Gold. Der erst 21-jährige Titelverteidiger lief in München 3:32,76 Minuten und stellte damit einen EM-Rekord auf.

Jakob Ingebrigtsen hatte frühzeitig für ein hohes Tempo gesorgt und ließ seinen Konkurrenten damit nie eine Chance. Zweiter wurde überraschend der Brite Jake Heyward (3:34,44) vor dem Spanier Mario Garcia (3:34,88). „Ich hatte das Tempo in meinen Beinen, daher wollte ich von Anfang an schnell laufen. Ich freue mich über den Doppelsieg, und der Meisterschaftsrekord ist noch ein Bonus“, sagte Jakob Ingebrigtsen.