Von Nike zu Puma
Konstanze Klosterhalfen wechselt die Laufschuhe und den Trainer

| Interview: Christian Ermert | Fotos: Puma Running

Alles neu bei Konstanze Klosterhalfen: Die 5000-Meter-Europameisterin läuft jetzt nicht nur in Puma, sondern wechselt auch die Trainingsgruppe und den Coach. Im Interview verrät sie die Gründe.

Puma statt Nike. Alistair Cragg statt Sonia O’Sullivan und Pete Julian. North Carolina statt Oregon. Konstanze Klosterhalfen hat in den vergangenen Monaten ihr Umfeld in den USA kräftig umgekrempelt und sich einem Trainer angeschlossen, der als Läufer selbst auf große eigene Erfolge zurückblickt. Der in Südafrika geborene und in den USA lebenden Alistair Cragg wurde 2005 für Irland, dem Heimatland seiner Vorfahren, Halleneuropameister über 3000 Meter. Ein Jahr zuvor stand er im 5000-Meter-Olympiafinale von Athen.

Wir haben Konstanze Klosterhalfen am Rande des Boston-Marathons getroffen. Ihr gehören die deutschen Rekorde über eine Meile, 3000 Meter, 5000 Meter und 10.000 Meter. Vergangenes Jahr hat sie mit 65:41 Minuten auch einen ganz starken Halbmarathon abgeliefert. Im Interview spricht die 26 Jahre alte Athletin vom TSV Bayer 04 Leverkusen über die Gründe für die Veränderungen, über ihre Pläne für die kommende Leichtathletiksaison und darüber, warum ihr Halbmarathon auf der Straße zunächst ein Ausflug bleiben wird, obwohl sie sich vergangenen Herbst in Valencia auf Anhieb auf Rang zwei der ewigen deutschen Bestenliste katapultiert hat.

Konstanze Klosterhalfen, was hat den Ausschlag gegeben, nach vielen Jahren bei Nike den Ausrüster zu wechseln, künftig mit Puma-Schuhen zu laufen und sich gleichzeitig einem neuen Coach und einer anderen Trainingsgruppe anzuschließen?
Konstanze Klosterhalfen: Der Vertrag zuvor ist Ende 2022 ausgelaufen und es haben sich im Anschluss tolle neue Optionen aufgetan. Puma hat mir sehr gute Möglichkeiten aufgezeigt, wie wir in Zukunft gemeinsame Ziele erreichen können. Wir arbeiten jetzt schon eine Weile zusammen und daher hatte ich genügend Zeit, mich einzugewöhnen und das neue Equipment zu testen. Ich trainiere aktuell im US-Bundesstaat North Carolina. Vorher habe ich nichts über die Gegend an der Ostküste der USA gewusst, jetzt gefällt es mir da sehr gut. Ich wohne in der Nähe der Uni in Chapel Hill, das ist eine tolle Gegend fürs Lauftraining. Ich bin bei jedem Lauf begeistert, wie schön Natur sein kann. Und rund um Chapel Hill gibt’s drei Universitäten, so dass wir wirklich fantastische Trainingsbedingungen haben.

Wer sind denn die Athletinnen und Athleten, mit denen du im Puma-Team von Alistair Cragg trainierst?
Konstanze Klosterhalfen: Es sind viele junge Talente dabei, und wir verstehen uns super. Aber auch Athletinnen wie Natosha Rogers, die 10.000 Meter unter 31 Minuten läuft und bei der WM in Eugene für die USA gestartet ist. Zum Team gehören aber auch starke Marathonläuferinnen. Das ist cool, mit denen kann ich meine langen Läufe machen, das hatte ich auch noch nicht so oft. Die kürzeren, schnellen Einheiten mache ich meistens zusammen mit den Jungs aus der Gruppe, das ist super, fordert mich und macht viel Spaß.

Wie viel Zeit des Jahres wirst du in North Carolina verbringen?
Konstanze Klosterhalfen: Ich löse gerade mein Appartement in Portland auf, werde aber nicht komplett nach North Carolina umziehen. Es wird eher eins von mehreren Trainingscamps sein, in denen ich mich länger aufhalten werde. Das Klima dort ist auch im Herbst und Frühjahr perfekt, im Sommer ist es sehr, sehr heiß und schwül, aber dann bin ich sowieso in Europa.

Das heißt, deine Heimat wird dann eher wieder das Rheinland zwischen Leverkusen, Köln und dem Siebengebirge, wo du herkommst?
Konstanze Klosterhalfen: Im Rheinland werde ich nicht öfter sein als zuletzt. Es wechseln sich ja ständig Trainingslager in der Höhe, Wettkampfphasen und Aufenthalte in den USA ab. Zuhause bin ich dann meist nur in der kurzen Pause zwischen zwei Saisons.

Die neuen Reize tun mir gut. Ich denke auch, dass es mich als Athletin weiterbringt, alte Muster zu verlassen und offen für Neues zu sein.

Konstanze Klosterhalfen über die Veränderungen in ihrem Leben

Wie fühlt sich denn das Training mit den neuen Laufschuhen an?
Konstanze Klosterhalfen: Ein Schuhwechsel ist immer etwas sensibel, aber mit den neuen Puma-Modellen komme ich sehr gut klar. Beim Tempotraining auf der Bahn laufe ich fast immer den Deviate Nitro Elite. Ich habe sofort gemerkt, dass mir der Carbonschuh einen richtigen Kick gibt. So profitieren wir Bahnläuferinnen auch von der Entwicklung der Schuhe, die für einen großen Leistungsschub auf der Straße gesorgt haben. Meine Trainingsläufe auf der Straße absolviere ich meistens im ForeverRun Nitro, das passt ebenfalls super.

Dein Leistungsspektrum von den 800 Metern bis zum Halbmarathon ist unglaublich groß. Am erfolgreichsten warst du bisher auf den 5000 Metern mit EM-Gold 2022 in München und WM-Bronze 2019 in Doha. Welche Strecke nimmst du 2023 in den Fokus?
Konstanze Klosterhalfen: Meine stärkste Strecke sind aktuell sicher die 5000 Meter. Ich werde mich aber nun auch verstärkt wieder den 1.500 Metern widmen, nachdem ich in den vergangenen Jahren verletzungsbedingt nicht so intensiv für die kürzeren Strecken trainieren konnte und die 1500 Meter ein bisschen aus den Augen verloren habe. Ich brauche die kürzeren auch für den Speed auf den 5000 Metern …


… ein Wechsel auf noch längere Strecken ist also trotz des superstarken Halbmarathons von Valencia kein Thema?
Konstanze Klosterhalfen: Ich wollte unbedingt mal einen Halbmarathon ausprobieren. Und einen Marathon wie den in Boston hautnah zu erleben, ist fantastisch. Auf dem Flug hierhin hat schon der Pilot im Flugzeug allen, die laufen, viel Glück wünscht. Hängenbleiben will ich da aber noch nicht. Vielleicht später irgendwann. Momentan ist mein Fokus auf den kürzeren Strecken auf der Bahn. Jetzt arbeiten wir daran, dass ich wieder ganz schnelle Beine bekomme. Die neuen Reize tun mir gut. Ich denke auch, dass es mich als Athletin weiterbringt, alte Muster zu verlassen und offen für Neues zu sein. Ich merke aber auch, dass mich das ausdauerorientierte Training für den Halbmarathon und das anschließende Höhentraining in Kenia nach von gebracht hat. Ich kann aktuell in Bereichen trainieren, in denen ich vorher noch nicht unterwegs war. Ich stecke höhere Umfänge und Intensitäten besser weg. Das gilt es dann auch auf die Bahn zu bringen …

… wann startest du zum ersten Mal in der Freiluftsaison 2023?
Konstanze Klosterhalfen: Mein erstes offizielles Rennen werden die 1500 Meter beim Diamond League-Meeting in Doha sein. Danach geht es nochmal in die Höhe, um die 5000 Meter speziell vorzubereiten. Kenia stand zur Debatte, aber wir werden wohl eher in den USA bleiben. Später schließt sich dann noch einmal ein Höhentraining in St. Moritz an.

Warum würdest du Kenia vorziehen, wenn du ganz freie Wahl beim Höhentraining hättest?
Konstanze Klosterhalfen: Kenia ist etwas ganz Besonderes für mich, aber im Sommer sind die Bedingungen dort wegen der Regenzeit nicht so optimal.

Was fasziniert dich so an Kenia?
Konstanze Klosterhalfen: Das Leben dort lässt einen seine eigene Werte und Einstellungen noch einmal überdenken. Dort ist wirklich der komplette Fokus aufs Laufen gerichtet. Alle laufen und haben mit ganz einfachen Mitteln eine riesige Freude daran. Das ist extrem inspirierend, auch wenn das Leben und das Training dort sehr hart ist.

Mit dem EM-Gold von München hast du dir einen ganz großen Traum erfüllt. Für welches Ziel trainierst du jetzt so hart?
Konstanze Klosterhalfen: Für schnelle Rennen und Zeiten sowie für genau solche Momente wie in München, wenn es am Ende zum ganz großen Ziel reicht. Das Größte ist so etwas bei den Olympischen Spielen zu erreichen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg …

Auch wenn die nächsten Olympischen Spiele schon 2024 in Paris sind?
Konstanze Klosterhalfen: Ja. Als Läuferin musst du einfach immer einen Schritt nach dem anderen setzen.