Läufertypen: Paul Schmidt - neuer deutscher 50-Kilometer-Rekordler

| Ramona Richter, mbn, sim I Foto: imago
Das nennt man eine erfolgreiche Premiere: Bei seinem ersten 50-Kilometer-Rennen hat Paul Schmidt gleich den deutschen Rekord auf 2:49:06 h verbessert.

Das nennt man eine erfolgreiche Premiere: Bei seinem ersten 50-Kilometer-Rennen hat Paul Schmidt gleich den deutschen Rekord verbessert. Der Berliner steigerte bei seinem Sieg am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften in seiner Heimatstadt die Bestmarke um mehr als drei Minuten auf 2:49:06 Stunden. Der praktizierende Arzt trainiert zu ungewöhnlichen Zeiten und ist auch sonst ein interessanter Charakter. Solche Menschen stellen wir in unregelmäßigen Abständen in unserer Serie „Läufertypen“ vor.

Damit blieb er nur knapp zwei Minuten über seinem Marathon-Hausrekord, der bei 2:19:36 Stunden steht. Die alte deutsche 50-Kilometer-Bestmarke von 2:52:26 Stunden wurde auf den Tag genau fünf Jahre alt, aufgestellt am 5. März 2011 von Peter Seifert (LSV Lok Arnstadt). Der Titel bei den Frauen ging an W35-Athletin Nele Alder-Baerens (Ultra Sport Club Marburg; 3:20:33 h), die im Ziel einen riesigen Vorsprung auf die zweitbeste Läuferin Patricia Rolle (LG Nord Berlin Ultra Team; 3:53:24 h; W45) sowie ihre drittplatzierte Vereinskollegin Antje Krause (3:54:34 h) hatte.

Laufen - die liebste Art der Fortbewegung

Paul Schmidt infizierte sich früh mit dem Lauf-Virus: „Schon in der Grundschule lag mir das Laufen. Beim Sportfest gewann ich noch Sprint und Weitsprung als kleiner und ziemlich dünner krummer Junge.“ Bis aber die ersten 1000 Meter anstanden, versuchte sich Paul Schmidt als Schwimmer, wo er eher mittelmäßig unterwegs war. Anfang der 5. Klasse dann seine ersten 1000 Meter - und mit 3:48 Minuten lief er allen davon. „Seitdem ist Laufen meine liebste Art der Fortbewegung.“

Bei den ganz großen Rennen konnte Paul Schmidt bisher allerdings noch nie seine volle Leistung abrufen. Klar gewann er 2015 den Rostocker Nacht-Marathon in Bestzeit von 2:19:36 Stunden und den Oberelbe-Marathon in Dresden (Foto oben). Aber beim Berlin-Marathon musste er sich im September mit 2:23:55 Stunden begnügen. Am Samstag durchquerte er die 42,195 Kilometer etwa zwei Minuten schneller! „Bisher hatte ich eher keine oder lediglich eine Frühform“, sagt der Berliner ganz offen. Das soll sich 2016 ändern, nachdem dann auch offiziell der Doktortitel neben seinen Laufsachen im Rucksack verstaut ist.

Medizinstudium, Doktorarbeit, Leistungssport... das bekommt er tatsächlich alles irgendwie da unter. „Ich laufe zur Arbeit, das nennt sich ,runcommute'. Somit spare ich die meiste Zeit und sammle viele Kilometer.“ In jedem Fall kommt ihm seine Erfahrung als Sportler und die damit verbundenen Einblicke in die Läuferszene bei seinem Job in der sportmedizinischen Abteilung der Charité zu Gute. Und das ist dann auch Teil seines Erfolgsrezepts. „Man hat ja auch einen Ruf zu verteidigen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

So läuft Paul Schmidts Tag

Der Tagesablauf ist streng getaktet: 6 Uhr Aufstehen (während intensiver Trainingsphasen auch schon mal um 5 Uhr). „Bestmöglich schon in die zurechtgelegten Laufsachen schlüpfen. Porridge mit Früchten und Kaffee zum Frühstück und noch bisschen frisch machen“ - als Läufer heißt das auch etwas Dehnung und Gymnastik. „Eine gute Playlist für den Runcommute und auf geht's“, beschreibt der Berliner.

Gegen 8 Uhr beginnt für Paul Schmidt dann die Arbeit in der Sportmedizin der Charité: Hochschulambulanz, Sportmedizinische Untersuchungen, laufmedizinische Spezialfälle, Vorlesungen und Seminare halten, Forschung betreiben. „Dann ist es schnell 18 Uhr und dann geht es oft noch mal eine Runde länger als nur nach Hause.“ Zusätzlich bis zu zweimal die Woche noch zum Yogakurs im Fitnessstudio mit anschließender Sauna. Das ist Schmidts Trainingsalltag.

Was können Otto Normalläufer lernen?

In seiner Zeit im Leistungssport hat Paul Schmidt gelernt, in seinen Körper hineinzuhorchen und auf die Rückmeldungen zu reagieren. „Ich habe gemerkt, dass ganz viele Dinge wellenförmig verlaufen. Trainingszyklen, Lebensphasen, Stimmungen. Ich habe gelernt die Wellen zur erkennen und mich gut nach oben zu schwingen“, sagt der 31-Jährige. Gleichzeitig hat der Arzt für ambitionierte Läufer wie für Amateure ein paar Tipps parat: „Für die Motivierten: Plant vor dem Lauftraining lieber die Regeneration: Sauna, Yoga, Dehnung, Faszientraining. So kann man viele Verletzungen vermeiden. Die guten Einheiten kommen dann genauso automatisch wie die Form durch eine lange verletzungsfreie Trainingsphase. Für die Genussläufer: Auch harte Tempoläufe können ein Genuss sein, der Genuss der Wirkung.“

So spricht einer, der von Kopf bis Fuß mit dem Lauf-Virus infiziert ist. Man darf gespannt sein, zu welchen Höchstleistungen Paul Schmidt in den kommenden Jahren noch imstande ist. Dass noch ein schneller Marathon in seinen Beinen schlummert, hat er in jedem Fall mit seinem 50-Kilometer-Rekord unter Beweis gestellt – und das neben seinem Fulltime-Job als Arzt.