„Rookies on Trail“ mit Salomon
„Leider geil!“ – wie aus Trail-Anfängern „Schtaffa Heroes“ wurden

| Text: Joël Kruse | Fotos: Philipp Reiter, Norbert Hensen

Fünf Auserwählte hatten bei der Aktion „Rookies on Trail“ einen Startplatz beim Hochstaufen Trail gewonnen. Hier erfährst du, warum der Preis in jeglicher Hinsicht ein Gewinn war.

Mit Kuhglockengeläut und viel Applaus ins Ziel

Auf einmal kommt richtig Hektik auf. Der Moderator erhebt die Stimme und heizt die Zuschauer an der Strecke an. Die Cheerleader des TSV 1862 Bad Reichenhall versammeln sich nochmal schnell unter dem Zielbogen im Spalier. Da biegt Nicole Plomer schon auf die kurze Zielgerade ein und es wird richtig laut. Sie kommt nach 4:33:01,16 Stunden ins Ziel – über 2 Stunden und 40 Minuten nach dem Sieger Hans-Peter Innerhofer und knapp 2 Stunden und 16 Minuten nach der Siegerin Lilly Becker –, wird aber vom Publikum genauso frenetisch gefeiert für diese fast schon unmenschliche Leistung.

Im Ziel reckt die 54-Jährige kurz die Arme in die Höhe und lässt sie dann schnell wieder völlig entkräftet fallen. Auf wackligen Beinen wankt die kaufmännische Sachbearbeiterin Richtung Getränkeausgabe, schnell ein paar hektische Schlucke, dann lässt sie sich in einen Liegestuhl fallen und sagt in reinstem Hessisch: „Einfach geil – des is wie bei ner Geburt, es is am schönsten, wenns vorbei is!“. Damit hat die zweifache Mutter nicht nur die Lacher auf ihrer Seite, sondern spricht das aus, was wohl einige der 215 Finisher dachten, die beim Hochstaufen Trail im Rahmen des „Salomon Alpenstadt City & Trail“ nach 18,7 Kilometern und 1.350 Höhenmetern ins Ziel kamen.

Was sich auf dem Papier nach einer überschaubaren Herausforderung liest, forderte nicht nur den Trail-Rookies alles ab. Denn beim Aufstieg nahmen nicht nur die "Anfänger" die Hände zu Hilfe. Es wurde geklettert statt gelaufen. Selbst ein erfahrener Trailläufer wie Lars Schweizer, der die laufen.de Rookies zusammen mit seinem Kollegen Arne Wolf von Two Peaks Endurance, im Vorfeld auf das Rennen eingestimmt hatte, musste zugeben: "Der Aufstieg ist ein echtes Brett, ich kenne nicht viele Rennen, die im Aufstieg technisch so anspruchsvoll sind."

So lief die Aktion „Rookies on Trail” mit Salomon ab

Nicole Plomer ist eine Gewinnerin der Aktion „Rookies on Trail“. Gemeinsam mit Salomon, führender Hersteller von Trailrunning-Schuhen und -Bekleidung, hatte laufen.de fünf Läuferinnen und Läufer zum Auftakt der „Golden Trail National Series“ am 20. Mai nach Bad Reichenhall eingeladen. Ziel war es, Trailrunning-Anfänger durch professionelles Coaching und eine Top-Ausrüstung dabei zu unterstützen, ein unvergessliches Laufabenteuer in den Bergen zu erleben.

Dabei ging es darum, Läufer und Läuferinnen zu finden, die keine bis wenig Erfahrung auf dem Trail haben – dafür aber umso mehr Lust auf genau diese Erfahrung. Zusammen mit Nicole Plomer haben auch Alexandra Mittelstädt, Henning Klingbeil, Holger Seidel und Laura Kruse den 1.771 Meter hohen Hochstaufen bezwungen und dürfen sich ab sofort „Schtaffa Hero“, also Staufen-Held und Staufen-Heldin, nennen. So steht es schwarz auf Gold auf der Finisher-Medaille geschrieben.

Anspruchsvolle Strecke überraschte die Rookies

Alle fünf Trail-Rookies gingen gut vorbereitet und mehr oder weniger gut trainiert an den Start, waren aber dennoch vom Schwierigkeitsgrad der Strecke ein wenig überrascht. Nach dem Start um 10 Uhr ging es bei angenehmen Temperaturen zunächst flach los, bis in den Ortsteil Nonn hinein. Danach folgte der Aufstieg zur Padinger Alm, über den ausgesetzten und schwierigen Steig „Stoanane Jaga“ (Steinerner Jäger) zum Reichenhaller Haus und über den „Barthlmad“ wieder hinunter ins Ziel.

Die 33-Jährige Alexandra Mittelstädt kam nach 3:55:11,22 Stunden als Gesamt-198. und als Erste des Anfänger-Quintetts ins Ziel – erstaunlich frisch und mit einem Lächeln. Vor dem Trail bezeichnete sie sich selbst als „naiv und unvorbereitet“ und wollte das Erlebnis „auf sich zukommen lassen“. Dafür lief es erstaunlich gut.

© Philipp Reiter

„Das war wirklich krass, auf diesem Steig ist man mehr auf allen Vieren gekrabbelt und geklettert als gelaufen, das waren bestimmt drei Kilometer. Das war auch nicht ganz ungefährlich, es gab einige Stürze, Platzwunden und blutige Knie“, sagte die Wiesbadenerin, die lieber „Alex“ genannt werden will. Die Projektleiterin im Bereich Architektur läuft regelmäßig und absolviert pro Monat einen Halbmarathon.

„Diese Kletterpassage hat mich sehr stark an den Kyffhäuser Berglauf über die Halbmarathondistanz erinnert, den ich 2022 gelaufen bin.“ Auch längere Distanzen sind ihr nicht fremd, sie lief 2021 und 2022 den „Charity Mega Run“ in Bingen über jeweils 52 Kilometer in fünf Stunden. Nach dem Abstieg wollte sie noch auf der Flachstrecke ins Ziel Boden gut machen, aber das Zwerchfell schmerzte und die Beine waren schwer.

Ganz so schlimm kann es dann doch nicht gewesen sein, denn um 17:30 Uhr stand sie wieder am Start, diesmal für den City-Lauf über 10 Kilometer, „um auszulaufen“, wie sie sagte. Fürs „Auslaufen“ brauchte sie 55 Minuten … und bekam direkt die zweite Finisher-Medaille mit der Aufschrift „Schdod Hero“ (Stadt-Heldin) umgehängt. Einen Traillauf der Kategorie Hochstaufen wolle sie wieder machen: „Auf jeden Fall, einerseits denkt man sich während des Laufs, Oh, Gott!‘, anderseits war es auch sehr cool, das hat schon angefixt!“

Begeistert vom ersten Trail-Event

Laura Kruse ist nach der Hochstaufen-Erfahrung ebenfalls total begeistert vom Berglauf – und ist bereits auf der Suche nach dem nächsten Trail-Event. Die 26-jährige Kölnerin kam, begleitet von ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Lea, als Rookie-Zweite und Gesamt-209. nach 4:22:22,60 Stunden ins Ziel.

„Ich wollte einfach nur ankommen und unter den geforderten fünf Stunden bleiben. Leider gibt es bei mir um die Ecke keine Berge, die ich zum Training hätte nutzen können, von daher wusste ich nicht wirklich, welche Belastung auf mich zukommen würde“, sagte Laura, die als Marketingmanagerin arbeitet und meist ein Wochenpensum von durchschnittlich 25 Kilometern absolviert. Ihre längste Wettkampfstrecke war bisher die Halbmarathondistanz und der „Strong ManRun“ über 24 Kilometer, den sie 2019 auf dem Nürburgring gelaufen ist.

Bergauf und bergab sei sie gut durchgekommen, die Kletterpassage hatte sie sich nach Sichtung von Fotos und Videos schlimmer vorgestellt. Beim Aufstieg hatte sie sich Zeit genommen, um selbst Fotos und Videos zu machen. 2024 wäre sie bei der nächsten Auflage beim „Alpenstadt City & Trail“-Event „grundsätzlich nochmal dabei“ – dann mit noch mehr Ambitionen: „Jetzt kenne ich ja die Strecke. Ich würde gerne sehen, wie schnell ich sein kann, wenn ich allein laufe und keine Fotos und Videos mache.“

„Heilfroh, dass wir alle gesund durchgekommen sind“

Fotos und Videos hat auch Henning Klingbeil gemacht, der wohl erfahrenste Trailrunner aus der Rookie-Gruppe. Der 50-Jährige aus Bielefeld kam kurz hinter Laura nach 4:22:47,45 Stunden ins Ziel und hat bereits einige Erlebnisse am Berg vorzuweisen, wie beispielsweise den „Thüringen-Trail“ über 48 Kilometer, den „4Trails“, einen Vier-Etappenlauf über 109 Kilometer, oder den „Madeira Island Trail“ über 44 Kilometer.

„Bei fantastischen Ausblicken über schneebedeckte Berge verliere ich natürlich immer Zeit. Auf dem Klettersteig habe ich ganz viele Leute an mir vorbeiziehen lassen, und ich bin wirklich heilfroh, dass wir alle gesund durchgekommen sind“, sagt Henning, rojektmanager in einer Digitalagentur, der das Naturerlebnis sucht und Genussläufer durch und durch ist.

Die Strecke sei sehr technisch und anspruchsvoll gewesen und habe es in sich gehabt. Dass er als mittelmäßig Trainierter und Vorbereiteter dennoch als einer der letzten ins Ziel gekommen ist, sei schon ungewöhnlich. Einen Start im nächsten Jahr könne er sich sehr gut vorstellen. „Jetzt habe ich ja eine Referenzzeit, obwohl das Niveau durch die Aufnahme in die National Golden Trail-Serie natürlich schon sehr hoch war.“ Bis dahin wird Henning die Zeit laufend nutzen: Als nächstes steht Mitte Juni der „Tschirgant Skyrun“ über 42 Kilometer auf dem Programm, gefolgt vom „Großglockner Trail“ Ende Juli über 55 Kilometer.

Starke Nerven und unbändiger Wille gefragt

Wer vor dem Event Geld auf einen möglichen Ausstieg eines Rookies hätte setzen wollen, hätte wohl auf Holger Seidel getippt. Puuuh, der Mann hat Nerven, mag der Außenstehende denken – und hat einen unbändigen Willen, wie alle anderen auch. Er wollte „einfach nur ankommen“. Seine Referenz?

© Philipp Reiter

„Ich bin bisher bei ein paar Firmenläufen mitgelaufen, die aber alle nicht länger als fünf Kilometer waren. Kurz vor dem Gipfel dachte ich kurz daran umzukehren“, sagt der 42-Jährige Holger Seidel aus Bautzen, der bei der Agentur für Arbeit angestellt ist..

Ein 5-Kilometer-Firmenlauf als Einstieg ins Traillaufen? Verrückt würden viele sagen. Nicht so Holger. Er hat es einfach gemacht. Er zog durch und kam tatsächlich ziemlich bleich und entkräftet nach 4:32:52,67 Stunden ins Ziel, ein paar Sekunden vor Nicole, mit der er lange Zeit gemeinsam unterwegs gewesen war. „Das geschafft zu haben, ist der eigentliche Gewinn“, sagte er und versicherte, dass er jetzt keine Angst mehr vor solchen Läufen habe. „Das könnte der Startpunkt für weitere Bergläufe gewesen sein.“

Mit Medaille im Ziel sind alle Rookies überglücklich

Nicole dagegen, die bereits die Marathons in London (4:26 Stunden), Chicago (4:20 Stunden) und Berlin (4:43 Stunden) gemeistert hat, tendiert eher dazu, auf der Straße zu bleiben.

„Wenn ich die Wahl zwischen Trail und Marathon hätte, würde ich eher den Marathon nehmen“, sagte Nicole, die Powerfrau aus Gernsheim, im Ziel. Aber wir sind sicher: Das war nicht ihr letzter Trail!

„Ich will unbedingt diese Medaille!“, hatte sie vor dem Abenteuerlauf als ihr großes Ziel auserkoren und es dann auch erreicht, obwohl sie anfangs „in der Euphorie etwas überpaced“ hatte. Aber am Ende lagen sich die „Rookies on Trail“ im Zielbereich glücklich und beseelt in den Armen, machten Fotos, tauschten ihre Erfahrungen aus und antworteten unisono auf die Frage, wie denn der Lauf so gewesen sei mit: „Leider geil!“.

  • Alle Fotos: © laufen.de und Philipp Reiter