London: Wärme verhindert Weltrekord, Kipchoge und Cheruiyot vorn
Eliud Kipchoge hat seine einmalige Erfolgsserie fortgesetzt und zum dritten Mal beim London-Marathon gewonnen. Der 33-jährige kenianische Olympiasieger, der nur eines seiner elf Rennen über die 42,195 km im Jahr 2013 nicht als Sieger beenden konnte, lief in der britischen Metropole eine Weltklassezeit von 2:04:17 Stunden. Der avisierte Weltrekord, der bei 2:02:57 Stunden steht, war jedoch einmal mehr nicht zu erreichen. Lange Zeit lief Eliud Kipchoge in London zwar Weltrekordtempo. Doch bei warmen Wetterbedingungen mit bereits knapp 20 Grad Celsius beim Start war die Zeit des Kenianers Dennis Kimetto einmal mehr für Kipchoge nicht zu erreichen.
Härtester Konkurrent von Eliud Kipchoge war überraschend Shura Kitata. Der Äthiopier, der im vergangenen Oktober den Frankfurt-Marathon gewonnen hatte, lief als Zweiter 2:04:49. Einen starken dritten Platz belegte Mo Farah. In seinem zweiten Marathonrennen stellte er mit 2:06:21 einen britischen Rekord auf. Die alte Bestmarke hielt der Waliser Steve Jones, der 1985 den Chicago-Marathon in 2:07:13 gewonnen hatte. Äthiopiens Superstar Kenenisa Bekele konnte einmal mehr im Marathon nicht überzeugen. Er lief als Sechster nach 2:08:53 ins Ziel.
Eine überraschende Siegerin gab es bei den Frauen: Vivian Cheruiyot gewann das Rennen mit einer Jahresweltbestzeit von 2:18:31 Stunden. Die 34-jährige kenianische 5.000-m-Olympiasiegerin, die 2017 den Frankfurt-Marathon gewonnen hatte, erzielte die sechstschnellste je gelaufene Zeit. Cheruiyot gewann mit deutlichem Vorsprung vor ihrer Landsfrau Brigid Kosgei (2:20:13) und Tadelech Bekele (Äthiopien/2:21:40).
Einen Einbruch bei einer aufgrund der Wärme wohl von vornherein aussichtslosen Jagd auf den Weltrekord der Britin Paula Radcliffe (2:15:25) erlebten die beiden Topfavoritinnen Mary Keitany (Kenia) und Tirunesh Dibaba (Äthiopien). Während Dibaba das Rennen nach gut 30 Kilometern aufgab, konnte Keitany das Tempo nicht halten und wurde am Ende nur Fünfte mit 2:24:27.
Rund 41.000 Läufer waren beim London-Marathon am Start. Die Queen gab das Startsignal für die Läufer in Greenwich mittels einer Übertragung vom Schloss Windsor am anderen Ende der Stadt.
In London endete am Sonntag auch die Abbott World Marathon Majors-Serie. Bei den Männern sicherte sich erneut Eliud Kipchoge den mit 250.000 Dollar dotierten Sieg. Da bei den Frauen Mary Keitany und Tirunesh Dibaba punktgleich sind, entschied hier der direkte Vergleich. Keitany war sowohl im vergangenen Jahr in London als auch dieses Mal vor Dibaba im Ziel, so dass sie die Gesamt-Siegerin der Serie ist. Die nächste Serie beginnt beim Berlin-Marathon im September und endet dort ein Jahr später.
So lief das Rennen der Männer: Mo Farah mit britischem Rekord
Einmal mehr hat Eliud Kipchoge ein ganz großes Rennen gewonnen, doch einmal mehr verpasste der Kenianer sein derzeit größtes Ziel: den Weltrekord. Obwohl die Bedingungen aufgrund der Wärme wieder nicht geeignet waren für eine neue Bestmarke, versuchte es Kipchoge trotzdem. Er hatte sich offenbar eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 61:00 Minuten gewünscht. Diese bekam er von den Tempomachern auf die Sekunde genau. Das allerdings war unter den Umständen zu schnell und rächte sich in der zweiten Hälfte.
An der Halbmarathonmarke nahe der Tower Bridge lagen neben Kipchoge, Shura Kitata und Mo Farah noch drei weitere Läufer vorne: Bedan Karoki (Kenia), Kenenisa Bekele und Titelverteidiger Daniel Wanjiru (Kenia), der am Ende Achter wurde. Nachdem die Tempomacher aus dem Rennen gingen, hatte sich das Geschehen bis Kilometer 30 deutlich verändert: Nunmehr konnte nur noch Kitata mit Kipchoge Schritt halten. Farah hatte sieben Sekunden Rückstand, die anderen folgten jeweils einzeln laufend dahinter.
Erst fünf Kilometer vor dem Ziel musste Kitata sich im Kampf gegen den Olympiasieger geschlagen geben, erzielte aber als Zweiter mit 2:04:49 eine glänzende Zeit. „Ich war über meine Leistung nicht überrascht, denn meine Vorbereitungen liefen sehr gut“, sagte Kitata. Als Dritter folgte Mo Farah, der lange Zeit auf Europarekord-Kurs lief (2:05:48 von Sondre Moen, Norwegen), aber am Ende einbrach. „Ich bleibe beim Marathon, der nächste ist für den Herbst geplant“, sagte Mo Farah.
„Wettbewerb gehört zum Sport, deshalb war es gut, dass die Konkurrenz stark war und mich Kitata lange herausforderte“, erklärte Eliud Kipchoge.
So lief das Rennen der Frauen: Mary Keitany bricht ein, Cheruiyot mit besserer Taktik
Ebenfalls den Weltrekord ins Visier nehmen wollte Mary Keitany. Doch auch die Kenianerin scheiterte wie ihr Landsmann zum wiederholten Male an diesem Projekt. Die Zeit von Paula Radcliffe, die in London 2003 mit 2:15:25 triumphiert hatte, bleibt weiter unerreicht. Geführt von Tempomachern lief Keitany dieses Mal tatsächlich nicht so schnell los wie im vergangenen Jahr. Bis Kilometer 15 lag sie gemeinsam mit Tirunesh Dibaba (Äthiopien) an der Spitze. Doch in der Folge verlor Dibaba den Kontakt und gab später dann, nach Kilometer 30, auf.
Mary Keitany hatte die erste Hälfte in 67:16 Minuten absolviert, wurde aber dann in der Wärme langsamer und war bald darauf nicht mehr im Bereich des Radcliffe-Rekordes. Eine bessere Rennstrategie bei dieser Witterung hatte Vivian Cheruiyot. Nach 10 km hatte sie in der dritten Gruppe laufend bereits einen Rückstand von gut einer Minute zur Spitze. An der Halbmarathonmarke waren es dann 1:40 Minuten. Doch in der zweiten Hälfte wendete sich das Blatt dramatisch. Bei Kilometer 35 war sie bis auf zwölf Sekunden an eine einbrechende Mary Keitany herangelaufen, kurz darauf überholte sie ihre Landsfrau und lief zum größten Marathonsieg ihrer Karriere.
„Letztes Jahr bin ich in London zu schnell angelaufen und hatte am Ende große Probleme. Diesmal habe ich mich entschieden, mit der dritten Gruppe zu laufen. Beim Halbmarathon fühlte ich mich sehr gut. Und als ich erst Tirunesh Dibaba und dann Mary vor mir sah, gab mir das zusätzliche Energie“, erzählte Vivian Cheruiyot. „Ich bin mittlerweile vom Marathon begeistert und die Verbesserung von 2:23 Stunden auf 2:18 ist wunderbar.“