© Asics

Leistungssprung im Marathon
Mit neuen Schuhen auf Olympia-Kurs: Richard Ringer viertschnellster Deutscher aller Zeiten

| von Jörg Wenig und Marleen Neumeier

Marathonläufer Richard Ringer kann für Olympia planen, nachdem er sich vergangenes Wochenende in Siena auf 2:08:49 Stunden gesteigert hat. Welchen Anteil haben seine neuen Schuhe an der Verbesserung?

Es sind noch knapp 100 Tage bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokio. Während der Kampf um die jeweils drei Startplätze im Marathon noch nicht abgeschlossen ist, kann Richard Ringer seit Sonntag sehr sicher davon ausgehen, dass er zum deutschen Olympia-Team zählen wird.

Der 32-jährige Läufer des LC Rehlingen, der bei Asics unter Vertrag steht, steigerte sich in Siena auf 2:08:49 Stunden und wurde damit zum viertschnellsten deutschen Marathonläufer aller Zeiten. Vor ihm stehen in dieser Liste nur Amanal Petros (2:07:18) sowie die früheren deutschen Rekordhalter Arne Gabius (2:08:33) und Jörg Peter (2:08:47).

Einen Teil seiner Leistungssteigerung schreibt Richard Ringer auch dem neuen Asics-Wettkampfschuh zu, der ihm seit Ende März zur Verfügung steht. Wie bei den ganz schnellen Rennschuhen mittlerweile üblich, verfügt der Metaspeed Sky in der Zwischensohle über eine Carbonplatte und viel und reaktives Dämpfungsmaterial. „Wie viel die Schuhe genau ausmachen, müsste man in einer Studie zeigen“, sagt der Läufer. Aber auch ohne genau zu wissen, welchen Anteil der Schuh an seiner Leistung hat, schwärmt der Athlet von dem neuen Modell: „Der Metaspeed Sky vermittelt mir ein natürliches Laufgefühl und enorme Performance. Mit diesem Schuh kann ich meinen Abdruck und dadurch meine Schrittlänge optimieren.“

Auch wir konnten den Metaspeed Sky schon testen. Hier liest du unseren Testbericht.

Damit bestätigt er, was Asics über den Schuh sagt: Der Metaspeed Sky wurde für Läufer entwickelt, die Höchstleistungen realisieren, indem sie mit viel Kniehub, langen Schritten und aufrechter Körperhaltung unterwegs sind. „Stride-Runner“ nennt Asics diesen Läufertyp, der von dem neuen Schuh so stark profitieren kann, dass er auf der Marathondistanz etwa 1,2 Prozent (350) weniger Schritte machen muss als mit anderen Schuhen.

© Asics

„Der Metaspeed Sky gibt mir auch am Ende des Wettkampfes die Stabilität, die ich brauche“

Aber das sind nicht die einzigen Qualitäten von Richard Ringers neuem Schuh. Der Läufer lobt auch Grip und Halt: „Der Metaspeed Sky gibt mir auch am Ende des Wettkampfes die Stabilität, die ich brauche.“ Das zeigte sich besonders in Siena an der Geschwindigkeit, die er im Schlussteil des Rennens noch entwickeln konnte. Den 10-km-Abschnitt von 30 zu 40 km lief er in 29:47 Minuten.

Diesen Abschnitt in einer Pace zu laufen, die unter 3:00 Minuten pro Kilometer liegt, ist ein gutes Indiz dafür, dass Richard Ringer schon jetzt schneller laufen könnte als 2:08:49. Man kann diese Zwischenzeit natürlich nicht einfach so auf die 42,195 km übertragen, aber es wäre ein Tempo für eine Endzeit von unter 2:06 Stunden. Wie der Berliner Physik-Professor und Laufsport-Experte Helmut Winter errechnete (es gab keine offiziellen 40-km-Zwischenzeiten), lief Richard Ringer die letzten 2,195 km in 6:13 Minuten und damit sogar vier Sekunden schneller als der Sieger Eric Kiptanui (Kenia/2:05:47) auf diesem Abschnitt.

Aber nicht nur die aktuelle Form sondern auch der bisher eher noch moderate Trainingsumfang sprechen für weiteres Potenzial im Marathon. „Vor Valencia habe ich im Schnitt 140 Kilometer pro Woche trainiert, jetzt waren es vor Siena 155“, erzählt Richard Ringer, der von Wolfgang Heinig betreut wird. „Mit den langen Trainingsläufen habe ich noch zu kämpfen. Da lässt sich noch einiges ausbauen.“ Was er sich in der Zukunft zutraut bei einem schnellen City-Marathon? „Ich glaube, ein Drei-Minuten-Tempo zu laufen ist nichts, was ewig weit weg ist“, sagt Richard Ringer. Dies würde einer Zeit von rund 2:06:30 Stunden entsprechen.

Allerdings sieht er sich selbst noch nicht als reinrassigen Straßenläufer: „Ich denke, dass es zwei Jahre dauert, um im Marathon richtig anzukommen“, sagt Richard Ringer, der mit seiner Freundin, der österreichischen Langstreckenläuferin Nada Ina Pauer, in Unteruhldingen am Bodensee wohnt. „In den vier Monaten seit dem Valencia-Marathon habe ich einen ordentlichen Sprung gemacht. Besonders viel gebracht hat dabei das sechswöchige Trainingslager in Kenia.“

Im Video: Richard Ringer über den Metaspeed Sky von Asics

Empfohlenes Video zu diesem Artikel

Hier findest du ein externes Video von YouTube, das diesen Artikel ergänzt. Du kannst es dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Indem ich mir das Video anzeigen lasse, erkläre ich mich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an die Plattform YouTube übertragen werden können. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Mit seiner sehr guten Grundschnelligkeit ist der 5.000-m-EM-Dritte von 2016 und 10.000-m-Europacup-Sieger von 2018 gut positioniert, um derartige Zeiten im Marathon zu erreichen. Obwohl der Marathon nun im Mittelpunkt steht, will Richard Ringer auch weiterhin bei Bahnrennen antreten. „Ich möchte weiter an meiner Schnelligkeit arbeiten und plane, in der Sommersaison über 10.000 und 5.000 Meter zu laufen. Bezüglich der EM in München im nächsten Jahr könnte sich eventuell ein 10.000-m-Start anbieten“, sagt Richard Ringer, der nach einer kurzen Erholungsphase bereits am 5. Mai einen Halbmarathon laufen wird. Dies ist ein Testrennen im japanischen Sapporo, wo auch die Olympia-Marathonläufe stattfinden. Eine größere Anzahl von Topathleten wurden dafür eingeladen. Sie können somit die Gegebenheiten schon einmal testen.

Während das Rennen in Siena aufgrund der starken Tempoverschärfung von Richard Ringer im Schlussteil prinzipiell darauf hindeutet, dass der 32-Jährige auch in einem großen Meisterschaftsrennen mit oft ähnlichen Rennverläufen eine gute Rolle spielen könnte, ist er hinsichtlich des Olympia-Marathons zurückhaltend: „Taktische Rennen kommen mir zwar eigentlich eher entgegen, aber ich bin kein Hitzeläufer“, sagt Richard Ringer, der sich mit seinem Trainer noch absprechen wird bezüglich der Vorbereitung auf hohe Temperaturen. Die großen City-Marathonrennen sind zukünftig sicherlich eine interessante und zudem lukrative Alternative.

Die zehn schnellsten deutschen Marathonläufer aller Zeiten

  • 2:07:18 Amanal Petros (Wattenscheid – Valencia/6.12.2020)
  • 2:08:33 Arne Gabius (Stuttgart – Frankfurt/25.10.2015)
  • 2:08:47 Jörg Peter (Dresden – Tokio /14.2.1988)
  • 2:08:49 Richard Ringer (Rehlingen – Siena/11.4.2021)
  • 2:09:03 Michael Heilmann (Berlin – Hiroshima 14.4.1985)
  • 2:09:23 Christoph Herle (Waldkraiburg – London 21.41985)
  • 2:09:45 Stephan Freigang (Cottbus – Berlin/30.9.1990)
  • 2:09:55 Waldemar Cierpinski (Halle – Montreal/31.7.1976)
  • 2:10:01 Ralf Salzmann (Kassel – Tokio/14.2.1988)
  • 2:10:18 Hendrik Pfeiffer (Wattenscheid – Sevilla/23.2.2020)