Muddy Angel Run: dreckig, matschig, spaßig
Der Muddy Angel Run ist der erste Matschlauf Europas nur für Frauen. Die reine sportliche Leistung ist hier nicht so wichtig wie der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl – und der gemeinsame Kampf gegen den Brustkrebs.
Der Muddy Angel Run ist der erste Matschlauf Europas nur für Frauen. Die reine sportliche Leistung ist hier nicht so wichtig wie der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl – und der gemeinsame Kampf gegen den Brustkrebs.
Runter auf Knie und Hände und ab in den Matsch! Und dann wird gekrabbelt oder gerobbt, das Gesicht knapp über oder am besten im Matsch. Sauber kommt hier keine raus. Will aber auch niemand.
„Der Schlamm war ganz weich und warm, es war einfach nur lustig“, erzählt Sanda Angelus lachend von ihrem „Lieblingshindernis“ beim Muddy Angel Run in Berlin. „Ich kann Kinder jetzt wieder besser verstehen, wenn sie im Sand mit Wasser und Matsch rumpanschen.“ Auf fünf Kilometern warten beim Muddy Angel Run 15 Hindernisse auf die Läuferinnen. Aber es geht weniger darum, den Parcours möglichst schnell zu überwinden, sondern vor allem um den Spaß und das Gemeinschaftsgefühl.
Spaß steht beim Muddy Angel Run an erster Stelle
Deswegen war Sanda Angelus auch nicht alleine am Start. Seit rund einem Jahr trainiert sie zweimal in der Woche mit einer Gruppe von Laufmamalauf. Seit acht Jahren bietet Laufmamalauf in Deutschland, Österreich und der Schweiz Outdoor-Fitness-Programme für Mütter an – vor und nach der Geburt.
Großer Vorteil: Babys können nach der Geburt zu den Kursen mitgebracht werden und werden teilweise auch in das Training mit einbezogen. „Und es stört keinen, wenn ein Baby mal schreit und man eine Pause machen muss, um es zu stillen“, weiß Sanda Angelus um einen weiteren großen Pluspunkt. Die Kursleiterinnen sind zudem besonders geschult, um auf die Bedürfnisse von Müttern in der Schwangerschaft und nach der Geburt einzugehen. Die Kurse schließen sich praktisch an die klassische Rückbildungsgymnastik an.
Erstmals ein sportliches Ziel
Und als sich ihre Laufmamalauf-Gruppe dazu entschloss, beim Muddy Angel Run dabei zu sein, war auch sie sofort mit von der Partie. „Um gut vorbereitet zu sein, haben wir uns ein paar Wochen vor dem Lauf immer am Wochenende getroffen und sind zusammen laufen gegangen“, erzählt Sanda Angelus. „Für mich war der Muddy Angel Run der erste richtige Wettkampf. Ich hatte mir vorher noch nie ein sportliches Ziel gesetzt, auf das ich hingearbeitet habe.“
Überhaupt spielte Sport in Sandas Leben bis dahin keine große Rolle – bis auf gelegentliches Schwimmen oder Yoga. Sonst war der Schweinehund immer zu groß. Jetzt aber in der Gruppe machte es plötzlich unglaublich Spaß. Was sie beim Muddy Angel Run erwarten würde, davon hatte sie nicht wirklich eine Vorstellung. „Naja, ich dachte wir laufen halt fünf Kilometer und hüpfen zweimal durch ein Schlammloch“, erzählt sie lachend. „Letztlich war es aber so viel lustiger und ereignisreicher als ich es mir je habe träumen lassen.“
Laufmamalauf bringt die Sportlerinnen auf Touren
Schon das Aufwärmprogramm brachte die Teilnehmerinnen richtig in Stimmung. Nachdem Laufmamalauf-Teams im vergangenen Jahr bereits bei Muddy Angel Runs dabei gewesen waren, wurde Laufmamalauf dieses Jahr gefragt, ob sie das Warm-up übernehmen würden. Und die sportbegeisterten Frauen waren sofort dabei. Zu lauter Musik heizten drei Trainerinnen allen Teilnehmerinnen ordentlich ein, bevor es dann auf die Strecke ging.
Und dort warteten nicht nur zwei Schlammlöcher, sondern riesige Schlammfelder, durch die gerobbt werden musste, eine Wasserrutsche, ein Schaum- und ein Bällebad, große Hindernisse, über die geklettert werden musste und vieles mehr. Kurz: ein riesiger Spielplatz für Erwachsene, die sich mal wieder wie Kinder fühlen wollen. Noch kürzer: ein unglaublicher Spaß.
Gemeinsam gegen den Krebs
Und der war es auch, der bei der Gruppe von Laufmamalauf im Mittelpunkt stand. „Wir wollten als Gruppe zusammen laufen, Spaß haben und ins Ziel kommen“, erzählt Sanda Angelus. „Es ging uns nicht um höher, schneller, weiter. Wir wollten es zusammen erleben, uns gegenseitig helfen. Das hat uns noch einmal zusammengeschweißt.“
Überhaupt herrschte bei dem reinen Frauenlauf eine gelöste und freundschaftliche Stimmung. Von Zickenkrieg und Geschubse war weit und breit nichts zu sehen. Und das spiegelte auch die Intention des Laufs wider. Den Veranstaltern geht es neben dem Spaß am Sport nämlich auch darum, auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen und den Kampf dagegen zu unterstützen.
Von jedem Betrag, der in Deutschland für einen Startplatz oder einen Merchandising-Artikel bezahlt wurde, spenden die Veranstalter einen Euro an Brustkrebs Deutschland e.V. Bei den Veranstaltungen in der Schweiz und in Österreich geht das Geld an Pink Ribbon bzw. Vienna Pink Dragons. So kamen bereits mehr als 80.000 Euro zusammen.
Dreckiger Kampf
Brustkrebs macht fast ein Drittel aller Krebsneuerkrankungen bei Frauen aus. Mittlerweile erkrankt etwa jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Zwar ist die Brustkrebssterblichkeit in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, wichtig ist aber, dass man eine Erkrankung möglichst frühzeitig diagnostiziert. Und dafür ist ein Bewusstsein um die Risiken bei den Frauen essentiell. „In meinem Freundes- und Verwandtenkreis war bislang niemand von Brustkrebs betroffen. Trotzdem – oder gerade deswegen – finde ich es wichtig, dass man immer wieder an die Gefahr erinnert wird“, meint Sanda Angelus.
An diesem Tag ist es auch das Thema Brustkrebs und der Kampf dagegen, der die Frauen vereint. „Wir hatten alle einen imaginären Gegner, auf den wir aber auch real treffen können: den Brustkrebs.“ Auch deshalb steht die Veranstaltung unter dem Motto „Krebs kämpft dreckig – das können wir auch!“ Und nicht zuletzt deswegen nimmt jede der Läuferinnen gerne jede Matschgrube mit.
Den inneren Schweinehund besiegt
Auch Sanda Angelus. War die zweifache Mama einer siebenjährigen Tochter und eines eineinhalbjährigen Sohns bislang eher ein Sportmuffel, der den Kampf gegen den inneren Schweinehund gerne schnell mal aufgegeben hat, hat sich das im letzten Jahr nicht zuletzt durch die Laufmamalauf-Kurse grundlegend verändert. „Der Muddy Angel war mein erster Wettkampf – aber es wird ganz sicher nicht der letzte gewesen sein“, sagt sie bestimmt. Für den Berliner Tierparklauf hat sie mit einigen anderen Müttern aus ihrem Kurs die Anmeldung für den Fünf-Kilometer-Lauf bereits abgegeben.
Und es hat sich noch etwas getan: Auch dank des Laufens wiegt sie so wenig wie noch nie in den letzten 20 Jahren und hat sich erstmals seit ihrer Teenager-Zeit einen Bikini für den Sommer gekauft. „Eine Marathonläuferin werde ich sicher nicht. Aber wenn ich mich auf 10 Kilometer steigern kann und bei dem einen oder anderen Hindernislauf mitmache, würde mir das schon richtig Spaß machen.“ Und wenn dann noch die eine oder andere Matschgrube auf sie wartet, nimmt Sanda Angelus die sicher gerne mit.
Das ist der Muddy Angel Run
Die Muddy Angel Runs sind eine Serie von Matschläufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur für Frauen. Auf 5 Kilometern warten zahlreiche Hindernisse. Außerdem unterstützen die Organisatoren den Kampf gegen Brustkrebs.