Paderborn: Weltjahresbestzeit über zehn Kilometer

Paderborn: Weltjahresbestzeit über zehn Kilometer

| Text: Wilfried Raatz | Foto: Peter Middel
Weltjahresbestzeit beim Paderborner Osterlauf: Der Kenianer Kipchirch Emmanuel Kiporono gewann in 27:26 Minuten das Rennen über zehn Kilometer.

Der Kenianer Kipchirch Emmanuel Kiporono hat sich am Samstag in Paderborn mit 27:26 Minuten über zehn Kilometer an die Spitze der Welt-Jahresbestenliste gesetzt. Seine Landsfrau Dorcas Jepchirir Tuitoek lief in 31:00 Minuten Streckenrekord. Im Halbmarathon schaffte Philemon Kacherian mit 61:54 Minuten eine Top-Zeit.

Wieder einmal hatte Athleten-Verpflichter Christoph Kopp das „goldene Händchen“ bei der Verpflichtung des Spitzenfeldes. Mit den Kenianern Emmanuel Kiprono und Dorcas Tuitoek standen zwei Läufer bei der 72. Auflage des ältesten deutschen Straßenlaufes im Mittelpunkt, die hierzulande niemand kannte. Mit dem Vertrauensvorschuss der Verantwortlichen liefen sie über zehn Kilometer zu zwei phantastischen Endzeiten.

Kiprono gelang bei seinem Start-Ziel-Sieg ein eindrucksvolles Rennen in bis dato weltweit in diesem Jahr noch nicht erreichten 27:26 Minuten. Den Streckenrekord seines kenianischen Landsmanns Benat Kimeli aus dem Vorjahr verpasste er dabei um acht Sekunden. An der Jahresweltbestleistung schrammte Dorcas Tuitoek in der Streckenbestzeit von 31:00 Minuten um drei Sekunden vorbei. Doch um 19 Sekunden unterbot sie die seit 2002 bei 31:19 Minuten fixierten Streckenrekordmarke von Lenah Cheruiyot (Kenia).

„Ich habe nicht wirklich daran geglaubt“, zeigte sich Emmanuel Kiprono selbst überrascht von der erzielten Spitzenzeit. Vor Jahresfrist landete er noch als Dritter an gleicher Stelle weit hinter dem Streckenrekord laufenden 17-jährigen Benat Kimeli. Mit 28:18 erzielte er seine bisher beste Endzeit. „Ich wusste natürlich über den Streckenrekord, aber alleine ist es sehr schwer, die Spitzenzeit zu laufen.“ Ein kleiner Trost ist für ihn natürlich die aktuelle Jahresweltbestmarke. Fast eine Minute später kamen die „Verfolger“ mit dem für das österreichische Team Run2gether laufenden Douglas Kipserem (28:18) und seinem kenianischen Landsmann Ezra Kering (29:02) ins Ziel.

Als bester deutscher Läufer steigerte Jens Nerkamp als Neunter seine eigene Bestmarke um 19 Sekunden auf 29:20. „Wir hatten eine gute Gruppe, die mir allerdings gegen Ende etwas weggelaufen waren“, sagte der Kasseler Läufer, der sich in einem Trainingslager in Albufeira (Portugal) auf die Straßenhöhepunkte dieses Frühjahrs mit dem Hauptziel Deutsche Marathon-Meisterschaften in Düsseldorf am 29. April vorbereitet. „Mit meinem Trainer Winfried Aufenanger haben wir vereinbart, dass sowohl dieser 10-km-Lauf als auch die Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in einer Woche nur eine Vorbereitung auf Düsseldorf sein sollen. Von dieser Warte aus bin ich natürlich mit dem heutigen Ergebnis sehr zufrieden.“ Mit Philipp Reinhardt (LC Jena/ 29:45), Jens Mergenthaler (TSV Winnenden/ 29:57) und Lukas Eisele (LG Filder/ 29:58) blieben drei junge deutsche Läufer noch unter der 30 Minuten-Marke.

„Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich heute nicht laufen kann“, sagte mit Amanal Petros ein hoffnungsvoller deutscher Läufer am Rande der Laufstrecke, der gerne die idealen Bedingungen zu einer schnellen Straßenzeit genutzt hätte. „Nach meinen beiden Höhentrainingslagern in Iten und Flagstaff möchte ich aber am kommenden Samstag in Braga die EM-Norm von 28:55 unterbieten. In der aktuellen Form sollte das möglich sein, denn dort werde ich mit leistungsstarken Spaniern und Portugiesen die richtige Konkurrenz finden.“

Nach exakt 31:00 Minuten flog mit Dorcas Tuitoek die Frauensiegerin über die Ziellinie. Zunächst durfte sie sich gewiss über eine neue persönliche Bestzeit freuen, die bislang auf 32:12 Minuten stand. „Unglaublich“, so Christoph Kopp, „aber ich wusste, dass sie für eine Überraschung bei den Frauen sorgen kann. Deshalb bekam sie auch von mir die F7 als Startnummer.“ Insider wissen, dass exakt diese Nummer der Favorit in den Rennen ist, bei denen der überaus erfahrene Athleten-Verpflichter aus Berlin die Fäden zieht.

„Ich wusste nicht, wo die aktuelle Jahresweltbestzeit steht. Eigentlich bin ich total überrascht über diese Endzeit. Paderborn ist ein wirklich guter Platz für schnelle Rennen“, sagte die 22-jährige Siegerin. Hinter vier weiteren Kenianerinnen lief auf Rang sechs die 19-jährige Niederländerin Jasmijn Lau nach 33:51 Minuten ins Ziel.

Direkt dahinter folgte mit Deborah Schöneborn die beste deutsche Läuferin, die auf eine schnellere Endzeit als 34:01 Minuten gehofft hatte. „Schade, ich habe gehofft, dass es bei besseren Bedingungen als vor zwei Wochen in Dresden schneller werden würde, als ich 33:46 gelaufen war.“ Die frühere Moderne Fünfkämpferin setzt inzwischen ganz auf den Laufsport und möchte sich Schritt für Schritt weiter in Richtung deutsche Spitze steigern. „Jetzt freue ich mich auf die Cross-WM der Studentinnen in St. Gallen“, blickte die 24-Jährige, übrigens die jüngere Schwester der Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf Lena Schöneborn, voraus.

Halbmarathon im Schatten des schnellen Zehners

Wie schon in den vergangenen Jahren stand der Halbmarathon-Wettbewerb im Schatten des mit Topathleten stark besetzten 10-km-Laufes. Nach einem verhaltenen Anfangstempo wurde das Rennen in der zweiten Streckenhälfte merklich schneller, sodass auch die Siegerzeiten ansehnlich wurden. Philemon Kacherian gewann in 1:01:54 Stunden vor seinen kenianischen Landsleuten Charles Maina (1:02:49), Bethwel Chemweno (1:02:54) und dem Vorjahressieger Patrick Kimeli (1:02:55).

Praktisch im Alleingang lieferte auf Rang fünf der Magdeburger Frank Schauer mit 1:04:50 die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderte Leistungsbestätigung für die Marathon-Nominierung für die Europameisterschaften in Berlin ab. „Damit habe ich meine Bestzeit um eine Minute gesteigert“, freute sich der 29-Jährige im Ziel. „Ein gewisses Risiko bestand dabei, denn ich bin erst gestern vom Höhen-Trainingslager aus Potchestroom zurückgekommen. Ich musste leider fast alles alleine laufen, zudem war der Wind doch recht frisch.“ Bis Kilometer sechs konnte ihn der Leipziger Nic Ihlow begleiten, der dann als Sechster auf 1:06:01 Stunden kam.

Bei den Frauen setzte sich die Kenianerin Cyntia Jerop in 1:12:53 vor der Belgierin Karen van Proyen (1:18:16) durch.
Die Paderborner Organisatoren mit Christian Stork und Mathias Vetter an der Spitze durften sich unter dem Strich über 11.597 Meldungen freuen und lagen damit knapp hinter dem Rekordergebnis von 2016 (11.702). Die größte Resonanz hatte dabei der 10 km-Lauf mit 4.570 Läufern, gefolgt vom 5 km-Lauf (2.837) und dem Halbmarathon (1.737) zu verzeichnen. „Unsere Bilanz fällt durchweg positiv aus“, freute sich Christian Stork bei der Abschluss-Pressekonferenz. Und Paderborns Bürgermeister Michael Dreier konnte mit Genugtuung feststellen: „Paderborn liebt den Osterlauf und hat eine Strahlwirkung weit über die Bundesrepublik hinaus.“