Kälte, Dunkelheit, Schnee: Halbmarathon in der Polarnacht
Kälte. Dunkelheit. Schnee. Während die meisten von uns sich schon jetzt darauf freuen, dass das irgendwann auch wieder vorbei ist, suchen andere genau das. Und zwar ins Extrem gesteigert. Jedes Jahr im Januar zieht es Mitteleuropäer zum Halbmarathon an den Polarkreis. Vergangenes Wochenende im Norwegischen Tromsø am Start: Einige junge Deutsche, die sich die Reise gesichert hatten, indem sie bei einem Wettbewerb von Nike bis zu 360 Kilometer in der Woche gelaufen sind.
Es ist fünf Uhr am Samstagmorgen, als Dominik genug vom Feiern hat. Nach einer langen Nacht in einem Kölner Club will er nur noch eins: nach Hause, ins Bett, schlafen. Aber es fährt keine Bahn mehr. Taxi kommt nicht in Frage. „Laufe ich halt“, denkt sich der 26 Jahre alte Bundeswehr-Soldat. „Dann hab‘ ich wieder ein paar Kilometer mehr gesammelt für meinen Traum vom Halbmarathon in der norwegischen Polarnacht.“ Er will nach Tromsø. Die 70.000-Seelen-Stadt liegt in Norwegen, 344 Kilometer nördlich des Polarkreises. Hier findet jedes Jahr Anfang Januar der „Polarnight Halfmarathon“ statt. Und im Juni, wenn die Sonne auf dem 69. Breitengrad gar nicht mehr untergeht, der „Midnight Sun Marathon“, aber das ist eine andere Geschichte.
Hier liegt Tromsø
Im Winter kann man mit ein bisschen Glück bei wolkenlosem Himmel die grünlich schimmernden Polarlichter sehen. Im Dezember und Januar steigt die Sonne nicht über den Horizont. Nur zwischen 10 und 14 Uhr gibt’s ein bisschen Dämmerlicht, ansonsten ist es stockfinster. Es schneit viel, im Rekordwinter 1997/98 wurde die Rekordschneehöhe von 2,40 Metern gemessen, aber so richtig eiskalt wird es selten. Der Golfstrom sorgt auch im Winter an der nordnorwegischen Küste dafür, dass die Temperaturen nicht in den absoluten Eiskeller stürzen. Der Kälterekord liegt auf der kleinen Insel bei minus 18 Grad.
Gut einen Monat nach seinem Nachtlauf sitzt er schon im Flugzeug, um über Stockholm und Oslo nach Tromsø zu reisen. Schon beim Landeanflug nach Oslo wird ihm klar, dass das kein gewöhnlicher Lauf wird. Überall Schnee, und am frühen Nachmittag dämmert es schon. Tromsø liegt noch einmal mehr als tausend Kilometer weiter im Norden als Oslo. Dort gibt es die nördlichste Kathedrale und die nördlichste Universität der Welt. Vor der Küste jagen Killerwale, in den Bergen leben Rentiere, Bären und Elche. Im Winter kommen die Touristen aber vor allem, um das Polarlicht zu sehen. Jenes grünliche Schimmern, das die schneebedeckten Berge leuchten lässt.
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mehr erfahrenDas fiel dem 29 Jahre alten IT-Berater allerdings auch nicht besonders schwer. Er bloggt auf flooorrriii.de schon lange über Fitness, Laufen und Essen, sieht gut aus, ist superfit und vor allem in den sozialen Medien sehr erfolgreich: Bei Instagram folgen ihm über 60.000 Menschen. Er schwört auf die Kombination aus Laufen und Freeletics, ein Trainingsprogramm, bei dem im Freien nur mit dem eigenen Körpergewicht trainiert wird. Dessen typischste Übung sind wohl Burpees, diese superanstrengende Kombination aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung.
Noch mehr gilt das für Jens aus Mainz. Er war in Norwegen der Schnellste der Nike-Gruppe: Mit 1:33:33 Stunden lief er auf Rang 50. Er hatte sich mit 308 Kilometern in sieben Tagen für den Polarnacht-Halbmarathon qualifiziert, ist oft dreimal am Tag gelaufen – morgens 20 Kilometer, in der Mittagspause 12 und abends noch mal 10. Auch er hat einen Blog: Unter mainlaufblog.de berichtet er vor allem von den Rennen, die er bestreitet.