#gemeinsammehrbewegen-Preis
Preiswürdig (Teil 2): Die Laufmützen Usedom sammeln seit acht Jahren Spenden für todkranke Kinder

| von Norbert Hensen

Wir stellen Initiativen vor, die zeigen, wie Laufen das Leben verbessern kann. Dann entscheidest du mit, wer den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ erhält. Heute: Die Laufmützen Usedom.

Mehr als 120.000 Euro haben die Laufmützen Usedom in den vergangenen acht Jahren erlaufen, um sie für Kinder zu spenden, die eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben. Heute sind die Läufer:innen in ihren grünen Shirts von der Insel Usedom nicht wegzudenken.

Sie planen eigene Laufevents auf ihrer wunderschönen Insel, starten überall auf der Welt und verfolgen dabei immer zwei Ziele: Spaß haben und andere Menschen ermutigen, für den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. Greifswald zu spenden.

Der Verein ist für Familien da, deren ständiger Begleiter die Angst vor dem Tod und dem Verlust des Kindes ist. Für Geschwisterkinder, für die leider keine Zeit bleibt, Geschichten vorzulesen, Legowelten zu bauen, ins Kino zu gehen oder die Klassenfahrt zu begleiten. Der Verein unterstützt die Arbeit des gleichnamigen Kinderhospizdienstes und möchte dabei unterstützen, dass ab 2024 ein stationäres Kinderhospiz in Stralsund entstehen kann. „Dafür benötigen wir noch mehr Spenden, als die über 120.000 Euro, die wir in den vergangen Jahren erlaufen haben“, sagt Christina Kämmerer, Mitgründerin der Laufmützen Usedom und Botschafterin des Vereins.

Den Laufmützen geht es aber nicht ausschließlich um die finanzielle Hilfe. Sie wollen auch Aufklärungsarbeit mit ihrem Engagement leisten, sie bringen den Mut auf, über Tabuthemen zu reden, sie zeigen betroffenen Familien, dass es Hilfe und Unterstützung in fast ausweglosen Situationen gibt.

Gründungsmitglied und treibende Kraft ist seit acht Jahren Christina Kämmerer, die viel Zeit und Engagement investiert, und ihre Mitstreiter:innen immer motiviert, neue Aktionen ins Leben zu rufen. „Wir haben zum Glück einige Unternehmen, die uns bei unserer Arbeit unterstützen, aber der allergrößte Teil der Spendensumme setzt sich aus Kleinspenden zusammen, die Menschen uns in den vergangenen Jahren anvertraut haben“, sagt Christina Kämmerer, die im „wirklichen Leben“ im Finanz- und Personalmanagement in einem Hotel in Nähe der Ahlbecker Seebrücke auf Usedom arbeitet.

So wird der #gemeinsammehrbewegen-Preis vergeben

Wir finden: Die Laufmützen Usedom um Mitgründerin Christina Kämmerer sind gute Kandidaten für den mit 1000 Euro dotierten #gemeinsammehrbewegen-Preis, den der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) und laufen.de unterstützt von DATEV in diesem Jahr erstmals vergeben. Der Preis wird am 2. Dezember bei unserer großen Lauf-Gala in Trier vergeben, wo wir gemeinsam mit German Road Races, der Vereinigung der großen Laufveranstaltungen im deutschsprachigen Raum, auch die Läuferinnen und Läufer des Jahres ehren. Bis dahin stellen wir hier auf laufen.de Initiativen vor, die unsere Jury für preiswürdig hält.

Wer den Preis erhält, entscheidet ab dem 6. November 2022 die Community von laufen.de, nachdem alle Initiativen, die von unserer Jury ausgewählt wurden, vorgestellt worden sind. Die Gewinner-Initiative wird zur Laufgala nach Trier eingeladen.

#gemeinsammehrbewegen: Das ist die Geschichte der Laufmützen Usedom

Es ist Oktober 2014. Fünf Läufer:innen verabreden sich zum Laufen, weil es in der Gruppe mehr Spaß macht als alleine. „Zwei meiner damaligen Azubis, mein Lebenspartner und ich sowie Andreas Stübs, der als Fitness-Coach für eine große Hotel-Gruppe auf Usedom arbeitete, haben den Anfang gemacht“, erinnert sich Christina Kämmerer. Fünf Sportler:innen trafen sich, um laufend die Insel Usedom zu erkunden. Es hat nur wenige gemeinsame Läufe gedauert, bis in der Gruppe die Idee entstand, mit dem Laufen „etwas Gutes“ zu verbinden.

„Die Insel ist zu den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel ein beliebtes Reiseziel. Zum weihnachtlichen Kulinarik- und Wellnessprogramm der Hotels wollten wir für die Gäste und Insulaner eine Aktiv-Idee anbieten. Weihnachten als Fest der Liebe und der Geschenke wollten wir mit einem guten Zweck verbinden“, erzählt Christina. Der 1. Weihnachtsmützenlauf war geboren und fand am 26. Dezember 2014 statt.

Im Video: Christina Kämmerer über das Engagement der Laufmützen Usedom

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69 Läuferinnen und Läufer schlossen sich den fünf Initiatoren an. Die Strecke führte die Mitlaufenden entlang der wunderschönen Ostseepromenade Richtung polnische Grenze. „Es kamen auf Anhieb gut 1.000 Euro an Spenden zusammen, das übertraf alle unsere Erwartungen. Der Samen war quasi gelegt, wir waren motivierter als zuvor, ihn zum Keimen zu bringen“, sagt Christina Kämmerer.

Schnell stand fest, dass die Spenden einer Kinder-Initiative zugutekommen sollte. Und das Geld sollte in der Region bleiben. „In meiner langjährigen Wahlheimat Hamburg hatte ich viel über das Kinderhospiz Sternenbrücke gehört“, sagt Christina. „Ich war der Ansicht, dass es so etwas Wertvolles in jedem Bundesland gibt und so bemühte ich das Internet und fand den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. in Greifswald“, ergänzt die 49-Jährige.

Dankbarkeit als Motivation: „Wer helfen kann, sollte das tun“

2014 erkrankte Christinas Mama an Krebs. „Sie überstand die schwere Operation erstaunlich gut. Für mich war das ein Wunder, denn die Ärzte hatten keine gute Prognose für sie. Ich war unendlich dankbar. Mir wurde einmal mehr klar, wir wichtig es ist, dankbar zu sein. Alle, die gesund sind, sollten das zu schätzen wissen. Und wer etwas abgeben und damit helfen kann, sollte das tun.“

Christina ist auch dankbar, dass ihr Sohn gesund ist und mit seinen 28 Jahren keine anderen Sorgen hat, als die Frage zu klären, welche Gels er auf seinen Ultra-Marathon-Strecken konsumieren soll. Seit 2016 ist Christina Kämmerer auch persönliche Botschafterin des Fördervereins Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. Greifswald.

Eine Aufgabe, die sie mit viel Energie, Ideen und Leidenschaft ausführt. „Ich finde allerdings, dass alle, die das grüne Laufmützen-Shirt tragen, Botschafter des Kinderhospizgedankens sind. Unsere Botschaft steht auf unserem Rücken: Laufmützen Usedom – laufend Gutes tun“, sagt Christina und ergänzt: „Diese großartige Sache kriegt man nur gemeinsam hin, um so glücklicher darf ich mich schätzen, dass ich so viele begeisterte und zuverlässige Begleiter an meiner Seite habe.“

„Diese großartige Sache kriegt man nur gemeinsam hin. Ich bin glücklich, so viele begeisterte und zuverlässige Begleiter aus dem Kreis der Laufmützen an meiner Seite zu haben.“

Christina Kämmerer (Foto oben)

Schon kurz nach dem ersten Spendenlauf an Weihnachten 2014 stand wenige Wochen später die Internetseite der Laufmützen Usedom. Der Name war schnell geboren, sollte er doch an den Weihnachtsmützenlauf erinnern. Es folgten ein Facebook-Profil, neue Ideen für weitere Aktionen und viele Läufer:innen, die sich den Laufmützen anschlossen.

Mittlerweile gibt es annähernd 100 Laufmützen, davon sind rund 20 Kinder. „Die Alterspanne bei uns reicht von einem Jahr – das ist unser kleiner Linus Meyer, es musste ein Vorname mit L sein, damit die Initialen für LaufMützen stehen“, erzählt Christina Kämmerer und lacht, „bis zu meiner 88 Jahre alten Mama.“ Mittlerweile sind 500 grüne Shirts im Umlauf, nicht nur auf der Insel Usedom, sondern in vielen Teilen Deutschlands, in der Schweiz, in Schweden, Finnland und sogar in Chile. „Das grüne Laufshirt ist für uns das Erste, das neben den Laufschuhen in den Reisekoffer kommt, wenn es in den Urlaub geht.“

Inzwischen haben die Laufmützen schon mehr als 100 Spenden-Veranstaltungen auf der Insel und dem nahen Festland durchgeführt. „Meistens haben wir 40 bis 80 Teilnehmende, wobei bei unseren Jahreshöhepunkten, dem Moon-Run im August und dem Weihnachtsmützenlauf am zweiten Weihnachtsfeiertag bis 300 Begeisterte starten und die Promenade der Kaiserbäder in einen grün-bunten Laufsteg verzaubern“, erzählt Christina mit glänzenden Augen.

Es geht dabei nie um Zeiten oder um Bestleistungen. Und bei den Spenden gilt: Jeder gibt, was er möchte. Nach jeder Veranstaltung werden 100 Prozent der Gelder an den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. überwiesen.

2021 haben die Laufmützen das Buch „Lauflust Usedom“ (Braus Verlag) auf den Markt gebracht. „Das hat richtig Spaß gemacht. Wir stellen darin 16 tolle Laufstrecken auf der Insel vor. Es ist auch eine Liebeserklärung an die Insel Usedom“, sagt Christina Kämmerer. Nach dem Verkauf der halben Auflage konnten die Laufmützen Ende Dezember 2021 bereits 7.000 Euro an den „Leuchtturm“ spenden.

Die Umwelt liegt den Laufmützen am Herzen: "Nichts als Fußspuren am Strand hinterlassen"

Insgesamt sind in den nun acht Jahren etwas mehr 123.000 Euro an Spenden erlaufen wurden. Die Laufmützen Usedom sind wie eine große Familie. Die Teilnehmer freuen sich auf die monatlichen Läufe, auf die Gastgeber, auf die Strecken. Und sie freuen sich darauf, sich wiederzusehen, gemeinsame aktive Momente zu erleben. Das herzliche Miteinander ist ausschlaggebend dafür, dass die Menschen wiederkommen. Eine Spende ist keine Voraussetzung fürs Mitmachen. „Wir wollen dadurch keinen ausschließen, denn oft sind finanzielle Sorgen etwas, was Menschen isoliert“, sagt Christina.

Und das bei allen Veranstaltungen auch der Umweltaspekt beachtet wird, ist den Laufmützen sehr wichtig. „Wir machen einmal im Jahr eine Plogging-Veranstaltung unter dem Motto: „Bitte hinterlasst nichts als eure Fußspuren am Strand“.

Die Laufmützen haben in den vergangenen acht Jahren gemeinsam viel bewegt. Und sie freuen sich weiterhin über jede noch so kleine Spende für die Kinder, die nicht mehr allzu lange leben werden. Damit sie noch einige schöne Momente erleben können.