R5K-Tour
Vanessa Mikitenko und Tristan Kaufhold triumphieren in Hannover

| von Christian Ermert (Text) und Norbert Wilhelmi (Bilder)

Doppelsieg für den SSC Hanau-Rodenbach: Die U20-Asse Vanessa Mikitenko und Tristan Kaufhold waren die Schnellsten im R5K-Rennen beim ADAC Marathon Hannover und sind auf Kurs Richtung Gesamtsieg.

In einer packenden Spurtentscheidung vor großem Publikum hat Tristan Kaufhold vom SSC Hanau-Rodenbach das R5K-Rennen im Rahmen des ADAC Marathon Hannover gewonnen. Für den erst 17 Jahre alten Läufer aus Hessen war es bereits der zweite Sieg 2024 in der Serie von fünf Fünf-Kilometer-Rennen in fünf Städten, in der es – initiiert von German Road Races (GRR) und dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) – für den deutschen Laufnachwuchs um hohe Preisgelder und Zuschüsse für die Teilnahme an Trainingslagern des DLV geht.

In einem taktischen Rennen auf einem 800 Meter langen Rundkurs war Tristan Kaufhold in Hannover allerdings deutlich langsamer als bei seinem ersten R5K-Sieg in diesem Jahr beim Paderborner Osterlauf. Während er vor zwei Wochen schon nach 14:21 Minuten im Ziel war, brauchte er in Hannover mit 15:20 fast eine Minute länger. Mit diesen beiden Zeiten hat der Hesse die Führung in der R5K-Gesamtwertung übernommen, für die pro Läuferin und Läufer die besten drei Zeiten von ihren Starts bei den R5K-Rennen zählen. Eine der drei Zeiten muss beim R5K-Finale erzielt werden, das am 28. September im Rahmen des BMW BERLIN-MARATHON ausgetragen wird. Am Ende gewinnt, wer in der Addition des Ergebnisses von Berlin mit den beiden schnellsten Zeiten bei den vorhergehenden R5K-Läufen die schnellste Zeit hat (2+1-Regel).

Tristan Kaufhold schneller als die deutlich älteren U23-Läufer

R5K-Vorjahressieger Tristan Kaufhold hat in Hannover die Grundlage für seine Titelverteidigung in der U20-Gesamtwertung gelegt und war trotz der langsameren Zeit zufrieden: „Ich habe eine anstrengende Trainingswoche hinter mir, wollte das Rennen in Hannover vor allem als eine weitere intensive Einheit mitnehmen und trotzdem die U20 gewinnen. Ich bin überrascht, dass ich im Spurt dann auch noch vor allen U23-Läufern war“, meinte der Läufer, der es sich als großes Ziel gesetzt hat, kommenden Sommer bei den U20-Weltmeisterschaften in Lima (Peru; 26. bis 31. August) über 3000 oder 5000 Meter für Deutschland zu starten. Mit Jonas Kulgemeyer (Osnabrücker TB) und Silas Zahlten (LG Brillux Münster) ließ er die beiden erstplatzierten in der U23 in einem Fotofinish ganz knapp hinter sich. Alle drei liefen mit 15:20 Minuten ins Ziel.

Jonas Kulgemeyer gewinnt in der U23 nach Fotofinish

U23-Sieger Jonas Kulgemeyer hat nach dem Rennen von Hannover auch die Führung in der U23-Gesamtwertung übernommen, in der es um eine 1000-Euro-Siegprämie und hohe Trainingslagerzuschüsse geht. „Es war wieder ein Mega-Erlebnis. Die Zuschauer haben uns unglaublich gepusht. Ich finde es stark, dass so etwas auf die Beine gestellt wird“, schwärmte der angehende Abiturient nach dem Rennen von der Rennserie R5K, die 2023 zum ersten Mal ausgetragen worden war.

Vanessa Mikitenko läuft kontrolliert zum Sieg

Wie bereits in Paderborn ging auch in Hannover der Gesamtsieg bei den Frauen an eine U20-Läuferin mit einem berühmten Namen: In einem kontrollierten Rennen setzte sich die 18 Jahre alte Vanessa Mikitenko vom SSC Hanau-Rodenbach mit 16:29 Minuten gegen die drei Jahre ältere U23-Siegerin Mia Jurenka (VfL Sindelfingen; 16:33 min) durch. Die Tochter der deutschen Marathonrekordlerin Irina Mikitenko hat denselben Trainer wie ihr Vereinskollege Tristan Kaufhold: Benjamin Stalf. Und der hatte für sie vor dem Rennen in Hannover eine anstrengende Trainingswoche geplant, die nicht mit einem Vollgaswettkampf enden sollte. Deshalb trat Vanessa Mikitenko mit Schuhen ohne Carbon an, lief sehr kontrolliert und überholte erst kurz vor Schluss U23-Siegerin Mia Jurenka. „Ich bin gerade in einer sehr intensiven Trainingsphase und froh, trotzdem in Hannover gelaufen zu sein. Die Zuschauer haben uns eine gute Energie gegeben. Es war wieder ein tolles Event.“

Wie Tristan Kaufhold hat Vanessa Mikitenko mit dem Sieg in Hannover die U20-Gesamtführung in der R5K-Tour übernommen und kann es sich leisten, auf das nächste Rennen zu verzichten, ohne ihre Chancen auf den Gesamtsieg zu verspielen. Während die R5K-Tour 2024 am 1. September in Hamburg in die vierte Runde geht, hofft Vanessa Mikitenko genau wie Tristan Kaufhold auf einen Start bei der U20-WM in Peru, die vom 26. bis 31. August in der Hauptstadt Lima stattfindet. Sollte sie sich – wie geplant – über 3000 Meter für die Welttitelkämpfe des Leichtathletik-Nachwuchs qualifizieren, wäre ein Start in Hamburg ausgeschlossen.

Mia Jurenka triumphiert bei ihrer R5K-Premiere

Pflicht ist der dagegen für Mia Jurenka, die in Hannover die U23-Wertung gewonnen hat. Für die 19 Jahre alte BWL-Studentin vom VfL Sindelfingen war Hannover das erste Rennen überhaupt in der R5K-Tour. Wenn sie Chancen auf einen Start beim Finale haben will, das am 28. September im Rahmen des 50. BMW BERLIN-MARATHON ausgetragen wird, muss sie vier Wochen zuvor beim Barmer Alsterlauf am 1. September in Hamburg starten. Worauf sie nach dem R5K-Erlebnis in Hannover große Lust hat: „Die Stimmung war richtig cool. Genau wie die ganze Serie mit dem Finale in Berlin. Das ist eine Chance für uns junge Läuferinnen und Läufer“, schwärmte die U20-Teameuropameisterin im Crosslauf von 2021, die dieses Jahr noch einmal den Fokus auf die 5000 Meter auf der Bahn legen wird, bevor sie sich dann verstärkt dem Halbmarathon auf der Straße zuwenden will.

Mit ihren Plänen verkörpert sie genau das, was DLV und GRR mit der R5K-Tour bezwecken: Junge Talente zu entdecken und zu fördern, damit die irgendwann im Straßenlauf in die Fußstapfen der aktuell so erfolgreichen deutschen Marathon-Asse wie Amanal Petros oder Domenika Mayer treten können, die einen Tag nach dem R5K-Rennen in Hannover den ADAC Marathon gewannen und bei den Deutschen Meisterschaften die nationalen Titel holten. Davon war in Hannover auch DLV-Vorstandsvorsitzender Idriss Gonschinska begeistert, der die R5K-Gewinnerinnen und Gewinner auszeichnete: „Ich freue mich, dass unserem Laufnachwuchs mit der R5K-Tour solche eine große Bühne geboten wird. Wir haben auf dem Rundkurs packende Rennen erlebt.“