© imago images/Camera4

Berlin-Marathon
Schafft Kenenisa Bekele den Weltrekord im vierten Anlauf?

| von Jörg Wenig

Kann Kenenisa Bekele am Sonntag Weltrekord laufen? Der Äthiopier ist der Star beim BMW Berlin-Marathon, der mit erwarteten 25.000 Läuferinnen und Läufern weltweit der bislang größte Marathon 2021 ist.

Bereits zum vierten Mal wird Kenenisa Bekele beim BMW Berlin-Marathon an den Start gehen. Vor zwei Jahren triumphierte der Äthiopier am Brandenburger Tor mit einer äthiopischen Rekordzeit von 2:01:41 Stunden und verfehlte dabei den Weltrekord des Kenianers Eliud Kipchoge (2:01:39 h) um die Winzigkeit von zwei Sekunden. Damit ist der 39-Jährige nach wie vor der zweitschnellste Marathonläufer aller Zeiten und führt das Berliner Elitefeld an. Auch wenn er bei der Pressekonferenz am Freitag nicht von einer Weltrekordjagd spricht, zeichnet sich ab, dass Kenenisa Bekele am Sonntag diese Marke angreifen wird.

Nicht nur in der absoluten Spitze mit Kenenisa Bekele sondern auch in der Breite der Spitze ist der BMW Berlin-Marathon sehr gut besetzt. Zehn Läufer gehen mit Bestzeiten von unter 2:10 Stunden an den Start. „Wir schließen praktisch nahtlos dort an wo wir 2019 aufgehört haben. Natürlich freuen wir uns sehr, dass wir ein derart starkes Feld mit Kenenisa Bekele an der Spitze verpflichten konnten“, sagte Berlins Race-Direktor Mark Milde.

Mit Guye Adola und Olika Adugna sind zwei Landsleute von Kenenisa Bekele im Rennen, die ebenfalls für sehr gute Leistungen sorgen können. Guye Adola lief 2017 in Berlin das damals schnellste Debüt aller Zeiten mit 2:03:36. Mit dieser nach wie vor aktuellen persönlichen Bestzeit wurde er damals Zweiter. „Ich möchte am Sonntag mit der ersten Gruppe mitlaufen“, kündigte Guye Adola an. Ein exzellentes Marathon-Debüt lief 2020 Olika Adugna. Nachdem er damals das hochkarätige Rennen in Dubai in 2:06:15 gewonnen hatte, wird er auch am Sonntag in Berlin zu beachten ein.

© imago images/Camera4

2019 verpasste Kenenisa Bekele den Weltrekord nur um zwei Sekunden - Jetzt geht er mit Zuversicht an den Start

Elfmal wurde in der Geschichte des Berlin-Marathon ein Weltrekord gebrochen - so oft wie bei keinem anderen Marathon weltweit. Macht Kenenisa Bekele am Sonntag das Dutzend voll? „Ich habe mich gut vorbereitet, aber es war aufgrund der Pandemie nicht leicht in den letzten zwei Jahren“, sagte Kenenisa Bekele. Befragt nach dem Unterschied zu seinem Berliner Rennen 2019, als er den Weltrekord um Haaresbreite verpasst hatte, sagte der dreifache Langstrecken-Olympiasieger: „Damals war es vorher nicht klar, ob ich so schnell würde laufen können. Jetzt gehe ich mit mehr Zuversicht an den Start und werde mein Bestes geben. Aber es wird am Sonntag noch nicht meine letzte Chance auf den Weltrekord sein, ich möchte noch ein paar Jahre laufen“, sagte der 39-Jährige, der bei seinem ersten Berlin-Sieg 2016 mit 2:03:03 Stunden den damaligen Weltrekord auch nur um sechs Sekunden verpasst hatte. 2017 war er in Berlin dagegen nicht ins Ziel gekommen.

Der neue Anlauf am Sonntag bietet sicherlich die beste Chance für Kenenisa Bekele, den Weltrekord noch zu brechen. Dies sieht auch sein holländischer Manager Jos Hermens so: „Kenenisa hat die Energie und das Vermögen, auch mit über 40 noch ganz vorne mitzulaufen. Aber das Rennen am Sonntag wird bezüglich des Weltrekordes seine beste Chance sein.“

Bezogen auf die Bahn-Langstrecken und den Crosslauf ist Kenenisa Bekele sicherlich der größte Langstreckenläufer aller Zeiten. Er hielt über 15 Jahre hinweg - und damit länger als jeder andere zuvor in der Geschichte - die Weltrekorde über 5.000 m (12:37,35) und 10.000 m (26:17,53). Über 5.000 m gewann Bekele bei den Olympischen Spielen 2008 sowie den Weltmeisterschaften 2009 Gold, über 10.000 m bei den Olympischen Spielen 2004 und 2008 sowie bei den Weltmeisterschaften 2003, 2005, 2007 und 2009. Hinzu kommen elf Goldmedaillen bei Cross-Weltmeisterschaften.

© imago images/Camera4

Auf den Spuren von Haile Gebrselassie

Dagegen verlief die Marathon-Karriere des Kenenisa Bekele holprig. Bei seinen vergangenen sechs Rennen über die klassische Distanz kam er dreimal nicht ins Ziel. Darunter waren die Läufe in Dubai 2017, wo er den Weltrekord angreifen wollte, und in Berlin im gleichen Jahr. Vor einem Jahr hatte er zudem Pech, weil er wenige Tage vor dem London-Marathon aufgrund einer Zerrung auf seinen Start verzichten musste.

„Es gibt noch etwas zu erledigen“, hatte Kenenisa Bekele vor einigen Wochen im Hinblick auf sein Rennen in Berlin gesagt. Auch wenn er den „unfinished business“ nicht näher erklärte, ist klar, was er damit meinte: Kenenisa Bekele kommt nach Berlin, um den Marathon-Weltrekord anzugreifen. Diese Bestmarke zu brechen, ist das wohl letzte große Ziel in seiner einmaligen Karriere. Berlin bietet ihm dabei die besten Voraussetzungen: „Die Strecke ist gut, meist herrscht gutes Wetter in dieser Jahreszeit, die Luft ist klar und sauber, und es sind viele Zuschauer am Straßenrand - deswegen mag ich Berlin“, erklärte Kenenisa Bekele.

Gelingt es Kenenisa Bekele am Sonntag, den Weltrekord zu brechen, den Kenias Superstar Eliud Kipchoge vor drei Jahren in Berlin aufgestellt hatte, wäre dies auch eine zusätzliche sporthistorische Leistung. Denn nur einem Läufer ist es in der Geschichte der Leichtathletik bisher gelungen, in seiner Karriere Weltrekorde über 5.000 m, 10.000 m und über die 42,195-km-Distanz aufzustellen. Sein Landsmann Haile Gebrselassie schaffte dies mit seinem Marathon-Weltrekord (2:04:26 h) in Berlin 2007, den er ein Jahr später auf 2:03:59 Stunden verbesserte und damit der Erste war, der die 42,195 Kilometer in weniger als 2:04 Stunden lief.

Noch mehr Informationen zum 47. BMW Berlin-Marathon am 25. und 26. September findest du im fast 200 Seiten starken digitalen Event-Magazin, das ab sofort kostenlos zur Verfügung steht. Und am Sonntag ab 9:00 Uhr findest du den Live-Ticker zum Rennen auf laufen.de!