Gesa Krauses Kolumne
Siebte WM – siebtes Finale?
Auf laufen.de gibt Hindernisläuferin Gesa Krause persönliche Einblicke in ihr Leben. Diesmal: Ihr schwieriges Wettkampfjahr 2025. Und weshalb sie trotzdem positiv gestimmt zu ihrer siebten WM reist.
Bei meiner siebten WM zum siebten Mal ins Finale zu kommen, das wäre schon was. Mein Optimismus ist kurz vor der Abreise zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio sprunghaft gestiegen. Die gelungene Generalprobe mit der persönlichen Bestzeit über 1500 Meter in Trier Anfang September gibt mir großen Auftrieb.
Es war eine schwierige Sommersaison, nachdem ich im Mai mit sehr großen Erwartungen zum Auftakt der Diamond League nach Oslo gereist bin. Ich war sehr fit und wollte das dort zeigen. Aufgrund des Sturzes erlitt ich eine Rippenfraktur, was erst Untersuchungen nach meinem folgenden Rennen in Paris ergaben. Denn auch das war nicht so gelaufen, wie ich es erhofft hatte.
Ein Problem folgte auf das andere
Trotz allem bin ich im Nachhinein froh, dass ich in Paris am Start war, weil ich so die notwendige Voraussetzung für die WM-Nominierung erfüllt hatte. Damit war immerhin diese Hürde aus dem Weg. Die Rippenfraktur war sehr unangenehm, aber vor allem ein Auslöser für Folgeprobleme: Wegen der Schonhaltung habe ich mich von einem Problem ins nächste geritten: Achillessehnenbeschwerden nach Paris, mehrere Wirbel „draußen“, das Gefühl, dass mein ganzer Körper nicht mehr so funktioniert, wie ich das will.
Am nächsten geplanten Wettkampf in Eugene habe ich festgehalten, weil ich zeigen wollte, was in mir steckt. Dort habe ich mich dann erkältet, musste aussteigen, im Nachgang bremste mich eine kleine Zerrung. Das war am Ende des Tages das Zeichen, dass mein Körper noch nicht wieder bereit war, Wettkämpfe zu absolvieren. Zwangsläufig entschloss ich mich, neu aufzubauen, meine Energie zu bündeln und die WM optimal vorzubereiten.
Pause einlegen, Energie schöpfen, neue Pläne machen
Deshalb keine Deutschen Meisterschaften, kein Istaf. Es war keine leichte Entscheidung, das zu akzeptieren und wieder positive Energie zu schöpfen. Vielleicht ist es ein guter Rat für alle Läuferinnen und Läufer: Haltet nie krampfhaft an Zielen fest. Manchmal macht es mehr Sinn, sich von Plänen zu verabschieden und über einen Horizont hinauszuschauen.
Ich war dann drei Wochen in St. Moritz, konnte dort sehr gut trainieren, machte in Zürich erstmals einen Job als Pacemaker, um nochmal in einem Rennen über Hindernisse zu laufen. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Mein Heimrennen in Trier am 2. September hatte nun für mich eine neue, sehr große Bedeutung, unabhängig davon, dass ich gerne meinen Verein repräsentiere und sehr gerne dort am Start bin: Es war das einzige Resultat, das ich vor der WM auf die Bahn bringen konnte, um etwas in der Hand zu haben.
Eine geglückte Generalprobe
Aufgrund der Vorgeschichte war ich verunsichert, bin aber sehr unbefangen und positiv in diesen Wettkampf gegangen. Umso glücklicher macht mich, dass die Generalprobe geglückt ist und sogar eine neue Bestzeit über 1500 Meter für mich steht: 4:04,91 Minuten. Diesen Aufwind nehme ich mit in Richtung Tokio. Das große Ziel: mein siebtes WM-Finale. Dann werden die Karten neu gemischt und wir sehen weiter.
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften beginnen am Samstag, 13. September, in Tokio und gehen bis zum 21. September. Der Vorlauf der Frauen über 3000 Meter Hindernis mit Gesa Krause, Lea Meyer und Olivia Gürth findet am Montag (15. September) um 2:15 Uhr deutscher Zeit (9:15 Uhr Ortszeit) statt, das Finale am Mittwoch (17. September) um 14:57 Uhr (21:57 Uhr Ortszeit).
Gesa Felicitas Krause …

… ist eine der populärsten deutschen Läuferinnen. Sie wurde dreimal zu Deutschlands „Läuferin des Jahres“ gewählt. Die 33-Jährige war zweimal Europameisterin und zweimal WM-Dritte über 3000 Meter Hindernis. Sie lief bei Olympischen Spielen auf den fünften, sechsten, siebten und 14. Rang. Mit 9:03,30 Minuten hält sie den deutschen Rekord über 3000 Meter Hindernis.