Silvester: Deutschland läuft, Klosterhalfen in Trier vorn

Silvester: Deutschland läuft, Klosterhalfen in Trier vorn

| Text: Jörg Wenig (mit dpa) | Fotos: Imago
Silvester gehören Deutschlands Straßen den Läufern. Auch am letzten Tag 2016 waren Zehntausende unterwegs. Unsere Zusammenfassung der Ereignisse.

Der Silvester-Nachmittag stand in Deutschland einmal mehr im Zeichen des Laufsports. Es werden insgesamt einige zehntausend Läufer gewesen sein, die vor der Party am Abend noch die Laufschuhe geschnürt haben und an den Start gegangen sind. Das größte deutsche Silvesterrennen wird jedes Jahr in Werl gestartet und endet nach 15 Kilometern in Soest. Rund 6.500 Teilnehmer waren dabei. Die spitzensportlich hochkarätigsten Läufe fanden in Trier, Bietigheim und  Backnang statt. Dabei gehörten die deutschen Youngster Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh zu den Siegerinnen.

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Trier: Konstanze Klosterhalfen gewinnt, Philipp Pflieger Dritter

Mit Konfetti im Haar und im Mund ist Konstanze "Koko" Klosterhalfen zu einem Debütsieg beim 27. Silvesterlauf in Trier gestürmt. Die 19-jährige Leverkusenerin gewann ihren ersten Auftritt beim topbesetzten deutschen Klassiker am Samstag über fünf Kilometer in 16:05 Minuten. "Ich musste einfach schnell laufen, weil es so kalt war. In der dritten Runde habe ich dann die Beine erst mal ein bisschen gespürt", sagte die Olympia-Halbfinalistin über 1500 Meter und bilanzierte: "Es war ein toller Abschluss des Jahres."

Die U20-Cross-Europameisterin setzte sich vor Nina Savina aus Weißrussland (16:12) und Salome Nyirarukundo aus Ruanda (16:14) durch. "In der dritten Runde habe ich mich dann gefragt: Wo sind die denn? Ich habe immer in den Schaufenstern geguckt", erklärte Klosterhalfen. "Ich glaube, denen war es einfach zu kalt."

Bei den Männern siegte Getaneh Tamire aus Äthiopien über acht Kilometer in 22:50 Minuten vor Mahjoub Dazza aus Marokko (22:53). Olympia-Marathon-Teilnehmer Philipp Pflieger aus Regensburg freute sich über den dritten Platz. "Den Afrikanern war es wohl zu kalt. Deshalb bin ich am Anfang nach vorne", sagte er.

Auf den ersten Runden rannte Pflieger zusammen mit seinem Clubkollegen Florian Orth in der Spitzengruppe und verlor 10-Kilometer-Weltrekordler Leonard Komon nie aus den Augen. 200 Meter vor dem Ziel überholte er den Kenianer. "Als ich die letzte Runde angefangen habe, die Leute einzusammeln - das war der Wahnsinn. Meine Ohren haben weh getan", sagte Pflieger zur Stimmung und dem Samba-Getrommel an der Strecke. Orth wurde am Ende Fünfter.

Das Feld der deutschen Elitestarter war aufgrund mehrerer kurzfristiger Absagen deutlich schwächer als geplant. Bei den Männern fehlte mit Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) der Silvesterlauf-Sieger des Jahres 2013. Er sagte aufgrund muskulärer Probleme ab. Bei den Frauen konnten Ex-Trier-Siegerin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) und Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) jeweils krankheitsbedingt nicht starten.

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Bietigheim: Alina Reh verteidigt Titel

Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) und Alina Reh (SSV Ulm) haben beim 36. Bietigheimer Silvesterlauf ihre Titel verteidigt. Über 3000 Teilnehmer gingen bei dem Rennen an den Start. Über die 11,1-km-Strecke lag bei den Männern nach knapp der Hälfte der Strecke noch eine neunköpfige Gruppe an der Spitze. Angeführt wurde diese vom Äthiopier Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth), dem Deutschen Meister über 10.000 m und im Halbmarathon. Am Schluss der Gruppe lief zu diesem Zeitpunkt Simon Boch. Doch am Ende hatte sich dieses Bild gewandelt: Der 22-jährige Simon Boch setzte sich gegen gute nationale Konkurrenz durch und gewann in 33:27 Minuten vor Fabian Clarkson (SCC Berlin/33:29), Seboka (33:33) und Andreas Straßner (Asics Team Memmert/33:45). Marathon-Olympia-Starter Julian Flügel (Asics Team Memmert) lief auf Rang elf mit 34:41, der Deutsche Marathon-Meister Marcus Schöfisch (DHfK Leipzig) wurde 14. in 35:09.

Im Rennen der Frauen kam es nicht zum Duell der Titelverteidigerin Alina Reh mit der Deutschen Marathon-Meisterin Fate Tola (LG Braunschweig). Die aus Äthiopien stammende Läuferin musste krankheitsbedingt auf ihren Start verzichten. Dadurch war der Weg frei für die 19-jährige Alina Reh, die ungefährdet zum Sieg lief. Bereits nach knapp der Hälfte der Distanz hatte die Cross-EM-Vierte im Juniorinnen-Rennen einen deutlich Vorsprung auf Fabienne Amrhein (MTG Mannheim). Diesen baute die deutsche Nachwuchs-Hoffnung weiter aus. Schließlich war sie nach 36:49 Minuten im Ziel vor Amrhein (38:57). Rang drei belegte Mareike Bechtloff (ASV Erfurt) mit 39:41.

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Backnang: Sabrina Mockenhaupt meldet sich als Zweite hinter Hanna Klein zurück

Es wurde nichts mit dem Wettkampf-Comeback von Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) im Jahr 2016. Kurzfristig verzichtete der deutsche Marathon-Rekordler nach langer Verletzungspause auf den geplanten Start beim 10-km-Rennen in Backnang. „Bei der Pressekonferenz für den Silvesterlauf Backnang war ich der einzige Athlet ohne Startnummer. Leider werde ich noch neben der Strecke stehen und anfeuern. Der Silvesterlauf kommt leider etwas zu früh. Ich kann zwar wieder schmerzfrei laufen, halte mich gerade aber noch stark zurück, um nichts zu riskieren“, schrieb Arne Gabius am Tag vor dem Rennen auf Facebook.

Arne Gabius erlebte am Silvestertag wie sein Streckenrekord fiel. Auf der nicht leichten 10-km-Strecke gewann Marcel Fehr (SG Schorndorf) in 29:47 Minuten. Es ist die erste Zeit unter 30 Minuten in Backnang. Bei den Frauen lief Siegerin Hanna Klein (SG Schorndorf) mit 33:13 ebenfalls einen Kursrekord. Auf dem zweiten Platz meldete sich nach langer Verletzungspause Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) zurück.

Sie war nach 33:56 im Ziel. Sie war total glücklich nach ihrem ersten ernsthaften Lauf nach einjähriger Verletzungspause. "Ich hab mich selten über einen zweiten Platz so gefreut. Ich bin erst seit zwei Monaten wieder im Training nach einem Seuchenjahr", sagte Mockenhaupt. Bereits 42 deutsche Meistertitel hat sie auf den unterschiedlichsten Distanzen gewonnen. Vor ihrem Wechsel zum LT Haspa Marathon Hamburg startete sie zum letzten Mal für die LG Sieg.

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Peuerbach (Österreich): Richard Ringer wieder nur knapp hinter Victor Chumo

Die Revanche gelang nicht ganz, doch einmal mehr gab es beim Silvesterlauf im österreichischen Peuerbach ein spannendes Finish. Dabei verteidigte Victor Chumo seinen Titel ganz knapp vor Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), der bereits vor einem Jahr - damals sogar zeitgleich - Rang zwei hinter dem Kenianer belegt hatte. 2014 wurden die beiden nach einem Fotofinish gemeinsam auf Rang eins gesetzt. Damit gelang Chumo nun ein Hattrick in Peuerbach.

Über acht Runden führte die 6,8-km-Distanz in Oberösterreich. Die Zuschauer erlebten einen spannenden Rennverlauf, in dem der Serbe Elzan Bibic und der Kenianer Cornelius Kangogo sich erst auf der letzten Runde geschlagen geben mussten. Im Schlussspurt lag dann einmal mehr Chumo knapp vor Ringer. Der Kenianer gewann in 19:21 Minuten nur eine Sekunde vor dem Deutschen. Kangogo folgte als Dritter mit 19:26. Bibic wurde Vierter in 19:30. Eine gute Leistung zeigte auf Rang fünf der Deutsche 1500-m-Meister Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald), der nach 19:34 im Ziel war. Sechster wurde Andreas Vojta (Österreich) in 19:38.

Als letzte Topläuferin gemeldet, als erste im Ziel: Angela Tanui war ganz kurzfristig als Ersatz für das Rennen in Peuerbach verpflichtet worden, nachdem ihre kenianische Landsfrau Alice Nawowuna hatte passen müssen. Die 10.000-m-OIympia-Vierte hatte sich im Abschlusstraining vor dem Silvesterlauf eine Oberschenkelverletzung zugezogen und muss zwei Wochen pausieren. Angela Tanui, die eine hochklassige Halbmarathon-Bestzeit von 67:16 Minuten aufweist, sprang ein und dominierte das Rennen über 5,1 km.

Über vier der sechs Runden konnte Amela Terzic (Serbien) noch mithalten. Dann war auch die Peuerbach-Siegerin der Jahre 2012 und 2013 geschlagen. Am Ende hatte Angela Tanui mit 15:55 Minuten einen deutlichen Vorsprung vor Terzic (16:05). Dritte wurde Eva Vrabcova-Nyvltova (Tschechische Republik), die nach 16:46 im Ziel war. Österreichs mehrfache Berglauf-Weltmeisterin Andreas Mayr erreichte als Vierte mit 16:47 eine starke Platzierung und war im Rennen um Rang drei nur knapp geschlagen. Nicht so gut lief es dagegen für Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg), die auf Rang 18 in 18:03 ins Ziel kam. Beste deutsche Läuferin war als Achte Regina Högl (LG Region Landshut) in 17:11.