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Der Angst davonlaufen
So hilft Laufen in Krisensituationen

| Text: Dr. Stefan Graf | Foto: iStockphoto/Ivanko_Brnjakovic

Laufen beseitigt zwar nicht die Ursachen vieler Lebenskrisen, es hilft aber bei deren Bewältigung. Das ist das Ergebnis einer schwedischen Langzeituntersuchung zu Angststörungen.

15 bis 20 Prozent der Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens eine Angststörung – Frauen doppelt so oft wie Männer. Bislang war zwar die antidepressive Wirkung von Bewegung wissenschaftlich gut untermauert, aber zur Angstreduktion durch Sport gab es nur wenige Studien.

Nun hat eine Langzeituntersuchung der Lund Universität (Schweden) Unterschiede zwischen Frauen und Männern hinsichtlich der angstdämpfenden Wirkung von körperlicher Aktivität geliefert. Die Analyse von über 400.000 zwischen 1989 und 2010 gesammelten Datensätzen ergab, dass ein sportlicher Lebensstil das Risiko für eine Angst-Krise effektiv senkt.

So waren Frauen und Männer, die am Wasalauf – dem weltbekannten 90-Kilometer-Skilanglaufevent – teilnahmen und somit regelmäßig ausdauersportlich aktiv sind, fast 60 Prozent seltener von Angststörungen betroffen als Nicht-Aktive. Bemerkenswert dabei: Die Effektivität der Angstreduktion hängt deutlich vom Geschlecht und vom sportlichen Leistungsniveau ab.

Weniger ist manchmal mehr

Während leistungsstarke und -schwächere Männer etwa gleich von der angstlösenden Sportwirkung profitierten, hatte das Leistungsniveau bei Frauen einen deutlich größeren Einfluss auf die Höhe der Angstreduktion. Ambitionierte, leistungsstarke Athletinnen entwickelten etwa doppelt so oft eine Angstkrise wie leistungsschwächere Frauen. Verhindert hier ein selbstauferlegter Leistungsdruck ein noch besseres Ergebnis?

Festzuhalten bleibt, dass Ausdauersport unabhängig vom Leistungsniveau die Risiken für angstdominierte Krisen reduziert. Doch scheint bei Frauen diese angstlösende Wirkung durch hohen Leistungsanspruch limitiert zu sein. Kurz gesagt: Sport löst Ängste – moderater Sport löst Ängste besser!