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Marathon-Macher über den Laufherbst
So sollen die großen Events in Hamburg, Köln, München und Frankfurt stattfinden

| von Jörg Wenig

Die Inzidenzen sinken, die Impfquote steigt. Die großen deutschen Marathonveranstalter beginnen mit den Planungen. Wir haben den Stand der Dinge in Hamburg, Köln, München und Frankfurt ermittelt.

Die Veranstalter der fünf größten deutschen Marathonrennen blicken relativ optimistisch auf die Herbst-Laufsaison. Sowohl in Berlin als auch in Frankfurt, Hamburg, München und Köln geht man zurzeit davon aus, dass die geplanten Rennen im September und Oktober stattfinden können. Offen ist freilich, wie groß diese Läufe sein können und unter welchen Voraussetzungen sie genehmigt werden könnten. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Veranstalter in München und Hamburg umfangreiche Hygiene-Konzepte präsentiert. Während die Rennen damals jedoch, wie auch alle anderen, abgesagt werden mussten, könnten diese Konzepte nun teilweise wieder zum Einsatz kommen. Wir haben die Veranstalter zur Lage befragt und die folgenden Statements eingeholt.

So plant Berlin für den Marathon am 26. September

Der BWM Berlin-Marathon könnte am 26. September als Pilotprojekt mit bis zu 35.000 Läufern starten. Entsprechende Planungen in Kooperation mit dem Berliner Senat stellte Veranstalter SCC-Events am Montag dieser Woche im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin vor. Zu dem Pilotprojekt zählen zwei weitere Laufveranstaltungen, die vorher im Sommer geplant sind: Am 31. Juli soll auf dem Kurfürstendamm die Adidas Runners City Night über 10 km starten, und der Generali Berliner Halbmarathon ist für den 22. August geplant.

Hier kannst du nachlesen, wie das Berliner Konzept im Detail aussieht.

Und noch viel mehr tolle Laufevents für den Herbst 2021 findest du in unserem DLV-Laufkalender.

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So plant Hamburg für den Marathon am 12. September

„Wir planen im Vergleich zu den Vorjahren - bis 2019 - mit reduzierten Teilnehmerzahlen beim Haspa Marathon Hamburg: Im Marathon sind dies 8.000 Läufer, im Halbmarathon 4.000 und im Staffelmarathon 1.000 Athleten. Sämtliche Kontingente sind nahezu ausgebucht.

Die Stadt erwartet ein umfangreiches Hygienekonzept für die Teilnehmer*innen. Bislang stehen die Zeichen für uns auf Umsetzung am 12. September. Klar ist aber auch, dass nach den Vorgaben der aktuellen Hygieneverordnung die Veranstaltung nicht genehmigt werden würde. Entsprechend erwarten wir rechtzeitig ein Signal der Stadt, wann und in welchem Umfang die Verordnung der pandemischen Lage angepasst wird, um Großveranstaltungen durchführen zu können.

Wie bei anderen Veranstaltern vorgesehen, gehen auch wir davon aus, dass die Vorlage eines gültigen negativen Schnelltests, der maximal 24 Stunden alt sein sollte, Bedingung zur Zulassung wäre. Die Vorgaben hierzu legt allerdings die Gesundheitsbehörde fest. Dies gilt auch für die etwaige Akzeptanz eines gültigen Impfnachweises. Wenn etwaig angepasste Vorgaben dies verlangen, könnten wir zwecks Entzerrung das Startprozedere deutlich ausdehnen. Dies wäre auch aufgrund der reduzierten Teilnehmerzahlen kein Problem.

Bezüglich der Zuschauer gibt es für das Ziel Überlegungen, Tribünen mit festen Sitzplätzen für eine limitierte Anzahl negativ getesteter oder durchgeimpfter Personen zuzulassen. An den populären Streckenabschnitten ist dies derzeit nicht umsetzbar. Im Gegenteil: hier wird es wieder darum gehen, potenzielles Zuschaueraufkommen eher klein zu halten oder ganz zu unterbinden. Hierzu stehen wir im Kontakt mit der Stadt, sowohl hinsichtlich Zuständigkeit als auch Konzeptionierung.“

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So plant Köln für den Marathon am 3. Oktober

„Dass der Generali Köln Marathon am 3. Oktober stattfinden wird, halte ich für durchaus wahrscheinlich. Allerdings gibt es noch immer sehr viele unbekannte Variablen, die eine exakte Prognose nicht wirklich zulassen. Das entscheidende Kriterium für eine Durchführung ist die Tatsache, dass wir nicht mehr für die Zuschauer verantwortlich gemacht werden. Konkret heißt das, wir müssten nicht mehr sicherstellen, dass die Zuschauer Masken tragen, Abstand halten und sich registrieren.

Grundsätzlich sind uns alle beteiligten Ämter in der Stadt Köln sehr positiv gestimmt und möchten gerne wieder zur Normalität zurückkehren. Sie tun alles dafür, dass die Veranstaltung stattfinden kann. Letztendlich trifft aber die Landesregierung in NRW die Entscheidung über die Durchführung einer Großveranstaltung. Also stellt sich die Frage, wie die Landesregierung die Situation im Herbst bewertet und bereit ist, das vermeintliche „Risiko“ für eine Sportgroßveranstaltung einzugehen? Dies kann ich leider nicht beantworten.

Sollten wir aber stattfinden, so ist selbstverständlich davon auszugehen, dass alle Läufer ausschließlich entweder geimpft, genesen oder getestet an den Start gehen werden. Für eine wirtschaftlich zu vertretene Veranstaltung benötigen wir allerdings mindestens 18.000 Teilnehmer. Folglich werden wir das Sicherheits- und Hygienekonzept auch an diese Größenordnung anlehnen. Starts in kleinen Gruppen und zeitlich über den Tag gestreckt werden wir daher nicht umsetzen können. Auch weil wir den zeitlichen Rahmen der Veranstaltung ohnehin schon voll ausgeschöpft haben.

Ich denke allerdings, dass solche Maßnahmen nicht mehr nötig sein werden. Denn wir werden nur dann stattfinden, wenn die Impfquote nahe der Herdenimmunität liegt. Rein rechnerische hätten wir bei gleichbleibender Impfgeschwindigkeit zum Marathon-Wochenende rund 135 Millionen Impfdosen verabreicht. Das würde reichen. Es ist also ein Wettrennen mit der Zeit! Drücken wir die Daumen, dass die Impfbereitschaft nicht sinkt und die Impfstoffe auch gegen weitere Virus-Mutationen wirksam bleiben. Und dass am Ende die Politik verhältnismäßig entscheidet!“

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So plant München für den Marathon am 10. Oktober

„Wir gehen davon aus, dass am 10. Oktober dieses Jahres der Generali München Marathon stattfinden kann. Ob wir aufgrund der gesundheitspolitischen Vorgaben mit einer Teilnehmerbeschränkung rechnen müssen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Die Inzidenzwerte gehen täglich spürbar zurück und die Impfungen bei der Bevölkerung scheinen zu wirken, also könnten wir mit einem schönen ,Lauf-Herbst’ rechnen.

Wir merken in unseren Anmeldestatistiken, dass wir 75 Prozent der Zahlen von 2019 erreicht haben. Dies geht durch alle Hauptwettbewerbe, also Marathon, Halbmarathon und die Marathonstaffel. Wir registrieren auch verstärkt Gruppenanmeldungen über Firmen, die den Generali München Marathon wieder als Veranstaltung für die eigenen Mitarbeiter nutzen wollen.

Dies ist ein gutes Zeichen und hat auch eine positive Wirkung für die weitere gesellschaftliche Öffnung nach der merklich abflauenden Pandemie, was zumindest München und Bayern betrifft. Wie sich bis in den beginnenden Herbst das Reiseverhalten unserer ausländischen Läuferinnen und Läufer auswirkt, können wir noch nicht sagen. Wenn wir aber nur noch ein Viertel hinter den Teilnehmerzahlen von 2019 zurück liegen, sieht man, dass unsere ausländischen Gäste damit rechnen: ein Marathonstart in München Mitte Oktober könnte möglich sein.

Von städtischer Seite kommen Anfragen, wie wir die Durchführung planen und wie wir die Gesundheits- und Hygienekonzepte umsetzen werden. Auch hier merken wir, dass durchaus mit dem Generali München Marathon Mitte Oktober gerechnet wird, wenn wir auch noch gut vier Monate Zeit haben. Wir müssen aber für die nächsten Wochen Planungssicherheit bekommen, eine Marathon-Großveranstaltung bedarf einer bestimmter Vorlaufzeit, wie wir alle wissen.

Die hygiene- und pandemiebedingten Vorgaben ändern sich täglich. Es wäre ungut jetzt ein starres Konzept vorzugeben, das im Herbst wieder ganz anders aussieht. Wir haben letztes Jahr gesehen, was wir mit unserem Konzept „2020 amoi anders – 30KM“ bewirkt haben. Wir wollten die Marathonstrecke auf 30 km verkürzen, um die Gesamtbelastung mit dem personellen Aufwand an der Strecke zu minimieren, Einzelstarts in Intervallen von 5 Sekunden mit festgelegten Startzeiten, um einen regulierten und kontrollierten Zustrom der Teilnehmer zum Start im Olympiapark zu ermöglichen, Entzerrung der Startzeiten auf über zwei Stunden, Sammelpunkte mit Abstandsvorgaben, obligatorischer Maskenpflicht bis an die Startlinie usw.

Von allen Seiten der Politik und den Genehmigungsbehörden kam für das neue sportliche Konzept große Zustimmung. Das letztendlich entscheidende für eine Absage waren die Zuschauer. Es stellt sich auch aktuell die Frage, wo beginnt der Begriff des Zuschauers und wo der des Passanten. Wir haben im letzten Jahr bei der Planung bewusst auf die üblichen Auftritte der Bands an der Strecke verzichtet und werden dies auch am 10. Oktober so machen. Es gibt in diesem Jahr keine Marathonmesse beziehungsweise Startnummernausgabe mit Nachmeldung in der Olympiahalle. Wir werden die Startunterlagen größtenteils auf Wunsch der Teilnehmer postalisch versenden. Wir schaffen aber auch die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum von ca. 10 Tagen mit Voranmeldung die Startunterlagen an einem noch zu bestimmenden Ort in München abzuholen.

Wir sind laufend in Gesprächen mit dem Olympiapark und werden sehr zeitnah unser Konzept für den Start am Coubertinplatz und das Ziel im Olympiastadion finalisieren. In Abstimmung mit dem Kreisverwaltungsreferat München hoffen wir, eine für alle Beteiligten tragbare Lösung für einen Generali München Marathon am 10. Oktober 2021 zu finden.“

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So plant Frankfurt für den Marathon am 31. Oktober

„Ich bin zuversichtlich, dass der Mainova Frankfurt Marathon am 31. Oktober 2021 stattfinden wird. Derzeit gibt es mehr positive als negative Signale, aber auch immer wieder Meldungen, die mich skeptisch stimmen. Insbesondere die Mutanten des Corona-Virus, die in verschiedenen Ländern neu auftauchen, machen mir Sorgen. Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Bezüglich der Größenordnung kann man derzeit nur spekulieren, wir haben derzeit keine Aussagen der Genehmigungsbehörden. Wir gehen davon aus, dass wir eine Begrenzung der Teilnehmerzahl bekommen werden. Sollte dies so sein, werden wir zunächst bei den Rahmenwettbewerben kürzen und versuchen, den Marathon in alter bekannter Größe durchzuführen. Der Marathon ist das Herzstück unserer Veranstaltung und soll deshalb möglichst unangetastet bleiben.

Wir sind mit den verschiedenen Ämtern im Kontakt und jedes hat seine Sichtweise, die auch jeweils ihre Berechtigung hat. Das Sportamt möchte, dass der Frankfurt Marathon wieder stattfinden kann und unterstützt uns. Es ist aber nicht die Genehmigungsbehörde. Das Gesundheitsamt hat generell Sorge und die Verantwortung, dass Frankfurt einigermaßen gut durch die Pandemie kommt. Hier ist man eher vorsichtig und skeptisch.

Verordnungsgeber sind aber ohnehin die Länder, in unserem Fall das Land Hessen. Mir fällt in der ganzen Diskussion, auch in den oftmals hitzigen Stellungnahmen der betroffenen Veranstalter oder ihre selbsternannten Vertreter auf, dass man sich zu wenig bis gar nicht mit den jeweils geltenden Bestimmungen und Verordnungen im Detail auseinandersetzt. Derzeit sind bundesweit Großveranstaltungen bis 30. Juni verboten. Dann wir es eine Anschlussregelung geben, die derzeit noch nicht bekannt ist. Unbeobachtet von der oftmals hektischen öffentlichen Debatte hat die Bundesregierung in der Ausnahmeverordnung der Covid-19-Schutzmaßnahmen, veröffentlicht am 8. Mai 2021, eine Regelung geschaffen, die uneingeschränkt Sport für gegen Covid19-Geimpfte und von Covid19-Genese im kontaktlosen Individualsport - und dies ist unter anderem Laufen - zulässt, ohne jede Einschränkung. Das ist ein starkes Signal an uns.

Nun stellt sich die Frage, in welcher Größenordnung Veranstaltungen, auch Sportveranstaltungen im Freien, nach dem 30. Juni oder zu einem Zeitpunkt, wenn alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes ein Impfangebot erhalten haben, wieder erlaubt sind. Da kann man derzeit nur spekulieren. Ich gehe davon aus, dass Veranstaltungen im Freien wieder eine Größe haben können, die es uns möglich macht, den Frankfurt Marathon auch wirtschaftlich auf die Beine zu stellen.

Bezüglich der Start-Voraussetzungen ist mein Szenario: Alle Geimpften und Genesenen dürfen starten, entsprechend der geltenden Ausnahmegenehmigung zur Corona-Schutzverordnung - jedoch keine Getesteten. Ich halte von dieser Testerei wenig, denn selbst ein korrekt durchgeführter Schnelltest gibt eine Sicherheit für maximal 24 Stunden, das ist die derzeitige Verordnungslage hierzu. Ich müsste also alle Teilnehmer, sowie alle an der Veranstaltung Beteiligten, also alle Helfer, Offizielle, Sponsoren, Medienvertreter, Dienstleister usw. am Samstag individuell nach deren geplanter Anwesenheitsdauer am darauffolgenden Sonntag testen, denn jeder erhält nur eine sichere Teilnahmeberechtigung für 24 Stunden. Dies halte ich nicht für praktikabel.

Zudem: was passiert, wenn Menschen positiv getestet werden? Wie verhindere ich, dass diese definitiv nicht teilnehmen und nicht anwesend sind. Zudem müsste ich alle wichtigen Positionen der Organisation zweimal besetzen, damit jeweils eine Person ausfallen kann. Das ist für uns nicht darstellbar. Deshalb setzen wir auf die Geimpften und Genesenen - die Impfung ist der Weg aus der Covid19-Pandemie, das gilt weltweit, grundsätzlich und auch für unseren Marathon. Deshalb fordern wir alle auf, sich impfen zu lassen. Da schließe ich dann aber auch die ausländischen Läuferinnen und Läufer mit ein - das macht für uns keinen Unterschied. Unter diesen Voraussetzungen könnten wir dann auch einen Massenstart machen. Bis zum individuellen Überlaufen der Startlinie trägt man eine Maske, ebenso im Ziel.

Bezüglich Zuschauern gibt es aufgrund einer gemeinsamen Initiative der vier großen Frankfurter Sportveranstalter positive Signale vom Verordnungsgeber, dem Land Hessen. Die Kollegen, die für den Sport zuständig sind, sind in enger Abstimmung mit ihren Kollegen aus dem Gesundheitsministerium, um hier eine Änderung der Sichtweise zu erzielen. Letztes Jahr haben uns nicht irgendwelche Hygienerichtlinien einen Strich durch den Marathon gemacht, sondern die Ansicht des Gesundheitsministeriums, dass wir als „Veranlasser“ für alle Zuschauer und Passanten entlang der Rennstrecke verantwortlich sind, inklusive der eventuell nötigen Kontaktnachverfolgung. Als klar war, dass wir dies nach Ansicht der Behörden erfüllen müssten, war uns klar, dass wir den Frankfurt Marathon nicht veranstalten können und dies zeichnete sich bereits Ende Juli 2020 ab.

Nun gibt es also erneut Gespräche zu diesem Thema und wir hoffen, dass wir nur für ausgewählte Bereiche zuständig sind, selbstverständlich für Start und Ziel und für ausgesuchte Punkte an der Strecke, an denen wir den Zuschauern besondere Attraktionen anbieten. An diesen Orten können wir mittels Corona-App die Gäste beim Zu- bzw. Abgang scannen und haben somit eine exakte Liste für die Nachverfolgung der Kontakte, falls die nötig sein sollte.“