Haspa Marathon Hamburg
Streckenrekord für Bernard Koech und zwei deutsche Topleistungen von Richard Ringer und Fabienne Königstein

| von David Wenig (Text) und Henning Anger (Fotos)

In Hamburg haben die deutschen Marathon-Asse überzeugt: Richard Ringer lieferte eine Punktlandung in Sachen Olympia-Norm ab. Fabienne Königstein steigerte ihre Bestzeit um fast sieben Minuten.

Mit einem Streckenrekord von 2:04:09 hat der Kenianer Bernard Koech den Haspa Marathon Hamburg gewonnen, während der Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) mit einem starken sechsten Platz als bester kontinentaler Läufer für das deutsche Highlight sorgte. Mit seiner Zeit von 2:08:08 blieb er knapp unter der Olympianorm für die Spiele 2024 in Paris und wurde in Hamburg zum zweitschnellsten deutschen Läufer aller Zeiten. Zweiter wurde Joshua Belet (Kenia) mit einer Zeit von 2:04:33, dritter war sein Landsmann Martin Kosgei in 2:06:18.

Bei den Frauen gewann die Kenianerin Dorcas Tuitoek mit hochklassigen 2:20:09, der zweitschnellsten je in Hamburg gelaufenen Zeit. Zweite wurde die lange führende Tiruye Mesfin (Äthiopien) in 2:20:18. Auf den dritten Platz lief Stella Chesang aus Uganda. Sie erreichte mit 2:20:23 ein sehr gutes Debüt und stellte auf Anhieb einen Landesrekord auf. Überraschend stark lief Fabienne Königstein (MTG Mannheim), die als Achte mit 2:25:48 ihre persönliche Bestzeit deutlich unterbot, unter der Olympianorm (2:26:50 h) blieb und eine deutsche Jahresbestzeit aufstellte.

Die Veranstalter des 37. Haspa Marathon Hamburg registrierten 12.000 Marathonläufer. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, waren es über 30.000 Athleten. „Wir haben das letzte Jahr sogar noch getoppt. Es herrschten optimale Bedingungen und trotz eines vergleichsweise etwas dünneren Elitefeldes haben wir einen Streckenrekord - das hätte ich nie gedacht“, sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser.

Bei fast optimalen Temperaturen um die 12 Grad Celsius zeichnete sich bei den Männern schon zu Beginn ein spannendes Rennen ab. Nach dem Start bildete sich eine Spitzengruppe von insgesamt 13 Läufern, die so auch bis einschließlich Kilometer 27 zusammenblieb. Die Halbmarathon-Marke wurde nach 62:32 passiert, was zu diesem Zeitpunkt noch etwas zu langsam war für einen Streckenrekord.

Ab Kilometer 27 erhöhte sich das Tempo in der Spitzengruppe jedoch deutlich und die drei Kenianer Bernard Koech, Martin Kosgei und Joshua Belet konnten sich aus der Gruppe lösen und absetzen. Kurz vor Kilometer 35 (1:42:55) fiel Martin Kosgei zurück, kurz nach diesem Punkt fiel dann eine Vorentscheidung. Hier ließ Bernard Koech seinen Landsmann Joshua Belet hinter sich. Fortan lief er im Alleingang in Richtung Ziellinie.

Mit Tipps von Eliud Kipchoge zu Sieg und Rekord: Bernard Koech

Mit einer starken Zeit von 2:04:09 gewann Bernard Koech den Haspa Marathon Hamburg und verbesserte damit den bisherigen Streckenrekord, den erst im letzten Jahr Cybrian Kotut (Kenia) mit 2:04:47 aufgestellt hatte, um 38 Sekunden. Der 35-jährige Sieger stellte damit exakt seine persönliche Bestzeit ein. Zweiter wurde Joshua Belet der in 2:04:33 ebenfalls noch unter dem bisherigen Kursrekord blieb. Auf Platz drei lief sein Landsmann Martin Kosgei nach 2:06:18 ins Ziel. Der mitfavorisierte Daniel do Nascimento (Brasilien) erreichte Platz vier mit 2:07:06.

„Ich bin ein gutes Rennen gerannt, wusste aber auch, dass ich meine persönliche Bestzeit wohl unterbieten muss, um zu gewinnen“, sagte Bernard Koech. „Ich habe vor dem Rennen oft mit Eluid Kipchoge gesprochen und er hat mir Tipps zur Strecke gegeben“, sagte der Kenianer. Kipchoge hatte in Hamburg 2013 seinen Debüt-Marathon gewonnen.

Auch in seinem fünften Marathon zeigte Richard Ringer eine überzeugende Leistung und lief als Sechster ein weiteres solides Rennen. Mit seiner Zeit von 2:08:08 steigerte er sich um 41 Sekunden und blieb zwei Sekunden unter der internationalen Olympia-Norm. In der ewigen nationalen Rangliste steht nur der deutsche Rekordler Amanal Petros (SCC Berlin/2:06:27) vor ihm.

Richard Ringer lief lange eher defensiver ein gutes Stück hinter der Spitzengruppe mit und konnte nach einer Halbmarathonzeit von 64:05 Minuten sein Tempo in der zweiten Hälfte des Rennens halten. Dagegen war Haftom Welday (Hamburger Laufladen) sehr mutig aber vielleicht auch etwas übermotiviert in der Spitzengruppe mitgelaufen. Seine Zwischenzeiten lagen dadurch lange deutlich unter dem deutschen Rekord. Doch der aus Eritrea stammende Läufer konnte dieses Tempo nicht halten und brach rund zehn Kilometer vor dem Ziel ein. Nachdem ihn Richard Ringer zwei Kilometer vor dem Ziel überholt hatte, belegte er am Ende in 2:09:40 Rang acht. „Das Rennen lief für mich genau nach Plan. Mein Pacemaker hat seinen Job sehr gut gemacht und mir geholfen, eine gute Zeit zu erreichen“, sagte Richard Ringer. „Am Ende hatte ich fast das gleiche Gefühl wie bei der EM.“

Dorcas Tuitoek überholt kurz vor dem Ziel die gestürzte Tiruye Mesfin und gewinnt

Im Rennen der Frauen setzte sich die favorisierte Tiruye Mesfin (Äthiopien) wie erwartet schon frühzeitig ab und hatte schnell einen Vorsprung. Mit einer Halbmarathonzeit von 69:46 war sie aber nicht so schnell wie ursprünglich angekündigt und lag bereits klar außerhalb des Streckenrekordes von 2:17:23. Bis Kilometer 35 konnte Tiruye Mesfin ihren Vorsprung auf eine vierköpfige Gruppe auf knapp eine Minute ausbauen. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als ob die Äthiopierin das Rennen souverän gewinnen würde, doch sie brach ein und stürzte dann auch noch auf dem letzten Kilometer. 300 Meter vor dem Ziel lief dann die Kenianerin Dorcas Tuitoek noch vorbei und gewann mit einer persönlichen Bestzeit von 2:20:09 vor Tiruye Mesfin (2:20:18) und Stella Chesang (2:20:23). „Die Strecke ist flach und gut für Rekorde. Ich dachte, ich könnte hier 2:20 laufen, war aber überrascht, dass ich gewonnen habe“, sagte Dorcas Tuitoek.

Fabienne Königstein überrascht neun Monate nach der Geburt ihrer Tochter

Für eine Überraschung sorgte Fabienne Königstein (MTG Mannheim), die als Achte mit 2:25:48 ihre bisherige persönliche Bestzeit (2:32:35) um fast sieben Minuten verbesserte. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 1:12:41 konnte sie ihr Tempo fast halten. Fabienne Königstein, die nach einer Babypause ihren ersten Marathon seit 2018 lief, ist nunmehr die sechstschnellste deutsche Läuferin aller Zeiten. „Ich bin das Rennen so mutig wie möglich angegangen, denn das ist mein Laufstil. Ich hatte für dieses Rennen kaum Marathon-Vorbereitung, wodurch natürlich die Erwartungshaltung in Zukunft noch größer werden wird“, sagte die 30-Jährige. „Es ist besser gelaufen als ich mir je erträumt hatte.“