Marathon in Mailand
Titus Ekiru gewinnt mit 2:02:57 − Anja Scherl kommt nicht ins Ziel

| von Jörg Wenig

Titus Ekiru aus Kenia wurde in Mailand mit 2:02:57 Stunden zum fünftschnellsten Marathonläufer aller Zeiten. Anja Scherl beendete ihren Olympia-Qualifikationsversuch nach der 25-km-Marke vorzeitig.

Der 29 Jahre alte Titus Ekiru, der nicht für die Olympischen Spiele nominiert ist, unterbot in Mailand die bisherige Jahresweltbestzeit des Weltrekordlers und Olympiasiegers Eliud Kipchoge (Kenia), der in Enschede 2:04:30 Stunden gelaufen war, deutlich. Auf den Positionen zwei und drei liefen die Kenianer Reuben Kipyego und Barnabas Kiptum mit 2:03:55 beziehungsweise 2:04:17 ebenfalls Weltklassezeiten.

Eine Jahresweltbestzeit gab es auch bei den Frauen: Hier gewann die Äthiopierin Hiwot Gebremaryam mit 2:19:35 Stunden vor Racheal Mutgaa (Kenia/2:22:50) und Eunice Chumba (Bahrain/2:23:10). Es ist in diesem Jahr die erste Zeit einer Frau von unter 2:20 Stunden. Die Kenianerin Angela Tanui war im April in Siena 2:20:08 gelaufen.

Nach dem Ausstieg von Anja Scherl steht das deutsche Olympiateam fest

Keinen guten Tag hatte auch Anja Scherl. Bereits zum zweiten Mal in Folge gab sie im Rennen um einen olympischen Startplatz vorzeitig auf. In Valencia war sie zuletzt im Dezember nicht ins Ziel gekommen, nachdem sie im Februar 2020 in Sevilla noch 2:28:25 gelaufen war. In Mailand hatte Anja Scherl die 10-km-Marke in 34:48 Minuten passiert. Damit lief sie genau das Tempo, das nötig war, um Deborah Schöneborn den dritten Olympia-Startplatz noch wegzuschnappen. Die prognostizierte Zielzeit war zu diesem Zeitpunkt 2:26:50.

Auf dem folgenden 10-km-Abschnitt lief sie etwas langsamer, lag aber mit 69:47 Minuten bei 20 km und einer hochgerechneten Endzeit von 2:27:15 Stunden noch in Reichweite für eine Zeit von unter 2:26:55. Doch auf dem folgenden 5-km-Abschnitt wurde Anja Scherl deutlich langsamer. 18:06 Minuten benötigte sie zur 25-km-Marke (1:27:53). Der zweite Marathon-Olympiastart nach Rio 2016 rückte schnell in unerreichbare Bereiche. Den nächsten Kontrollpunkt bei 27,2 km erreichte Anja Scherl nicht mehr.

Jetzt sollte klar sein, wer für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Japan im Sommer im Marathon starten wird: Melat Kejeta (Laufteam Kassel/2:23:57), Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt/2:25:59) und Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin/2:26:55) sowie Amanal Petros (TV Wattenscheid/2:07:18), Richard Ringer (LC Rehlingen/2:08:49) und Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid/2:10:18). Diese Nominierung dürfte nur noch eine Formsache sein. Als Ersatzläufer könnten zudem Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg/2:10:48) und Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin/2:27:03) benannt werden.

So lief das Rennen der Männer: Sechs Läufer unter 2:05 Stunden

Bei sehr guten Wetterbedingungen lief die Spitzengruppe der Männer auf dem 7,5-km-Rundkurs in der Mailänder Innenstadt zunächst ein sehr gleichmäßiges Tempo. Nach einer 10-km-Zwischenzeit von 29:28 Minuten passierte die Gruppe den Halbmarathon-Punkt in 61:48. Bereits kurz nach der 30-km-Marke (1:27:54 Stunden) forcierte Titus Ekiru das Tempo deutlich und ließ einen Konkurrenten nach dem anderen hinter sich. Den 5-km-Abschnitt bis Kilometer 35 lief der Kenianer in superschnellen 14:11 Minuten - ein Tempo, das gut ist, um den Marathon in unter zwei Stunden zu laufen! Hier war er alleine an der Spitze und lief dem größten Sieg seiner Karriere entgegen.

„Ich fühlte mich in sehr guter Form. Vielleicht kann ich in der Zukunft sogar 2:01 Stunden laufen“, sagte Titus Ekiru, der den Mailand-Marathon vor zwei Jahren mit der Streckenrekordzeit von 2:04:46 gewonnen hatte. Dies war auch seine bisherige Bestzeit. Mit sechs Läufern unter 2:05 Stunden hatte dieser reine Elitelauf eine seltene Breite in der absoluten Spitze.

Nicht ins Ziel kam Marcus Schöfisch (Leipzig), der vor der 30-km-Marke aus dem Rennen ging. Seine 25-km-Zwischenzeit von 1:21:57 hatte zuvor auf eine Endzeit von rund 2:18 Stunden hingedeutet.

So lief das Rennen der Frauen: Hiwot Gebremaryam ab Kilometer zehn allein unterwegs

Die spätere Siegerin Hiwot Gebremaryam war lediglich während der ersten 10 km in der Führungsgruppe an der Spitze gelaufen. Nach einer Zwischenzeit von 33:27 Minuten, was einem Tempo von 2:21 Stunden entspricht, setzte sich die Äthiopierin ab und vergrößerte ihren Vorsprung immer mehr. Lange Zeit hielt die 26-Jährige, die sich im April beim Istanbul-Halbmarathon bereits auf 66:47 Minuten verbessert hatte, ein sehr hohes Tempo.

Als sie die 30-km-Marke nach 1:38:27 Stunden passierte, lag sie sogar auf Kurs für eine Zeit von rund 2:18:30. Doch auf den letzten Kilometern folgte noch ein leichter Einbruch. Immerhin reichte es trotzdem zu hochklassigen 2:19:35. Hiwot Gebremaryam war mit einer Bestzeit von 2:23:50 an den Start gegangen.