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Generali Berliner Halbmarathon
Über 33.000 für Berlin gemeldet − Amanal Petros peilt ersten Halbmarathon unter einer Stunde an

| von Jörg Wenig

Mehr als 33.000 Läuferinnen und Läufer starten am Sonntag beim Generali Berliner Halbmarathon. Unter ihnen Amanal Petros, der als erster Deutscher die 21,0975 Kilometer unter einer Stunde laufen will.

Das Laufen kehrt mit Macht auf Deutschlands Straßen zurück. Der Generali Berliner Halbmarathon verzeichnet für Sonntag insgesamt mehr als 33.000 gemeldete Teilnehmende aus 121 Nationen, darunter 32.267 Läuferinnen und Läufer, der Rest verteilt sich auf die Rennen mit Inlineskates, Rollstuhl und Handbike. Das sind fast 8.000 mehr als im vergangenen Jahr, als der Lauf, der traditionell das Lauffrühjahr eröffnet, coronabedingt in den August verlegt werden musste.

„Da sind wir stolz drauf“, sagte Geschäftsführer Jürgen Lock vom Veranstalter SCC Events heute auf einer Pressekonferenz in Berlin. Besonders glücklich war er darüber, dass unter den 33.000 Anmeldungen 15.000 Läuferinnen und Läufer sind, die zum ersten Mal am Berliner Halbmarathon teilnehmen. Eine so hohe Zahl von Erstteilnahmen gab es noch nie bei diesem Event. Ein Trend, der zuletzt auch bei Laufveranstaltungen in den USA zu beobachten war.

„Vielleicht hat die Pandemie wenigstens etwas Gutes bewirkt, indem in der Coronazeit viele Menschen mit dem Laufen begonnen haben. Und die zieht es jetzt auch zu Events wie dem Generali Berliner Halbmarathon“, sagte Jürgen Lock, der sich auch darüber freut, dass der Frauenanteil stetig wächst und jetzt bei 40 Prozent liegt. „Das entspricht auch der Entwicklung in den USA, wo bei vielen Halbmarathons schon mehr Frauen als Männer starten“, so Jürgen Lock, der daneben verkünden konnte, dass die Generali-Versicherungen ihr Engagement bis mindestens 2024 verlängert haben. Noch mehr Informationen rund um den 41. Generali Berliner Halbmarathon findest du auch im digitalen Event-Magazin, das die Veranstalter kostenlos zur Verfügung stellen.

Mit dem Ende der meisten Corona-Maßnahmen in Deutschland ab diesem Wochenende beschränkt sich das Hygiene-Konzept in Berlin jetzt auf eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in allen Bereichen des Events. „Auch wenn das gesetzlich jetzt nicht mehr vorgeschrieben, wollen wir weiter auf Nummer sicher gehen“, so Jürgen Lock.

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Im Livestream: Zwei der Schnellsten aller Zeiten und Deutsche auf Rekordjagd

In Berlin gehen auch zwei der schnellsten Läufer aller Zeiten an den Start: Die Kenianer Abel Kipchumba und Sheila Kiprotich Chepkirui führen die Startlisten des größten und hochklassigsten deutschen Rennens über die 21,0975-km-Distanz an. Während sie die Streckenrekorde und damit Weltklassezeiten anstreben, könnte der deutsche Halbmarathon- und Marathon-Rekordhalter Amanal Petros als erster Deutscher eine Zeit von unter einer Stunde erreichen. Die deutsche Olympialäuferin Katharina Steinruck will zum ersten Mal unter 70 Minuten bleiben. Das Rennen wird am Sonntag ab 9:55 Uhr im Livestream auf der Event-Webseite mit Kommentar von René Hiepen zu sehen sein.

Amanal Petros steht bereits an siebter Stelle in der nach Bestzeiten sortierten Startliste. Der Läufer des TV Wattenscheid verbesserte im vergangenen Jahr in Valencia den deutschen Uralt-Rekord von Carsten Eich, der in Berlin 1993 mit der damaligen Europarekordzeit von 1:00:34 Stunden gewonnen hatte, auf 1:00:09. Amanal Petros könnte somit in Berlin eine sehr gute Platzierung erreichen. Doch noch wichtiger ist für ihn, als erster deutscher Läufer die Stunden-Barriere im Halbmarathon zu unterbieten. Der einzige europäische Läufer, dem dies bisher in Berlin gelang, ist Fabián Roncero, der 2001 mit 59:52 einen kontinentalen Rekord aufstellte und damals als erster Europäer unter 60 Minuten blieb. „Wenn es gut läuft am Sonntag, dann will ich probieren, die Stunden-Marke zu unterbieten. Das wäre natürlich etwas besonderes, das als erster Deutscher zu schaffen“, sagte Amanal Petros.

Mit persönlichen Rekorden im Bereich von rund 1:03:00 Stunden gehen drei weitere deutsche Läufer an den Start, die auch gute Platzierungen erreichen können: Johannes Motschmann (Marathon Team Berlin) zeigte zuletzt einen guten Aufwärtstrend und steigerte sich 2021 auf 1:02:42. Im Marathon hat er gute Chancen, zum deutschen Team bei den Europameisterschaften im Sommer in München zu gehören. Der Halbmarathon am Sonntag ist für ihn ebenso ein Vorbereitungsrennen für einen Frühjahrs-Marathon wie für Philipp Pflieger (Marathon Team Berlin) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock). Die erfahrenen Straßen-Langstreckler gehen mit Bestzeiten von 1:02:50 beziehungsweise 1:03:07 Stunden ins Rennen.

Alles spricht für einen erneuten kenianischen Sieg

Es spricht allerdings auch sehr viel dafür, dass Kenia seine Dominanz beim größten deutschen Halbmarathon fortsetzen wird. Seit der Jahrtausendwende gab es 18 kenianische Sieger bei dem Rennen. Die fünf schnellsten Läufer auf der Startliste kommen aus dem ostafrikanischen Land, so dass es eine große Überraschung wäre, wenn es nicht den sechsten Sieg in Serie eines Kenianers geben würde. Auch wenn die Wettervorhersage mit trockenem, aber kalten Bedingungen den afrikanischen Läuferinnen und Läufer nicht so gut gefällt. Zur Startzeit um zehn Uhr sind Temperaturen um den Gefrierpunkt angekündigt.

Abel Kipchumba hat sich bei seinem Sieg beim Valencia-Halbmarathon im vergangenen Oktober auf 58:07 Minuten verbessert und ist damit der sechstschnellste Läufer aller Zeiten. Damit ist er deutlich schneller als der derzeitige Kursrekord von 58:42, den sein Landsmann Eric Kiptanui 2018 in Berlin aufstellte. In diesem Jahr zeigte der 28-jährige Abel Kipchumba beim Rennen in Ras Al Khaimah in den Vereinigten Arabischen Emiraten gute Form und erreichte eine Zeit von 59:47. „Mein Ziel ist es, am Sonntag den Kursrekord zu brechen“, sagte Abel Kipchumba.

Vier weitere Athleten aus Kenia gehen mit Bestzeiten von unter einer Stunde an den Start: Alex Kibet lief in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) vor vier Jahren seine Bestzeit von 59:06 und ist damit der zweitschnellste auf der Liste. Joshua Belet (59:28), Josphat Kemei (59:32) und Geoffrey Koech (59:36) sind die anderen drei.

Bei den Frauen starten drei deutsche Asse: Katharina Steinruck, Laura Hottenrott und Debbie Schöneborn

Bei den Frauen war über viele Jahre hinweg der Streckenrekord des Generali Berliner Halbmarathon praktisch unantastbar. Im Jahr 2006 hatte die Kenianerin Edith Masai in 1:07:16 Stunden triumphiert. Es dauerte 13 Jahre bis diese Bestzeit schließlich fiel: 2019 lief Sifan Hassan (Niederlande) 1:05:45. Doch schon bei der nächsten Auflage des Rennens verbesserte Joyciline Jepkosgei (Kenia) im August 2021 die Marke auf 1:05:15. Jetzt ist die Besetzung in der Spitze des Frauen-Rennens so gut, dass der Streckenrekord sogar zum dritten Mal in Folge gebrochen werden könnte.

Angeführt wird das Feld von Sheila Kiprotich Chepkirui. Nachdem sich die Kenianerin im vergangenen Herbst in Valencia zunächst auf 1:04:54 Stunden verbesserte, steigerte sie sich nun im Februar in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) auf 1:04:36. Damit ist sie die siebtschnellste Halbmarathonläuferin aller Zeiten und war bereits deutlich schneller als der Berliner Kursrekord. Ihre neue persönliche Bestzeit macht natürlich Hoffnung auf ein weiteres starkes Rennen in Berlin. „Ich habe gut trainiert und will mich am Sonntag mit einem persönlichen Rekord weiter steigern“, sagte Sheila Kiprotich Chepkirui. Während die 31-jährige Kenianerin aufgrund ihrer aktuellen Form als Favoritin gilt, könnten aber zwei Landsfrauen sie herausfordern: Irene Kimais und Joyce Chepkemoi weisen mit 1:06:03 beziehungsweise 1:06:19 Stunden ebenfalls hochkarätige Bestzeiten auf.

Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) sind mit persönlichen Bestzeiten von 1:10:05 beziehungsweise 1:10:49 Stunden die schnellsten deutschen Läuferinnen auf der Startliste. „Ich hoffe, dass ich nun in Berlin eine Zeit von unter 70 Minuten erreichen kann“, sagte Katharina Steinruck, die sich vor kurzem in Lille um eine gute halbe Minute auf 1:10:05 verbesserte.

Mit Deborah Schöneborn (SCC Berlin) ist auch eine aussichtsreiche Athletin dabei, die für den Veranstalter-Klub des Rennens startet und dort zum „Marathon Team Berlin“ gehört. Bei Olympia in Japan im vergangenen Sommer hatte die Berlinerin mit einem starken 18. Platz im Marathon überrascht. Deborah Schöneborn, die eine Bestzeit von 1:11:37 Minuten über die 21,0975-km-Distanz aufweist, nutzt den Generali Berliner Halbmarathon als Vorbereitungsrennen für ihren Start beim Hamburg-Marathon am 24. April. „Ich hatte keinen so guten Winter“, sagte Deborah Schöneborn, die lange mit einer Verletzung zu kämpfen hatte. „Jetzt geht es darum, wieder ins Rollen zu kommen, um dann beim Hamburg-Marathon die Qualifikation für die Europameisterschaften zu schaffen.“