Weltrekordlerin Wang Junxia gesteht offenbar systematisches Doping

| dpa/mbn I Foto: imago (aktualisiert: 15:14 Uhr)
Dopinggerüchte um Chinas Wunderläuferinnen von Trainer Ma Junren gibt's schon seit Jahrzehnten. Doch nun wurde ein Brief veröffentlicht, in dem Weltreko

Dopinggerüchte um die chinesischen Wunderläuferinnen von Trainer Ma Junren gibt's schon seit den 1990er-Jahren. Doch nun wurde ein Brief veröffentlicht, in dem Weltrekordlerin Wang Junxia (Foto; Mitte) systematisches Doping zugibt. Der Brief soll mehr als zwei Jahrzehnte unter Verschluss gehalten worden sein.

Die ehemalige chinesische Langstreckenläuferin und Weltrekordhalterin Wang Junxia hat in einem Brief offenbar gestanden, während ihrer Karriere systematisch gedopt zu haben. Sie und andere Läufer ihres Teams seien von ihrem Trainer Ma Junren dazu gezwungen worden, „große Mengen von illegalen Substanzen einzunehmen“, heißt es in dem Schreiben, das auf dem chinesischen Internetportal Tencent Sports veröffentlich wurde.

Chinas Leichtathletikverband prüfe den Fall und werde in den nächsten Tagen eine Mitteilung herausgeben, sagte ein Sprecher. Wie Tencent weiter berichtete, sei der Brief bereits 1995 von Wang Junxia und weiteren Läuferinnen geschrieben und unterzeichnet, aber erst jetzt veröffentlich worden. Auch der Leichtathletik-Weltverband kündigte eine Unterzusuchung an. Zunächst müsse festgestellt werden, ob der Brief echt ist, teilte IAAF-Sprecher Chris Turner am Freitag mit. Käme die Anti-Doping-Kommission dann zu dem Schluss, dass ein Athlet tatsächlich eine verbotene Substanz eingenommen hat, müssten von ihm erzielte Rekorde aberkannt werden.

Zur „Armee“ des umstrittenen Trainers Ma gehörten in den 1990er-Jahren viele Läuferinnen, die Titel holten und Rekorde brachen. Die heute 43-jährige Wang hatte 1993 bei den National Games in Peking binnen sechs Tagen fünf Weltklassezeiten zwischen 1.500 und 10.000 Meter erzielt, darunter drei Weltrekorde (einen davon im 3.000-m-Vorlauf). Wenige Wochen zuvor war sie in Stuttgart 10.000-Meter-Weltmeisterin geworden. 1996 in Atlanta gewann sie zudem Gold und Silber auf den Bahn-Langstrecken.

Ma-Armee dominiert die WM in Stuttgart

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Wangs Weltrekorde über 3.000 Meter (8:06,11 min) und 10.000 Meter (29:31,78 min) haben immer noch Bestand. Die zweite Streckenhälfte über 10.000 Meter lief die Chinesin damals in etwa 14:26 Minuten. Der Weltrekord über 5.000 Meter von Fernanda Ribeiro (Portugal) stand zu dieser Zeit bei 14:37,33 Minuten. Kettenraucher Ma Junren hatte Doping immer abgestritten. Das Erfolgsgeheimnis seiner schnellen Truppe seien hartes Training und Schildkrötenblut.

Ist das nun veröffentlichte Schreiben echt, wäre es der bisher stärkste Hinweis auf die illegalen Praktiken des berüchtigten Leichtathletik-Trainers Ma Junren. Bereits Anfang der Woche war Ma in chinesischen Medien unter Druck geraten. Laut erstmals veröffentlichten Recherchen des chinesischen Schriftstellers und Journalisten Zhao Yu soll er Sportlerinnen geschlagen und ihnen Dopingsubstanzen sogar selbst injiziert haben.

„Wir sind Menschen und keine Tiere“, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Athleten seien zudem besorgt, ihrem Land zu schaden und den Wert der Goldmedaillen, für die sie hart gearbeitet hätten, zu schmälern. Wie überlegen „Mas Armee“ in ihrer aktiven Zeit war, zeigt auch der Fall von Wang Junxias Teamkollegin Qu Yunxia. Sie hielt fast 22 Jahre lang den Weltrekord über 1500 Meter, bevor es der Äthiopierin Genzebe Dibaba im Juli 2015 beim Diamond-League-Meeting in Monte Carlo gelang, die Zeit der Chinesin um 39 Hundertstelsekunden auf 3:50,07 Minuten zu unterbieten.

Die Bestzeiten von Wang Junxia

1.500 m: 3:51,92 min (1993)
3.000 m: 8:06,11 min (1993)
5.000 m: 14:51,87 min (1996)
10.000 m: 29:31,78 min (1993) I Streckenhälften: etwa 15:05,8 und 14,26,0 min
Marathon: 2:24:07 h (1993)