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Höher, schneller, steiler
Warum Skyrunning mehr als eine extreme Form des Trailrunnings ist

| Text: Jan Lau | Fotos: BSCreates, Alexis Berg/Merrell

Weißt du, was Skyrunning ist? Wir durften beim Merrell Skymasters Gorbeia Suzien Finale dabei sein und einen tieferen Einblick in die Szene gewinnen.

Auf den ersten Blick ähnelt „Skyrunning“ dem klassischen Trailrunning sehr. Die Rennen führen über anspruchsvolle Wege im bergigen Gelände. Sie sind als Rundkurse aufgebaut, wobei sich Start und Ziel immer in Orten hoher Berge befinden. Darüber hinaus steckt hinter dem Begriff „Skyrunning“ aber insbesondere auch das Motto „höher, schneller, steiler“.

Beim Skyrunning müssen die Strecken nach Definition der International Skyrunning Foundation Höhen von mehr als 2.000 Metern erreichen und Steigungen mit mehr als 30 Prozent haben. Beim Trailrunning gibt es solche Vorgaben nicht.

Diese Anforderungen sind dafür verantwortlich, dass beim Skyrunning oft auch Kletterpassagen zu überwinden sind, die Läufer*innen grundsätzlich vor extreme Herausforderungen stellen. Die Anforderungen für Athlet*innen umfassen damit nicht nur die Distanz in hoher Geschwindigkeit zu bewältigen, sondern auch das Geschick, sich durch äußerst anspruchsvolle Streckenabschnitte zu manövrieren.

Mit Leichtigkeit über hohe Berge rennen

Seit einigen Jahren unterstützt Merrell die Skyrunning World Series. Hektor Haines aus dem Trailrunning-Team von Merrell ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Szene und konnte bereits viele Erfolge bei der Skyrunning World Series verbuchen. Er schätzt die Leichtigkeit dieses Sports. Tatsächlich gehen die Athletinnen und Athleten meist leicht bekleidet an den Start. Laufrucksäcke oder Stöcke sieht man bei Topläuferinnen und -läufern im Skyrunning eher selten.

Was auch beim Gorbeia Suzien zu beobachten war. Selbst bei widrigsten Bedingungen sind die Läuferinnen und Läufer im Race Singlet und Splitshort unterwegs.

Die Leichtigkeit beim Skyrunning sieht Hektor nicht nur in den Outfits, sondern auch im Training. Skyrunner lieben es, auf anspruchsvollen Strecken in den Bergen unterwegs zu sein. Dabei geht es immer um Geschwindigkeit: „Ich benötige nicht viel Ausrüstung bei meinen Läufen, der Schuh ist das Wichtigste“, sagt Hektor.

Die Skyrunning-Szene ist an der Spitze recht überschaubar. Man kennt sich. Man schätzt sich. Das schweißt zusammen. Die Athletinnen und Athleten sehen sich über das Jahr hinweg bei vielen Wettkämpfen und sie verbindet der Drang nach anspruchsvollen und extremen Läufen. So findet ein stetiger Austausch. Auch gemeinsame Trainingsläufe und Trainingslager sind keine Seltenheit.

Das Merrell Skymasters Gorbeia Suzien Finale

Den von Hektor beschriebenen Vibe unter den Skyrunnern durften wir beim Finale in Gorbeia Suzien selber erfahren. Bereits bei der Pressekonferenz einen Tag vor dem Rennen ging es sehr entspannt zu.

Für das kleine baskische Dorf war es ein echtes Highlight, das Finale der Skyrunner World Series austragen zu dürfen. Dementsprechend motiviert gingen die Organisatoren ans Werk.

Am Morgen des Rennens wurden die Athlet*innen, Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen lautstark von den einheimischen Basken begrüßt. In traditioneller Tracht bekleidet mit Schafspelzen und auf den Rücken geschnallten Glocken läuteten sie das Finale ein. Trotz des kühlen und regnerischen Wetters standen die meisten Läufer*innen in Singlets und Shorts am Start.

Für die Begleiter hieß es ebenso, die Beine in die Hand nehmen und den Athlet*innen zu folgen. Mit dem Geländewagen ging es zur Gorbeia Spitze. Auf einer vernebelten Weidefläche warteten wir auf die Läufer*innen. Nach und nach tauchten diese dann aus dem Nebel auf und schossen an uns vorbei. Unglaublich zu sehen, wie schnell man über solche Untergründe laufen kann. Orientieren konnten sich die Athlet*innen nur an kleinen aufgestellten Fähnchen.

Wieder im Start/Zielbereich angekommen wuchs die Neugier. Über einen großen Bildschirm wurde live von der Strecke berichtet, da die Teilnehmer*innen mit entsprechenden GPS Trackern ausgestattet waren. Passend zum umkämpften Rennen gab es kleine Verbindungsprobleme und so wechselten die Platzierungen im Minutentakt. Für Spannung war gesorgt.

Molina und Vachon tauchen als Erste aus dem Nebel auf

Wie es sich für ein typisches Skyrunning Rennen gehört, entschied sich der Sieg auf dem letzten Downhill. Nico Molina vom Merrell Skyruning Team durfte als erster das Siegerbanner hochhalten und kürte sich damit auch zum Serien-Champion. Er meisterte die 33 Kilometer und 2.400 Höhenmeter in 3 Stunden und 8 Minuten. Die Französin Noemie Vachon sicherte sich mit 3 Stunden und 49 Minuten den ersten Platz unter den Frauen. Der Titel „Season Champion“ bei den Damen ging dagegen an Lindsay Webster aus Kanada.

Wer selbst Interesse an einem Rennen der Skyrunner World Series hat, der findet die Termine 2023 auf der Webseite der Serie.

Der Auftakt 2023 ist am 29. April in Spanien. Zwei Rennen in Österreich (Hochkönig, 3. Juni 2023 und Schlegels 3000 am 24. Juli 2023) und eins in der Schweiz (Matterhorn Ultras Extreme am 26. August 2023) folgen.

 

Der perfekte Schuh fürs Skyrunning

Wer im Gelände unterwegs ist, der benötigt Laufschuhe, die den Anforderungen entsprechen. Passende Modelle fürs Skyrunning ähneln grundsätzlich den klassischen Trailrunnig Schuhen. Man benötigt ein robustes Upper für ausreichend Schutz im anspruchsvollen Gelände. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Grip. Solch ein Laufschuh muss einen sicheren Halt auf allen Untergründen garantieren. Dabei sollten auch Regenwetter oder Matsch auf der Strecke keine negativen Auswirkungen auf das Laufgefühl haben.

Jon Sanregret (Product Development Trail Running) von Merrell weiß, worauf es ankommt: Leichtigkeit, fester Halt, extremer Grip. Diese Mischung macht´s. Und dann sollte ein Schuh noch langlebig sein. „Wir bei Merrell verwenden hochwertige, dennoch leichte und strapazierfähige Materialien, um den rauen Bedingungen im Gelände zu trotzen“, sagt Sanregret. Für die Gewährleistung eines guten Grips arbeitet Merrell im Bereich der Außensohlen mit Vibram zusammen. Mit diesen Außensohlen erhält man stets einen sicheren Halt auf den Trails.

Für den Einstieg sei der Merrell Moab Flight eine gute Wahl. Den Schuh zeichnet in erster Linie ein hoher Komfort aus. Gezielte Polsterungen, Schutzelemente und eine großzügige Dämpfung bieten für alle Distanzen viel Tragekomfort.

Für schnelle Läufe über die Trails eigne sich besonders der Merrell Agility Peak. Flexkerben in der Mittelsohle, eine ausgewogene Dämpfung und die Vibram Außensohle ermöglichen viel Bewegungsfreiheit und vor allem Antrieb im Gelände.

Für den Wettkampf und sehr schnelle Läufe im Training bringt der Merrell MTL Skyfire 2 alles mit, was man benötigt. Neben einer guten Dämpfung besitzt der Laufschuh mehr Dynamik als der Agility Peak. Hier erfähst du mehr über den neuen MTL Skyfire 2.

Das ist Skyrunning

Skyrunning existiert offiziell bereits seit 1992. Der Italiener Marino Giacometti war die treibende Kraft, noch heute ist er Präsident der „International Skyrunning Federation“ (ISF). Die Skyrunner World Series wurde 2004 aus der Taufe gehoben. Skyrunning gilt als die technisch anspruchsvollste Disziplin des Trailrunnings. 2023 umfasst die Serie 13 Rennen in acht Ländern. Die Serie wird vom US-Outdoor-Hersteller Merrell unterstützt.

Um Teil dieser Serie zu sein, müssen die Wettbewerbe bestimmten Kriterien erfüllen. Weite Teile der Strecke müssen in einer Höhe von mindestens 2000 Metern stattfinden – die Auf- und Abstiege sind davon ausgenommen. Die Schwierigkeit darf den zweiten Grad des alpinen Kletterns (UIAA-Skala) nicht überschreiten und die Steigung muss minimum 30 Prozent betragen – was im Durchschnitt einer Steigung von fast 17 Grad entspricht.

Skyrunning ist sozusagen die technisch anspruchsvollste Disziplin des Trailrunnings. Das Konzept ist einfach: Start und Ziel liegen in einem Bergdorf. Von dort geht es über mindestens einen Gipfel mit vielen technischen Passagen und entsprechend steilen Abschnitten im Up- und Downhill. Oft werden die Rennen im Downhill entschieden.