Windiger Wien-Marathon: Siege an Chemosin und Genemo

Windiger Wien-Marathon: Siege an Chemosin und Genemo

| Jörg Wenig I Foto: VCM/Victah Sailer
Am Sonntag präsentierte sich Wien von seiner windigen Seite: Frische Böen verhinderten so beim 33. Wien-Marathon neue Streckenrekorde.

Am Sonntag präsentierte sich Wien von seiner windigen Seite: Frische Böen verhinderten so beim 33. Wien-Marathon neue Streckenrekorde. Aufgrund der schwierigen Bedingungen ist die Siegerzeit (2:24:31 h) der Äthiopierin Shuko Genemo als hochklassig einzustufen. Bei den Männern machte Robert Chemosin (Foto) in 2:09:48 Stunden das Rennen.

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Sehr starker Wind mit Böen von bis zu 45 km/h hat Top-Zeiten beim Vienna City Marathon verhindert. Nach zwei Siegen von äthiopischen Läufern in den vergangenen Jahren bestimmten dieses Mal wieder die Kenianer das Rennen: Robert Chemosin gewann in 2:09:48 Stunden vor seinen Landsleuten Charles Cheryuiot (2:10:09 h), Suleiman Simotwo (2:10:15 h), Silas Limo (2:10:16 h) und Raymond Choge (2:11:07 h), der sein Debüt rannte.

Bei den Frauen gab es einen äthiopischen Doppelerfolg. Dabei setzte sich mit Shuko Genemo eine Läuferin durch, die nicht zu den ganz großen Favoritinnen gezählt hatte. Sie lief angesichts der Bedingungen hochklassige 2:24:31 Stunden und erzielte die zweitschnellste je in Wien gelaufene Zeit. Die Debütantin Ruti Aga wurde in 2:25:27 Stunden Zweite vor der Kenianerin Doris Chengeywo (2:31:50 h). Julia Viellehner (TSV Altenmarkt) belegte Rang elf in 2:40:41 Stunden und verpasste ihre Bestzeit knapp um 13 Sekunden. Rahmenwettbewerbe hinzugezählt, beteiligten sich genau 42.511 Läufer aus 126 Nationen am 33. Vienna City Marathon.

Das Rennen der Männer

Ein ausgeglichenes Spitzenfeld und schwierige Windbedingungen, die riskante Strategien verhinderten, waren die Voraussetzungen für ein sehr spannendes Rennen bei den Männern. Und bis zu Kilometer 35 war der Ausgang völlig offen. Bis dahin hatten mit dem Debütanten David Kogei und dem Schnellsten auf der Startliste, Levy Matebo Omari (Kenia/2:05:16) erst zwei der Mitfavoriten den Anschluss an die Spitze verloren. Beide gaben später auf, wobei Matebo Omari Pech hatte, weil er nach 40 km stürzte.

Gerade in der schwierigsten Phase des Marathons, wo der Nordwest-Wind den Läufern direkt ins Gesicht blies, musste die Entscheidung um den Sieg fallen. Zweimal attackierte Suleiman Simotwo, im Vorjahr Fünfter. Er schaffte es einmal sogar, einen beachtlichen Abstand zwischen sich und seine Rivalen zu legen. Doch seine Landsleute formierten sich und das Duo Charles Cheruiyot und Robert Chemosin schaffte den Anschluss wieder.

Bei Kilometer 39 griff Chemosin an und erzwang die Vorentscheidung. Der Kenianer, der auch beim dritten Marathon seiner Karriere unter 2:10 Stunden blieb, jubelte über den größten Erfolg seines Lebens. „Das ist ein Neubeginn meines Lebens. Ich bin sehr glücklich, hier gewonnen zu haben“, freute er sich. „Es war sehr windig, das hat es sehr schwer gemacht. Ich wollte 2:08 laufen, aber das war bei diesen Bedingungen nicht möglich“, analysierte der 27-Jährige. Bei den schwierigen Bedingungen verpasste der Österreicher Valentin Pfeil bei seinem Debüt die Olympia-Norm von 2:14:00 am Ende deutlich. Er war nach 2:16:37 auf Rang 13 im Ziel.

Das Rennen der Frauen

Bis zu Kilometer 37 gab es im Frauenbewerb ein Ausscheidungsrennen. Die Athletinnen liefen in Begleitung von drei männlichen Tempomachern bei dem starken Wind von Anfang an einen guten Rhythmus und ein gleichmäßiges Tempo. Bei der Halbmarathonmarke lagen Shuko Genemo, Ruti Aga und Doris Changeywo mit 72:10 Minuten sieben Sekunden vor Guti Shone.

Der angepeilte Streckenrekord von 2:23:47 war lange in Reichweite. Bis zu Kilometer 25 lag die Spitze noch halbwegs im Plan, danach verlor das Trio aber kontinuierlich an Zeit und Boden. Hinderlich war auch der teilweise kräftige Gegenwind, der den Athletinnen vor allem auf den letzten Kilometern das Leben schwer machte. So gesehen ist die Leistung und die Endzeit der späteren Siegerin besonders bemerkenswert. Im Prater wurde aus einem Zweikampf Äthiopien gegen Kenia dann ein Zweikampf zwischen Genemo und Aga. Die Vorentscheidung fiel fünf Kilometer vor dem Ziel, als Aga das Tempo ihrer Landsfrau nicht mehr halten konnte. Genemo lief ihren Rhythmus beherzt weiter und durfte sich im Ziel nach 2:24:31 als Siegerin des Vienna City Marathon 2016 feiern lassen.

„Es war sehr anstrengend, die Bedingungen waren wirklich schwierig. Ohne meinen Pacemaker hätte ich es heute nicht geschafft. Aber ich bin froh, dass ich hier war“, sagte die 20-jährige Siegerin Genemo. Mit ihrer Zeit beim Vienna City Marathon hat sie ihre persönliche Bestmarke um fast drei Minuten verbessert und den größten Sieg ihrer jungen Karriere gefeiert.

Kurioses lieferten die mitfavorisierte Äthiopierin Fantu Jimma und die für Frankreich laufende Kenianerin Susan Jeptoo. Sie bogen an einer Streckenteilung falsch ab und liefen ins Ziel des Halbmarathons vor dem Burgtheater. Dort kehrten die beiden um, mussten damit aber fast zwei zusätzliche Kilometer absolvieren. Jeptoo erreichte dann noch mit Verspätung das Ziel in 2:40:39.