WM: Dibaba peilt das Double an, Krause mit guten Chancen

| Jörg Wenig/Martin Neumann I Foto: photorun.net
Weltrekordlerin Genzebe Dibaba will bei der Leichtathletik-WM den Doppelsieg. Frankfurts Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause einen Top-Platz. Die WM-Vorsch

Genzebe Dibaba will bei den am Samstag beginnenden Weltmeisterschaften in Peking zu einem einmaligen Doppelsieg laufen. Die Äthiopierin wird zunächst über 1.500 Meter starten und will danach auch über 5.000 Meter Gold gewinnen. Sehr offen ist dagegen die Entscheidung über 10.000 Meter. Auf beiden Strecken ist keine deutsche Läuferin am Start – ebenso wenig im Marathon. Die einzige deutsche Langstrecklerin wird Gesa Felicitas Krause (Foto; LG Eintracht Frankfurt) sein, die über 3.000 Meter Hindernis mit guten Finalchancen nach Peking reist. Auf der kurzen Mittelstrecke, den 800 Metern, sind zwei deutsche Läuferinnen dabei.

5.000 Meter

Vorläufe: 27. August (3:40 Uhr) I Finale: 30. August (13:15 Uhr)

Genzebe Dibaba hat in Peking ein straffes Programm. Doch die Äthiopierin, die sich für einen Doppelstart über 1.500 und 5.000 Meter entschieden hat, hat in dieser Saison bewiesen, dass sie über beide Distanzen zurzeit die Nummer eins ist. Zunächst steht in Peking die Mittelstrecke auf dem Programm. Hier lief die jüngere Schwester der dreifachen Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba vor einem Monat mit 3:50,07 Minuten einen sensationellen Weltrekord. Über 5.000 Meter besiegte Genzebe Dibaba im Juli in Paris ihre zurzeit sicherlich schärfste Konkurrentin: ihre Landsfrau Almaz Ayana. Da Dibaba sowohl sehr schnelle Zeiten erzielen kann – es ist zu erwarten, dass sie nach der WM noch versuchen wird, den 5.000-Meter-Weltrekord zu brechen – als auch über einen hervorragenden Endspurt verfügt, wird sie in Peking kaum zu schlagen sein. Die schärfsten Konkurrentinnen der Äthiopierinnen kommen aus Kenia: Mercy Cherono ist die 5.000-Meter-WM-Zweite von Moskau 2013 sowie die Commonwealth Games-Siegerin des vergangenen Jahres, Viola Kibiwot war vor zwei Jahren Vierte im WM-Finale über 5.000 Meter und gewann nun bei den kenianischen WM-Trials.

10.000 Meter

Finale: 24. August (14:35 Uhr)

Offener als die Entscheidung über 5.000 scheint das 10.000-Meter-Finale zu sein. Auch hier spricht aber einiges für einen äthiopischen Sieg. Die drei schnellsten Läuferinnen dieses Jahres kommen aus dem ostafrikanischen Land. Nummer eins der Weltrangliste ist Gelete Burka. Die frühere Mittelstrecken-Spezialistin lief in diesem Jahr erstmals über die 10.000-Meter-Distanz und erreichte dabei bereits 30:49,68 Minuten. Ihre Landsfrauen Alemitu Haroye und Belaynesh Oljira sind in dieser Saison ebenfalls schon unter 31 Minuten gelaufen. Doch auch die erfahrene US-Amerikanerin Shalane Flanagan kann in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Die Olympia-Dritte von 2008 hat eine Saisonbestzeit von 31:09,02 Minuten aufzuweisen. Während Kenia die Weltmeisterin von 2011, Vivian Cheruiyot, sowie die 10.000-Meter-Olympia-Zweite von 2012, Sally Kipyego, und Betsy Saina ins Rennen schickt, könnte auch die Portugiesin Sara Moreira eine gute Rolle spielen. Nicht dabei sein wird in Peking die Türkin Elvan Abeylegesse. Die 10.000-Meter-Olympia-Zweite von 2008 gehört zu jenen Athleten, die der internationale Leichtathletik-Verband IAAF nachträglich wegen Dopings suspendiert hat. Mit weiterentwickelten Nachweisverfahren wurden viele Dopingproben erneut ausgewertet. Sollte die aus Äthiopien stammende Abeylegesse schuldig gesprochen werden, würde sie auch ihren 10.000-Meter-Europarekord verlieren. Diesen bekäme dann die Britin Paula Radcliffe zurück.

Hier findet ihr die WM-Vorschau auf die Bahn-Langstrecken der Männer.

Mit dem WM-Marathon der Männer haben wir uns in diesem Text beschäftigt.

3.000 Meter Hindernis

Vorläufe: 24. August (3:45 Uhr) I Finale: 26. August (15:00 Uhr)

Über 3.000 Meter Hindernis ist die deutsche Mannschaft mit einer Starterin vertreten: Gesa Felicitas Krause. Für die Frankfurterin geht es am Montag in den Vorläufen darum, einen Finalplatz am Mittwoch zu ergattern. Die Chancen dafür stehen gut. Mit ihren Mitte Juli in Monaco erzielten 9:20,15 Minuten rangiert sie auf Platz sechs der Meldeliste, ein Dutzend Starterinnen sind in diesem Jahr schon unter 9:25 Minuten geblieben. Krause hat sich trotz der starken Konkurrenz hohe Ziele gesteckt: „Ich möchte in Peking meine Bestzeit angreifen. Dann könnte ein Platz zwischen sechs und acht möglich sein.“ Gelingt das der EM-Dritten von 2012 kommt sogar der deutsche Rekord in Reichweite. Den stellte Europameisterin Antje Möldner-Schmidt im Berliner WM-Finale 2009 mit 9:18,54 Minuten auf. Noch einige Sekunden schneller werden im Finale am Mittwoch die schnellsten Läuferinnen unterwegs sein. Die Meldeliste führt Monaco-Siegerin Habiba Ghribi (Tunesien) mit 9:11,28 Minuten an. Dahinter folgt das Kenia-Duo Hyvin Jepkemoi (9:12,51 min) und Virginia Nyambura (9:13,85 min). Nicht am Start ist Titelverteidigerin Milcah Chemos (Kenia), die an einer langwierigen Rückenverletzung laboriert und Europameisterin Antje Möldner-Schmidt, die sich einer Fuß-OP unterziehen musste.

800 Meter

Vorläufe: 26. August (4:25 Uhr) I Halbfinale: 27. August (14:05 Uhr) I Finale: 29. August (13:15 Uhr)

Auf der kurzen Mittelstrecke schickt der DLV gleich zwei Läuferinnen ins Rennen: die Trainingspartnerinnen Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) und Christina Hering (LG Stadtwerke München). Beide haben in dieser Saison einen wahren Leistungssprung hingelegt und sind mit Zeiten unter zwei Minuten (das gab's seit zwölf Jahren in Deutschland nicht) in der Weltspitze angekommen. Allen voran Fabienne Kohlmann überzeugte mit der Steigerung auf 1:58,37 Minuten bei ihrem taktisch clever herausgelaufenen Sieg beim Meeting in Bellinzona (Schweiz). Damit rangiert die Studentin auf Platz vier der Meldeliste. Dementsprechend formuliert Kohlmann auch ihre WM-Ambitionen: „Ich möchte Bestzeit laufen und ins Finale kommen.“ Das könnte der endschnellen 25-Jährigen gelingen. Auf Rang 18 der WM-Meldeliste rangiert die erst 20-jährige Christina Hering. Mit bei der DM in Nürnberg erzielten 1:59,54 Minuten buchte sie in allerletzter Sekunde das WM-Ticket. Die 1,85 Meter große Läuferin kann ohne Druck in Peking starten. „Ich möchte Erfahrungen sammeln, ins Halbfinale kommen und zeigen, was ich kann“, sagte Hering. Die ganz schnellen Zeiten wurden international in dieser Saison noch nicht erzielt. Mit 1:56,99 Minuten führt Titelverteidigerin Eunice Sum (Kenia) die Meldeliste an. Es folgen Rose Almanza (Kuba; 1:57,70 min), die Schweizer Hallen-Europameisterin Selina Büchel (1:57,95 min) sowie Fabienne Kohlmann. Schafft es die Münchnerin ins WM-Finale, endet für die deutschen Mittelstrecklerinnen eine zwölfjährige Durststrecke. Die letzte deutsche WM-Finalistin über 800 Meter war Claudia Gesell. Sie wurde 2003 in Paris Fünfte. Ein Platz, der auch für die stark verbesserte Fabienne Kohlmann vielleicht in Peking möglich ist.