Dem Terror trotzen: 50.000 beim New York-Marathon

Dem Terror trotzen: 50.000 beim New York-Marathon

| Text: Jörg Wenig | Fotos: Norbert Wilhelmi, Imago (2)
Trotz des Terroranschlags von Halloween findet der New York-Marathon am Sonntag wie geplant statt. Im Blickpunkt stehen Mary Keitany und Wilson Kipsang.

In New York wird am Sonntag das Laufsport-Spektakel schlechthin gestartet: Mit über 50.000 Teilnehmern bestätigt der New York City-Marathon seine Position als größtes Rennen der Welt über die klassische Distanz von 42,195 km. Der Terroranschlag in New York am Dienstag hat derzeit keine Auswirkungen auf die Veranstaltung. Spitzensportlich ist der Marathon, der zu den Abbott World Marathon Majors gehört, hochklassig besetzt. Einmal mehr könnte dabei eine Frau in den Mittelpunkt rücken: Die Kenianerin Mary Keitany will zum vierten Mal in Folge in New York gewinnen.

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Den vierten New York-Sieg im Visier: Mary Keitany will an Paula Radcliffe vorbeiziehen

Mit drei Siegen steht Mary Keitany in der Liste der erfolgreichsten Läuferinnen des New York-Marathons derzeit gemeinsam mit Paula Radcliffe an zweiter Position. Die Britin könnte sie am Sonntag mit Sieg Nummer vier hinter sich lassen. Weiter voran wird es wohl nicht gehen, denn die verstorbene Norwegerin Grete Waitz hatte das Rennen neun Mal gewonnen - ihr gelangen dabei von 1982 bis 1986 fünf Siege in Serie.

Mary Keitany, die im Frühjahr den London-Marathon in der Afrika-Rekordzeit von 2:17:01 Stunden gewonnen hatte, hat am Sonntag aber auch noch ein anderes Ziel: Sie will den nun schon 14 Jahre alten Streckenrekord der Kenianerin Margaret Okayo endlich brechen (2:22:31). In ihrem einzigen Testrennen in der Vorbereitung auf New York zeigte Mary Keitany im September glänzende Form: Sie gewann den Great North Run im nordostenglischen Newcastle. Dabei erzielte sie bei dem Halbmarathon mit 65:59 Minuten eine Weltklassezeit.

Unter normalen Umständen wird Mary Keitany in New York kaum zu schlagen sein. Ihre schärfste Gegnerin könnte ihre Landsfrau Edna Kiplagat (Bestzeit: 2:19:50) sein, die in diesem Jahr bereits den Boston-Marathon in 2:21:52 Stunden gewann und dann bei der WM in London im Sommer Zweite war. Dadurch ist New York allerdings bereits ihr drittes Marathonrennen binnen sieben Monaten. Drei Äthiopierinnen - Buzunesh Deba (2:19:59), Tigist Tufa (2:21:52), Mamitu Daska (2:21:59) - und die US-Amerikanerin Shalane Flanagan (2:21:14) sind weitere starke Konkurrentinnen für Mary Keitany. Nachdem sie bei ihrem Debüt in Tokio nicht ins Ziel gekommen war, nimmt zudem Betsy Saina (Kenia) einen neuen Anlauf. Absagen musste dagegen die Weltmeisterin von 2015, Mare Dibaba (Äthiopien).

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Wilson Kipsang will nach seinem Berlin-Ausstieg zweite Chance nutzen

Kurzfristig verpflichtet wurde der frühere Marathon-Weltrekordler Wilson Kipsang, der in New York bereits 2014 gewonnen hat. Der Kenianer war in Berlin Ende September gestartet, hatte jedoch das Rennen nach 30 km aufgegeben. „Mein Training für Berlin war exzellent, aber ich hatte einen schlechten Tag“, sagte Wilson Kipsang. „Jetzt bin ich froh und dankbar, dass ich in New York eine zweite Chance bekomme. Ich werde versuchen, zu gewinnen.“

Wilson Kipsang trifft unter anderen auf den Titelverteidiger Ghirmay Ghebreslassie (Eritrea), den Überraschungs-Weltmeister des Jahres 2015. Zudem sind die ehemaligen Boston-Marathon-Sieger Lemi Berhanu und Lelisa Desisa (beide Äthiopien) sowie Geoffrey Kamworor im Rennen. Der Kenianer, der zuletzt jeweils zweimal bei der Cross-WM und der Halbmarathon-WM triumphierte, konnte im Marathon bisher sein großes Potenzial noch nicht umsetzen. Vielleicht gelingt ihm dies ausgerechnet auf der schweren New Yorker Strecke.