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Ultraläufer & Schauspieler
David Rott: „Ich mag es, mit Krisen umzugehen“

| Interview: Norbert Hensen

Wer den Schauspieler David Rott als Laufschuh-Berater im Frankfurter Laufshop antrifft, ist oft überrascht. Im Interview verrät er, warum er beide Jobs liebt.

David Rott ist vielen als Schauspieler bekannt. In über 70 Produktionen hat der 45-Jährige mitgespielt. Am 2. Oktober startete auf Netflix die Komödie „Alphamännchen“ mit ihm in einer der Hauptrollen.

Als er vor eineinhalb Jahren mit Guido Schielke, Mitarbeiter im Frankfurter Laufshop, ins Gespräch kam und darüber redete, dass der Beruf des Schauspielers auch immer eine Unsicherheit über das nächste Engagement mit sich bringt, hatte er einen Tag später einen Termin bei Jost Wiebelhaus, Chef vom Frankfurter Laufshop (oben im Bild rechts).

Beide waren sich schnell einig, dass David Rott prima ins Team passt. Seitdem gehört der Schauspieler zum Berater-Team und wird freigestellt, wenn er für Produktionen in seinem Job als Schauspieler vor der Kamera steht.

Seine Schauspiel-Karriere startete er 1998 am Theater. Seinen Durchbruch als Filmschauspieler hatte er 2003 als Draufgänger und Mädchenschwarm Torge in der Produktion „Ganz und gar“.

Als Läufer liebt er Herausforderungen. Vor allem Läufe in den Bergen. In diesem Jahr war der Salomon Zugspitz-Ultratrail sein Highlight.

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„Ich mag die langen Kanten am liebsten“

Du hast im Juni den Zugspitz-Ultratrail über die 106-Kilometer-Distanz gefinisht. Was fasziniert dich daran?

David Rott: „Mir liegt das. Einige Leute denken: „Warum macht man das?“ Ich glaube, das ist eine Präferenz. Manchen liegen Unterdistanzen oder der Halbmarathon. Ich mag die langen Kanten am liebsten, weil da der mentale Anteil größer wird. Es kommt definitiv der Punkt, wo du scheiterst mit all dem, was du dir vorgenommen hast. Und dann beginnt das, worum es geht, dass du irgendwie eine Strategie rausfindest.

Du meinst die vielen mentalen Krisen, die es beim Ultralaufen gibt?

„Wenn du 20 Stunden unterwegs bist, passiert wahnsinnig viel. Dabei ist nicht entscheidend, ob du eine Stunde mehr oder weniger brauchst. Wichtig ist, wie du mit deinen Krisen umgehst. Du hast diese Täler, wo es schlimm ist, wo der Mann mit dem Hammer kommt. Nicht einmal, sondern ein paar Mal. Mit dir selbst in dieser gefühlt existenziellen Krise umzugehen, das mag ich.“

Ein Ultra ist nicht wirklich planbar. Als Schauspieler lebst du auch mit einer gewissen Unsicherheit. Wann ruft der nächste Produzent an? Wann kommt das nächste Engagement? Wie gehst du damit um?

„Diese Unwägbarkeit bringt fast jeder künstlerische Beruf mit sich. Man muss lernen, damit umzugehen. Das ist nicht immer schön. Das Laufen ist bei mir ein Regulativ dazu. Vor allem das strukturierte Training. Da übernehme ich selbst die Kontrolle und löse tägliche Aufgaben für mich. Dazu gehört auch das Arbeiten hier im Shop.“

„Es macht Spaß, den bestmöglichen Laufschuh zu finden“

Seit eineinhalb Jahren stehst du im Frankfurter Laufshop „auf der Fläche“. Sind Schauspieler gute Verkäufer?

„Ich würde das nicht verallgemeinern. Aber natürlich verkauft jeder Schauspieler eine Geschichte. Das ist beim Laufschuh auch so. Das Schöne ist aber, dass wir nicht verkaufen müssen. Die Nachfrage ist aktuell so groß, dass wir uns wirklich darauf konzentrieren, den bestmöglichen Schuh zu finden. Und das macht Spaß.“

Bist du ein Laufschuh-Nerd, der (fast) alles über Laufschuhe weiß?

„Wer ist das als Läufer nicht? Das Thema interessiert mich natürlich. Und ich glaube, dass hier alle Berater ein sehr hohes Wissen über die Laufschuhe haben, die auf dem Markt sind.“

„Alphamännchen ist eine Komödie, die aktuell auf Netflix läuft“

Was ist dein nächstes läuferisches Ziel?

„Ich bin wieder eingestiegen ins Training für einen — in Anführungszeichen  —kleineren Ultra in Belgien Anfang November. Das ist der Grand Trail des Lacs et Châteaux. Das sind 66 Kilometer und zweieinhalbtausend Höhenmeter.

Und auf welche Produktion dürfen wir uns mit David Rott in einer spannenden Rolle freuen?

„Am 2. Oktober startete auf Netflix eine Serie, wo ich eine der Hauptrollen spiele. Es geht um vier Männer und eine Welt, die sich weitergedreht hat. Sie heißt „Alphamännchen“. Eine Komödie, wirklich sehr lustig. Erstmal acht Folgen. Und dann wird sich zeigen, ob es eine zweite Staffel gibt.“