Ratgeber
morgensjoggen
© Adobe Stock/sutadimages

Morgens joggen
„Eule“ oder „Lerche“ – wer trainiert gesünder?

| Text: Dr. Stefan Graf | Foto: Adobe Stock/sutadimages

Morgens joggen noch vor der Arbeit – oder doch lieber am Abend: Wann ist die perfekte Trainingszeit? Eine Studie liefert dazu nun Ergebnisse.

Bei der Frage, „wann läufst du am liebsten“, scheiden sich die sportlichen Geister. Während es für „Eulen“ unvorstellbar ist, morgens joggen zu gehen, macht Lerchen allein der Gedanke an abendliches Training müde.

Ob es im Hinblick auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit von Bedeutung ist, zu welcher Tageszeit man seine sportlichen Einheiten absolviert, haben Mediziner und Medizinerinnen der Universität Leiden (Niederlande) anhand gesammelter Aktivitäts- und Gesundheitsdaten von fast 87.000 zu Studienbeginn Herz-kreislaufgesunden Frauen und Männern im Alter von 42 bis 78 Jahren analysiert. Die über eine Beobachtungszeit von sechs bis acht Jahre eingetretenen Herzerkrankungen und Schlaganfälle wurden mit den Aktivitätsmustern (Trainingszeit und -pensum), dem Chronotyp („Lerche“, „Eule“, keines von beidem) und dem Geschlecht abgeglichen.

Morgens joggen: Diese Vorteile kann es haben

Bezogen auf die Gesamtkohorte ergab die statistische Auswertung für Personen die sehr früh (bis 8 Uhr) oder früh (8 bis 11 Uhr) aktiv waren gegenüber jenen, die sich erst nachmittags (nach 12 Uhr) oder abends (nach 19 Uhr) belasteten, signifikant niedrigere Erkrankungsraten. Konkret war die Häufigkeit von Herzerkrankungen bei den vor 8 Uhr Aktiven um 14 Prozent und bei den zwischen 8 und 11 Uhr Aktiven um 16 Prozent niedriger als bei nachmittags oder abends Trainierenden.

Insgesamt war das spätmorgendliche Training zwischen 8 und 11 Uhr mit den geringsten Erkrankungsraten assoziiert. So lag auch beim Schlaganfall der Bonus der zu dieser Zeit Aktiven bei 17 Prozent gegenüber den sich später Belastenden.

Drei bemerkenswerte Befunde

Die Analyse von drei nach Chronotyp, Belastungspensum und Geschlecht stratifizierten Untergruppen lieferte drei bemerkenswerte Befunde:

1. Auch Eulen, die entgegen ihrer Präferenz morgens joggen gingen bzw. früh am Tag trainierten, erlitten weniger Herzerkrankungen und Schlaganfälle als ihre Spätaktiven gleichen Chronotyps.
2. Das absolute Belastungspensum (Intensität, Umfang) spielte keine Rolle.
3. Der gesundheitliche Bonus des frühen Trainings war bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Gegenüber den Spätaktiven zeigten zwischen 8 und 11 Uhr agile Frauen um 24 bzw. 35 Prozent niedrigere Herzerkrankungs- und Schlaganfallraten.

Eingefleischte Morgenmuffel mag beruhigen, dass derartige Datenanalysen keine Kausalzusammenhänge belegen können. Zudem wurden die gesundesten Werte ja für die Trainingszeit zwischen 8 und 11 Uhr ermittelt, was auch für manche Eule machbar sein dürfte.