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US-Studie
So stark schützt Bewegung vor schweren Covid-19-Verläufen

| von Marleen Neumeier

US-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass körperlich inaktive Menschen ein 2,5-mal höheres Risiko haben, an Covid 19 zu sterben. Wie Bewegung vor schweren Corona-Verläufen schützt, liest du hier.

Regelmäßige körperliche Aktivität kann einer Covid-19-Erkrankung mit schwerem Verlauf oder gar tödlichem Ausgang vorbeugen. Das zeigt eine aktuelle Studie, die im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht wurde – einer von Experten begutachteten medizinischen Zeitschrift, die sich mit Sportwissenschaft und Sportmedizin befasst.

Hauptergebnis der Studie: Das Risiko, an einer Corona-Infektion zu sterben, ist bei körperlich inaktiven Personen fast 2,5-mal höher als das von Menschen, die sich mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen. Die Bewegung sollte so intensiv sein, wie wir es vom lockeren Laufen kennen. Denn das macht laut dem Hauptautor der Studie den Unterschied. „Die Bewegung sollte nur so anstrengend sein, dass man dabei nicht singen kann – aber nicht so schwer, dass man nicht sprechen kann“, erklärt Sport- und Familienmediziner Robert Sallis in einem Interview mit dem Spiegel. Abgesehen von der Impfung sei Bewegung das Beste, was man tun kann. Bewegungsmangel sei der größte beeinflussbare Risikofaktor, um die individuelle Wahrscheinlichkeit eines schweren Covid-Verlaufs zu verringern, was aber natürlich nicht gleichbedeutend damit ist, dass Sport die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ersetzen kann.

Die schützenden Effekte von Bewegung sind vielfältig, wie Sallis in dem Spiegel-Interview betont. Sportliche Menschen haben ein verbessertes Abwehrsystem gegenüber Viren, verfügen über ein optimiertes Herz-Kreislauf-System und eine bessere Lungenfunktion. Da Sport auch Entzündungen und Gerinnungsstörungen vorbeugt, ist er besonders sinnvoll, um schweren Covid-19-Verläufen vorzubeugen. Denn Menschen, die an Corona gestorben sind, erlitten oft sehr starke Entzündungsreaktionen des Körpers.

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Impfstoffe könnten bei sportlich Aktiven besser wirken

Es gibt auch Hinweise, dass Corona-Impfstoffe besser wirken, wenn man körperlich aktiv ist. „Wir haben in der Vergangenheit jedenfalls bei der Grippeimpfung gesehen, dass trainierte Menschen besser auf den Impfstoff reagieren als untrainierte. Ich vermute, dass das auch bei Covid-19 so ist“, so Robert Sallis, der am Kaiser Permanente Medical Center in Fontana (Kalifornien) praktiziert und als Professor an der University of California lehrt.

Sein Fazit: Sport ist wichtiger als je zuvor. „Es ist also wirklich wichtig, dass die Menschen kontinuierlich trainieren, und versuchen, sich vor diesen Krankheiten bestmöglich zu wappnen“, betont der Sportmediziner gegenüber dem Spiegel und bezeichnet es als Fehler, dass in der Pandemie in vielen Ländern „die Orte für körperliche Aktivität nicht als wichtig angesehen wurden und nicht alles versucht wurde, um sie offenzuhalten“.

Studie mit fast 50.000 Patienten

Für die Studie wurden Patientendaten seines Gesundheitszentrums in Kalifornien ausgewertet. Forschungsziel ist es, Zusammenhänge zwischen Krankenhausaufenthalten, Intensivstationsaufnahmen und Sterbefällen von Covid-19-Patienten und ihrer körperlicher Aktivität herzustellen. 48.440 Patienten wurden regelmäßig gefragt, wie oft und wie lange sie zuletzt sportlich aktiv waren und anschließend in diese Kategorien eingeordnet: konstant inaktiv (null bis zehn Minuten pro Woche), manchmal aktiv (elf bis 149 Minuten pro Woche), regelmäßig aktiv (150 und mehr Minuten pro Woche).

Das Ergebnis ist eindeutig: Regelmäßig aktive Menschen kommen bei einer Corona-Erkrankung unversehrter davon. Konstant inaktive Patienten hatten ein 2,26-mal höheres Risiko für einen Aufenthalt im Krankenhaus als regelmäßig aktive Patienten. Auch eine Behandlung auf der Intensivstations war bei den Inaktiven 1,73-mal wahrscheinlicher als bei den regelmäßig Aktiven. Das Sterberisiko war sogar 2,49-mal höher. Auch zwischen den nur manchmal aktiven und den konstant inaktiven Patienten wurden signifikante Unterschiede ermittelt. Gegenüber den manchmal Aktiven war ihr Risiko für einen Krankenhausaufenthalt 1,20-mal höher, für eine Intensivstationsaufnahme 1,10-mal höher und für den Tod an Corona 1,32-mal höher.